Tatjana Pokorny
· 19.05.2020
In Lorient ist der Refit abgeschlossen, die Zeit des Wartens vorbei: Heute hat Boris Herrmanns Team seine Imoca zur Vermessung ins Wasser gebracht
Nach Entwicklung und Bau der neuen Foils und monatelangem Refit – alles in allem rund 12.000 Mannstunden Arbeit – ist Boris Herrmanns Imoca "Seaexplorer – Yacht Club de Monaco" am Mittwochnachmittag im bretonischen Lorient erstmals zu Wasser gelassen worden. Der Skipper selbst verfolgte den Vorgang live und "positiv aufgeregt" am heimischen Bildschirm in Hamburg. Für den späten Nachmittag stand nach dem Aussitzen einiger bretonischer Böen in Lorient die Vermessung durch den sehr erfahrenen Imoca-Chefvermesser René Boulaire und sein Team auf dem Programm. Die Taufe des Bootes im neuen Kleid wird nach den ersten Testschlägen und mit dem Skipper und seinem Team zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Boris Herrmann und seine Ehefrau Birte erwarten in diesen Tagen in Hamburg ihr erstes Kind. Erst nach der Geburt wird Herrmann nach Frankreich reisen und das Kommando über seine Vendée-Globe-Yacht mit der Startnummer 10 übernehmen, die auf das Deck der Yacht lackiert wurde.
Herrmann war am Mittwoch konstant mit seinem Team in Kontakt. Acht Leute haben sich in Lorient um das aufwändige Manöver gekümmert, die "Seaexplorer – Yacht Club de Monaco" aus der Werft gezogen und per Kran ins Hafenbecken gesetzt sowie den Mast gestellt. "Nun werden wir sehen, ob wir das Vermessungszertifikat bekommen", sagte Herrmann, "es kann immer mal etwas anders sein als erwartet. Ob beim Gewicht oder beim Schwerpunkt." Die ersten Testtörns übernimmt Herrmanns internationales Team vor Ort, bevor der 38-jährige erste deutsche Vendée-Globe-Starter in der Geschichte es Einhand-Nonstop-Rennens um die Welt sich auf die neue Langstrecke "Vendée-Arctic-Les Sables d'Olonne" vorbereitet, in die er am 4. Juli mit vielen weiteren Vendée-Globe-Teilnehmern zur Vorbereitung starten will.
Einige brauchen diese Regatta auch noch zum geforderten Meilennachweis. Diese Qualifikationshürde für die Vendée Globe hat Boris Herrmann bereits erfüllt. Das neue Rennen, das in der Corona-Krise als Alternative zu den gestrichenen Transat-Rennen kreiert wurde, führt die Flotte als Prolog zur Vendée Globe von Les Sables d'Olonne an Island vorbei zu einem Wegepunkt am nördlichen Polarkreis, wieder nach Süden um die Azoren und zurück nach Les Sables d'Olonne. "Das wird das einzige hochkarätige Solorennen sein, an dem die Skipper vor dem Vendée-Globe-Start am 8. November teilnehmen können", erklärt Jacques Caraës, in dessen bewährten Händen die Renndirektion sowohl für das "Polarrennen" als auch die Vendée Globe liegt. Damit kämen die Segler und Seglerinnen nach der langen Corona-Zwangspause zum einen wieder in den Solo-Modus, zum anderen hätten sie die Chance, ihre neuen oder überarbeiteten Boote technisch "auf Herz und Nieren" zu überprüfen. "Für elf Skipper ist es außerdem die Möglichkeit, sich für das Solorennen um die Welt zu qualifizieren", so Caraës.