Tatjana Pokorny
· 21.09.2024
Neun Editionen und acht Sieger hat die Vendée Globe bislang in ihrer Geschichte erlebt: In die Siegerliste des härtesten Segelsolos haben sich die Meister ihrer Generationen eingetragen. Sie begann mit Titouan Lamazou (1989/1990) und wurde von Alain Gautier (1992/1993), Christophe Augin (1996/1997), dem einzigen zweimaligen Gewinner Michel Desjoyeaux (2001/2002, 2008/2009), Vincent Riou (2004/2005), François Gabart (2012/2013), Armel Le Cléac’h (2016/2017) und dem amtierenden Titelverteidiger Yannick Bestaven (2020/2021) fortgesetzt. Wer wird die Jubiläumsedition gewinnen?
Ein Rekordfeld von 40 Imocas wird am 10. November vor Les Sables-d’Olonne zum Start der 10. Vendée Globe aufkreuzen. 34 Männer und sechs Frauen wollen die Herausforderung der Weltmeere zum Solo um die Welt annehmen. Sie repräsentieren elf Nationen. Unter den Hochleistungsakteuren, Wagemutigen, XL-Träumern und Abenteurern sind 14 “Internationale” und 15 Erstteilnehmer, die bei der Vendée Globe “Bizuths” genannt werden.
42 Jahre trennen die jüngste Teilnehmerin Violette Dorange (”Devenir”) mit ihren erst 23 Jahren und den 65-jährigen Altmeister Jean Le Can (”Toute Commence en Finistère – Armor Lux”). 24.296 Seemeilen (44.996 Kilometer) haben die Herausforderer auf dem Papier zu meistern. Tatsächlich werden es sehr viele mehr sein.
Renndirektor Hubert Lemonnier und sein Team werden die Flotte ins Rennen schicken und dirigieren. Die Vendée-Globe-Bestzeit hält immer noch Armel Le Cleac’h, der die vorletzte Vendée Globe in 74 Tagen, 3 Stunden, 35 Minuten und 46 Sekunden gewann. Eine Zeit von 70 Tagen scheint – je nach Bedingungen – nicht ausgeschlossen.
Sechs bis zehn Leute können aufs Podium segeln. Ich bin einer davon.” Boris Herrmann
Boris Herrmann startet nach Platz fünf bei seiner Premiere 2020/2021 zum zweiten Mal in Folge in das bekannteste Solosegelrennen um die Welt. Neben der in München geborenen Deutsch-Französin Isabelle Joschke («Macsf») will er die deutsche Flagge auf seiner 2022 getauften «Malizia – Seaexplorer» erfolgreich wehen lassen. Der 43-Jährige startet mit Podiumschancen ins Rennen.
Seine Vorbereitung bezeichnete der fünfmalige Weltumsegler vor seiner insgesamt sechsten und der zweiten Solo-Runde um die Erde als “sehr gut”. Boris Herrmann sagte: “Mit Blick auf die erledigten Hausaufgaben stehen wir auf den vorderen Rängen, können uns also dem Co-Favoritenstatus nicht verwehren.”
Nach der Erfahrung der Last-Minute-Kollision mit einem Fischerbot in der letzten Nacht seiner ersten Solo-Weltumseglung, die ihn damals den greifbaren Podiumsplatz gekostet hatte, erinnert Herrmann aber auch an die Schattenseiten der schwersten Prüfung des Segelsports: «Bei der Vendée Globe kommt noch das Glück ins Spiel. Wenn da etwa ein blödes Objekt, ein Baumstamm im Wasser schwimmt wie letztes Mal bei Samantha Davies, die vor Kapstadt eine Kollision hatte und aufgeben musste…”
Wie alle anderen 39 Imoca-Skipper und Skipperinnen startet auch Boris Herrmann mit der Hoffnung, von solchen Rückschlägen verschont zu bleiben. Zusätzlich flankiert wird diese Hoffnung von einer Reihe eingerichteter Biodiversitätsschutzzonen. Sie sollen helfen, das Risiko von Kollisionen zwischen den Imocas und der marinen Megafauna - bestehend aus Walen, aber auch großen Fischen wie Haien, die sich in diesen Gebieten aufhalten, um sich zu ernähren oder fortzupflanzen - zu minimieren.
Diese Zonen werden vor dem Start vom wissenschaftlichen Konsortium Share the Ocean in Zusammenarbeit mit der Vendée-Organisation als Biodiversitätsschutzzonen festgelegt. Das Konsortium wird vom Stiftungsfonds der Vendée Globe Foundation unterstützt.
Vendée-Globe-Präsident Alain Leboeuf sagte: „Der Schutz der marinen Artenvielfalt ist eine Priorität für die Vendée Globe. In Zusammenarbeit mit Share the Ocean richten wir diese Schutzzonen ein, um die Auswirkungen auf die marine Megafauna zu minimieren und so dieses große menschliche Abenteuer mit Respekt vor den Ökosystemen, die wir durchqueren, fortzusetzen.“
Das Abenteuer der Vendée Globe selbst erleben? Bei der letzten Auflage haben 1.069.068 Menschen am virtuellen Solo um die Welt teilgenommen. 424767 kamen an. Hier geht es zu den Infos dazu.