Vendée Globe13-Meter-Wellen voraus – Biskaya-Hölle für Davies und Herrmann?

Tatjana Pokorny

 · 23.01.2025

Als würde ihm das nahende Ziel schon zulächeln: Jérémie Beyous Blick voraus.
Foto: Jérémie Beyou/VG2024
Bis zu 13 Meter hohen Wellen könnten in dem Tief stecken, das vor allem Samantha Davies’ und Boris Herrmanns Vendée-Globe-Finale in der Biskaya bedroht. Das höllische Szenario war am Donnerstag auch Thema beim Wetterbriefing der Vendée-Globe-Verantwortlichen.

Was für eine Prognose! Bis zu 13 Meter hohe Wellen könnte das Tief bringen, das vor allem das Finale der auf den Plätzen zwölf und dreizehn segelnden Samantha Davies und Boris Herrmann bedroht. Das berichtete in der Nachmittagssendung Vendée Live! die britische Vendée-Globe-Seglerin Pip Hare. Nach dem Mastbruch auf “Medallia” hatte sie ihr Boot aus eigener Kraft nach Australien bringen müssen.

Vendée Globe: Böses Szenario für Davies und Herrmann

Inzwischen hat Pip Hare die boot Düsseldorf auf Einladung der YACHT besucht, dort eine Laudatio für die neue amerikanische Seamasterin 2025 Cole Brauer gehalten und vielen Messebesuchern von ihrer persönlichen Vendée-Globe Geschichte, dem “Medallia”-Mastbruch und den Folgen berichtet. Nun ist die Britin wieder in Les Sables-d’Olonne eingetroffen, weil sie die Zieldurchgänge der anderen erleben und ihre Wegbegleiter empfangen will.

Die Biskaya ist kurz davor, in Flammen zu stehen.” Vendée Globe

Die am Sonntag im Ziel erwartete “Initiatives - Cœur”-Skipperin Sam Davies und der für Montag oder Dienstag erwartete “Malizia – Seaexplorer”-Skipper Boris Herrmann arbeiten indessen an Lösungen, mit der seit Tagen nicht besser werdenden Prognose umzugehen. Die Wucht des Tiefs, das nach aktuellen Vorhersagen Davies und Herrmann am härtesten treffen könnte, erscheint aus heutiger Sicht noch viel gewaltiger als die Vorgänger, die die Skipper weiter vorne auch aktuell noch peinigen.

Pip Hare beschrieb es so: “Da kommt ein weiteres großes Tief mit einer riesigen Front aus dem Westen. Es wird die Dinge fordernd machen für die nächste Gruppe. Da haben wir Bejamin, Clarisse und Sam. Clarisse und Benjamin werden hart pushen, um vor der Front reinzukommen. Aber im Briefing heute morgen haben wir gehört, dass im Süden des Tiefs 13-Meter-Wellen stecken. Das wird wirklich irre.”

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Jérémie Beyou verneigt sich vor Sam Goodchild

Mit Blick auf ihre Landsfrau Sam Davies sagte Pip Hare: “Weil Sam ein bisschen hinter ihnen (Red.: Benjamin Dutreux und Clarisse Crémer) zurückliegt, muss sie wirklich über ihre Taktik nachdenken, um da durchzukommen. Und wir werden vermutlich erleben, dass Boris verlangsamen wird, um das schlimmste Wetter durchgehen zu lassen, bevor er in die Biskaya kommt.” Der “Malizia – Seaexplorer”-Skipper hielt sich am Donnerstag bedeckt. Am Vorabend hatte er in Kürze vermeldet: “Mir geht es gut. Die Bedingungen sind beeindruckend. Es ist mega ruppig.”

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Noch vor dem Sturmwochenende entscheidet sich heute Nacht und am Freitag im Verlauf von Renntag 74 der Kampf um die Plätze vier bis sechs. Jérémie Beyou scheint Platz vier nicht mehr zu nehmen zu sein. Bei unter 200 Seemeilen bis ins Ziel hielt der “Charal”-Skipper am Donnerstagnachmittag alle Trümpfe in der Hand. Der 48-jährige Bretone wurde zuletzt um Mitternacht herum als Vierter im Ziel erwartet.

In einem Interview mit Vendée-Live!-Moderator Andi Robertson verneigte sich Beyou auf dem Weg zur Top-Platzierung auch vor seinem Dauerrivalen Sam Goodchild, der mit einem älteren Boot von 2019 (Ex-”LinkedOut”) vielen Neubauten und auch ihm selbst so stark Paroli geboten hatte. Erst das explodierte “Vulnerable”-Großsegel hatte das packende Duell um Platz vier zwischen dem Franzosen Beyou und dem 14 Jahre jüngeren Briten Goodchild beendet.

Ich bin traurig. Ich wünschte, wir könnten unser Duell noch haben. Aber das ändert nichts daran, dass wir alle wissen, dass er ein Champion ist. Das habe ich ihm gesagt.” Jérémie Beyou

Knapp 7000 Seemeilen entfernt von den sich atemlos jagenden Brutalo-Szenarien in der Biskaya, segelte der Belgier Denis Van Weynbergh an diesem Nachmittag erst in den Atlantik ein. Er hat als letzter Skipper der 10. Vendée Globe Kap Hoorn passiert. "Er hat die Tür zugemacht", sagte Vendée-Live!-Moderator Andi Robertson. Der "D'Ieteren Group"-Skipper passierte hat das wichtigste Kap des Solos um die Welt am 23. Januar um 7.39 Uhr deutscher Zeit.

Knapp 7000 Seemeilen für Van Weynbergh bis ins Ziel

Für sein Rennen bis hierhin hat Denis Van Weynbergh bei 73 Tagen, 18 Stunden, 37 Minuten und 54 Sekunden etwas mehr als 40 Tage länger gebraucht als Yoann Richomme. Der “Paprec Arkéa”-Skipper hatte Kap Hoorn in der Nacht zu Heiligabend mit lautem Jubelschrei als Flotten-Erster knapp vor Charlie Dalin passiert.

Am Ende brauchte der Vendée-Globe-Zweite Yoann Richomme bei einer Renndauer von unter 66 Tagen weniger Zeit für sein gesamtes Solo um die Welt als der 54-jährige Belgier Denis van Weybergh bis Kap Hoorn. Van Weynbergh hatte sich für seine zweite Runde um die Welt nach der abenteuerlichen Premiere mehr vorgenommen, aber mit einer Reihe von technischen Problemen zu kämpfen. Nun liegt noch der letzte atlantische Abschnitt vor ihm.


REPLAY!

Hier geht es zur Sendung Vendée Live! mit Andi Robertson, den bedrohlichen Wetterprognosen für Sam Davies und Boris Herrmann, Studiogast Pip Hare und interessanten Kommentaren von Jérémie Beyou und Benjamin Dutreux:

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