Tatjana Pokorny
· 13.12.2018
Das Offshore Team Germany und sein Mitgründer Jörg Riechers segeln auf unterschiedlichen Kursen und getrennt voneinander in die Zukunft
Der eine segelt solo und getreu seiner Zielsetzung auch 2019 weiter auf Kurs Class40 und noch immer mit Hoffnung auf die erste Vendée-Globe-Teilnahme eines deutschen Seglers, die anderen haben ihre Augen bereits weiter in die Zukunft gerichtet und eine Teilnahme am Volvo Ocean Race unter deutscher Flagge ins Visier genommen. Diese beiden Ziele aber lassen sich nach jüngsten Erkenntnissen schon technisch nur schwierig vereinbaren. Was der Hauptgrund für die Trennung vom Jörg Riechers und dem von ihm mitgegründeten Offshore Team Germany (OTG) ist. Der Hamburger Segelprofi und der von den Berlinern Jens Kuphal und Robert Stanjek weiter geführte Rennstall segeln künftig auf unterschiedlichen Kursen und getrennt voneinander in die Zukunft.
In einem Statement von Jörg Riechers hieß es dazu am Freitagnachmittag: "Ich habe mich heute dazu entschieden, das Offshore Team Germany zu verlassen. Der Grund dafür ist die Vorbereitung der Imoca Ex-"Acciona", die bezüglich ihres Leistungsvermögens und ihrer Sicherheit nicht ausreichend ist. Außerdem macht die Richtung, in die das Projekt von der Teamleitung gesteuert wird, es schwer, eine erfolgreiche Vendée-Globe-Kampagne mit dem Boot vorzubereiten. Ich bevorzuge es, mit meiner eigenen Struktur weiterzuarbeiten, um ein vernünftiges und leistungsorientiertes Projekt betreiben zu können. Weitere Neuigkeiten dazu gibt's am kommenden Montag."
Die Gründe für den Bruch im Team wurden mehrheitlich von außen geliefert: Der geplante Einsatz der traditionell bei der Einhand-Weltumsegelung Vendée Globe antretenden Imoca-Yachten nun auch im kommenden Volvo Ocean Race – dort allerdings idealerweise mit anderen Masten und auch sonst technisch für das Team-Segeln optimiert – hat die Interessen der beiden OTG-Lager wie eine Schere immer weiter auseinandergehen lassen. So sagt Riechers, dass er als angehender Vendée-Teilnehmer seglerisch nicht mehr vertreten konnte, was zuletzt für die Imoca gekauft und modifiziert wurde. Andererseits hat das verbliebene Team im Offshore Team Germany beim Refit der Ex-"Acciona" schon mit mindestens einem Auge auf optimale Ausrüstung für das Volvo Ocean Race geschielt.
Dabei wird es in den kommenden Jahren nach Insider-Erkenntnissen voraussichtlich nur wenige Imocas geben, die erst einhand gesegelt an der Vendée Globe und dann modifiziert von einem Team im Volvo Ocean Race gesegelt werden. Die Mehrheit potenzieller Teilnehmer wird sich voraussichtlich für die eine oder die andere Regatta entscheiden. Auch, weil zwischen beiden Rennen nur ein halbes Jahr liegt. Neben seinen Vendée-Plänen, die er weiter vorantreiben und notfalls auch um eine Auflage verschieben will, wird Riechers 2019 als Werksfahrer eine Class 40 Open Racing Yacht von Owen Clarke Design steuern. Das German Offshore Team dagegen hat weitere Schritte auf seinem Volvo-Ocean-Race-Kurs angekündigt und arbeitet für die Teilnahme am bekanntesten Mannschaftsrennen um die Welt, das schon bald ganz offiziell seinen neuen Namen erhalten soll. "Das ist unsere DNA und entspricht unserem Programm", sagt Team-Manager Jens Kuphal, der dem scheidenden Piloten Jörg Riechers "wirklich von Herzen alles Gute" für dessen Solo-Pläne wünscht. Sollte der ambitionierte OTG-Coup gelingen, würde genau 20 Jahre nach der letzten deutschen Teilnahme am Meeres-Marathon und dem Sieg der Illbruck Challenge 2021/22 wieder ein deutsches Boot dabei sein.