Transat CICDer 14-Tage-Countdown läuft – Boris Herrmann vor Nordatlantik-Rennen

Tatjana Pokorny

 · 14.04.2024

In der vergangenen Woche trainierte Boris Herrmann mit dem Pôle Course au Large in Frankreich
Foto: Marie Lefloch/Team Malizia
In zwei Wochen fällt der Startschuss zum ersten Imoca-Kräftemessen in der Vendée-Globe-Saison 2024. Neben 13 Class-40-Solisten und zwei Vintage-Startern wollen 33 Imoca-Kandidaten das Transat CIC bestreiten. Zwei von ihnen sind “Malizia – Seaexplorer”-Skipper Boris Herrmann und “Macsf”-Skipperin Isabelle Joschke. Boris Herrmann sagt vorab: “Ich habe große Lust auf den Nordatlantik.” Eine Trainingswoche mit dem Pôle Course au Large markierte den jüngsten Vorbereitungsschritt

Das Transat CIC ist ein Rennen mit reicher Segelsportgeschichte, eine pure und intensive Einhand-Herausforderung – aktuell für die Klassen Imoca, Class 40 und Vintage. Es führt seine Teilnehmer von Lorient in der Bretagne über 3.500 Seemeilen nach New York. Als Hürden lauern eine Reihe Tiefs, die über den Nordatlantik fegen und Gegenwinde erzeugen – das große Merkmal dieses Rennens. In den Anfängen des Transat CIC, das einst auch als Ostar oder Englisches Transat bekannt war, lag der Rekord für die Überquerung des Atlantiks bei 40 Tagen. Heute können die besten Solisten am Steuer der schnellsten Boote die gleiche Strecke in nur acht Tagen meistern.

Die ersten Helden: Francis Chichester und Éric Tabarly

Das Rennen, in dessen Anfängen seit der Premiere 1960 Legenden wie Francis Chichester (”Gipsy Moth III”) und Éric Tabarly Ruhm erwarben, genießt nicht nur in Frankreich ein hohes Ansehen. Es startete 1960 in Zeiten von Kompass und Sextant mit fünf Solisten, die von Plymouth aus über den Nordatlantik segelten. Den Sieg holte bei der Premiere Francis Chichester in 40 Tagen, 12 Stunden und 30 Minuten. Heute brauchen die Besten der nachfolgenden Generationen nur noch rund ein Fünftel der Zeit.

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Éric Tabarly absolvierte das zweite Ostar von Plymouth nach Newport auf Rhode Island 1994 in 27 Tagen, 3 Stunden und 56 Minuten. Er siegte 1964 und 1976. Der Kurs nach Newport blieb in den Jahren 1968, 1972, 1976, 1980, 1984, 1988, 1992, 1996 und 2000 gleich. 2004 und 2008 ging es vom selben Starthafen Plymouth nach Boston. Nach längerer Pause wurde das Rennen von Plymouth nach New York 2016 mit 25 Teilnehmern wiederbelebt. Mit Francçois Gabart gewann der Vendée-Globe-Dominator von 2013. Gerade wieder im Aufwind, musste das Transat CIC 2020 in Corona-Härtezeiten abgesagt werden. Nun ist es zurück und auf gutem Kurs zu alten Glanzzeiten.

Zwar bleibt der goldene Teilnehmerrekord von 1976 mit 125 Booten vorerst unerreicht, doch bei guter Quantität von 48 Booten konnte das Starterfeld der letzten gesegelten Auflage von 2016 (25 Boote) fast wieder verdoppelt werden. Zur herausragenden Qualität der Transat-CIC-Flotte tragen vor allem die starke Imoca-Klasse und ihre Protagonisten bei, die sich mit dem ersten von zwei aufeinanderfolgenden Transats auf die 10. Vendée Globe vorbereiten, die am 10. November dieses Jahres startet. Die Doppel-Chance, im Anschluss auch am New York – Les Sables-d’Olonne, dem Rückrennen nach Europa, teilzunehmen, nutzen die meisten.

Neue Flügel und neue Segel für Boris Herrmann

So auch Boris Herrmann, der sich aktuell in der Bretagne mit “Malizia – Seaexplorer” auf seinen Start ins Transat CIC vorbereitet. Mit neuen Foils ausgestattet, soll der deutsche Imoca zeigen, was vor Herrmanns zweiter Vendée-Globe-Teilnahme in ihm steckt. Mit etwas schwererer Kielbombe, etwas erhöhtem Gewichtsschwerpunkt der Foils und dem neuen Paar gemäß Klassenregel maximal großer Flügel sehen Skipper Boris Herrmann und Team Malizia ihr Boot nach ersten Tests und Trainings auf gutem Kurs.

“Wir arbeiten maximal hart im Training und bekommen sehr ermutigende Ergebnisse”, sagte Boris Herrmann am Wochenende. In dieser Optimierungsphase kommen das Transat CIC und die Rückregatta im Timing als Bewährungsproben gerade recht. Ebenfalls just pünktlich für die Transat-Herausforderung kommen einige neue Segel für “Malizia – Seaexplorer” noch rechtzeitig zum Start. Boris Herrmann sagt: “Wir haben eine neue J2, ein bisschen kleiner und ein bisschen anders. Und ein Jib-Top hatten wir vorher gar nicht. Ein Segel, das vom Bug anfängt. Das hatte ich auf dem alten Schiff in der letzten Vendée Globe eingesetzt und wollte es jetzt gern wiederhaben. Das wird alles gerade so fertig, dass ich es auf den beiden Transats einsetzen kann.”

Eine Woche Training mit dem Pôle Course au Large in Port-la-Forêt inklusive Offshore-Fahrt über Nacht liegt just hinter Boris Herrmann. Alle Größen des Imoca-Sports waren dabei: Charlie Dalin, Thomas Ruyant, Jérémie Beyou, Yann Richomme, Sam Davies, Justine Mettraux und mehr. Die Favoriten laufen sich warm für die Nordatlantik-Hatz. Letzte Tests sind bei Team Malizia für die dritte April-Woche geplant, bevor im Transat-Countdown strategische, navigatorische und weitere Erwägungen mit Blick aufs Rennen ins Spiel kommen, das zur Freude der meisten Rennställe vor den Stegen ihres Heimathafens La Base in Lorient startet.

Isabelle Joschke und Nico Lunven dabei

Von hier setzt auch die Deutsch-Französin Isabelle Joschke die Segel ihrer “Macsf”. Sie wird aber “nur” das Transat CIC, nicht die Rückregatta nach Les Sables-d’Olonne bestreiten, um für sich eine zu hohe Belastung auf Kurs Vendée Globe zu vermeiden. Für Isabelle Joschke ist weniger vor ihrem zweiten Vendée-Globe-Start mehr: “Um besser zu sein, brauche ich viel Erholung. Ich segle die New York Vendée also nicht. Da werde ich mich erholen.”

Mit von der Partie ist bei den Transats auch Team Malizias ehemaliger Ocean-Race-Navigator Nico Lunven auf “Holcim – PRB”. Seine Einschätzung: “Das Transat CIC ist ein emblematisches Rennen. Historisch gesehen handelt es sich um das englische Transat, das Éric Tabarly zweimal gewinnen konnte. Das Rennen hat es Frankreich ermöglicht, den Segelsport und die Hochseeregatten zu entdecken. Es ist ein anspruchsvolles Rennen im Nordatlantik, gegen die vorherrschenden Winde, mit einer fabelhaften Ankunft in New York. Es ist selten, in die Vereinigten Staaten zu segeln, und mit einem Imoca nach einer Atlantiküberquerung in New York anzukommen ist ein Traum.”

Der Zeitplan fürs Transat CIC

Die 15. Edition des Transat CIC beginnt mit der Eröffnung des Race Village in Lorient ab 23. April. Die Parade der Imoca- und Class-40-Flotten ist für den Nachmittag des 23. April ab 14 Uhr geplant. Die Boote werden um die Insel Groix segeln und gegen 17.30 Uhr wieder in den Hafen La Base einlaufen. Abends wird unter anderem ab 20.30 Uhr der Film “Mon double Everest” (”Mein doppelter Everest”) mit Maxime Sorel im Auditorium der Cité de la Voile gezeigt. Das Transat CIC startet am 28. April um 15.45 Uhr. Die Live-Übertragung beginnt bereits ab 15.15 Uhr und ist unter anderem via Homepage der Veranstalter zu sehen.

Lust auf eine Nordatlantik-Herausforderung und die Begegnung mit ein paar Tiefs – willkommen zum Transat CIC:

“Es fühlt sich gut an, wieder auf See zu sein!” – Boris Herrmann beim Wiedereinstieg in Test- und Trainingsfahrten mit “Malizia – Seaexplorer” nach ihrem Winter-Refit:

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