Transat Café L’OrClapcich wählt Harris fürs erste Transat – ”Natürliche Entscheidung”

Tatjana Pokorny

 · 22.05.2025

Das gemeinsame Training fürs Ocean Race Europe und das Transat hat schon begonnen.
Foto: Marin Le Roux/polaRYSE
Francesca Clapcich wird ihr erstes Zweihand-Rennen über den Atlantik mit Will Harris bestreiten. Die in Amerika lebende Italienerin ist ab Herbst die neue Skipperin der von Boris Herrmann erworbenen “Malizia – Seaexplorer”, die dann unter dem neuen Namen “11th Hour Racing” in die Zukunft segelt. Mit dem Transat Café L’Or fällt für “Frankie” der Startschuss auf ihrer Road to Vendée Globe 2028.

Francesca Clapcich zählt längst zu den weiblichen Schwergewichten der professionellen Segelwelt. Begonnen hat ihre Leidenschaft im Alter von elf Jahren im heimischen Triest. Inzwischen lebt die angehende Vendée-Globe-Herausfordererin mit Doppel-Staatsbürgerschaft in den USA und hat so viel erreicht nur wenige andere Seglerinnen.

Aufgewachsen im italienischen Triest, hat Francesca Clapcich am Nautischen Institut von Triest studiert und später ihren Abschluss in Sportwissenschaft an der Universität San Raffale gemacht. Als Vollzeit-Leistungssportlerin trat sie der italienischen Luftwaffe bei wie hierzulande Nationalsegler der Bundeswehr, von der sie als Sportsoldaten unterstützt werden. Francesca Clapcich diente als First Senior Airman, als auch ihre Segelkarriere abhob.

Auf Kurs Vendée Globe: eine erarbeitete Karriere

Zweimal repräsentierte die Allrounderin Italien bei den Olympischen Spielen: In Weymouth segelte sie 2012 im Laser Radial auf Platz 19. In Rio de Janeiro verpasste sie eine Medaille im 49erFX mit Steuerfrau Giulia Conti schon knapper. Den historischen ersten Women’s America’s Cup bestritt sie im vergangenen Jahr für American Magic. Ihre bislang größten Erfolge aber errang “Frankie” im Offshore-Bereich ihres Sports, der für sie längst zum Beruf geworden ist.

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Als erste Italienerin in der damals 50-jährigen Ocean-Race-Geschichte gewann Francesca Clapcich 2023 das Mannschaftsrennen um die Welt 2023 mit Charlie Enrights Team 11th Hour Racing. Für sie war es bereits das zweite Rennen um die Welt. Ihr erstes Ocean Race hatte sie mit der Mixed-Crew von Dee Caffari auf “Turn the Tide on Plastic” 2017/2018 bestritten.

Jetzt peilt die zielstrebige Francesca Clapcich eine Leistung an, die vor ihr noch keinem Segler und keiner Seglerin gelungen ist: Bis Anfang 2029 will Francesca Clapcich die Erste sein, die alle vier großen Gipfel der Segelwelt – Olympia, America’s Cup, The Ocean Race und dann auch die Vendée Globe – gerockt hat. Dabei weiß sie, wie sie im Film “Between the Waves” erzählt: “Ich will immer besser werden da draußen, weil ich wirklich bei den besten Events der Welt sein will. Ich war nicht die Talentierteste. Ich weiß das. Und ich gebe das immer zu. Aber ich arbeite so hart, so hart. Das war immer so. In jeder Sportart, die ich betrieben habe.”

Transat-Co-Skipper ihrer Wahl: Will Harris

Seit März ist offiziell bekannt, dass Francesca Clapcich mit ihrem Titelsponsor 11th Hour Racing die Teilnahme an der Vendée Globe 2028 anstrebt. Dafür hat sie Boris Herrmanns “Malizia – Seaexplorer” erworben. Erste Regattaerfahrungen mit dem 2022er Design wird sie als Co-Skipperin an der Seite von Boris Herrmann und Team Malizia schon in diesem Sommer im Ocean Race Europe sammeln, das am 10. August vor Kiel beginnt.

Ihr erstes Zweihand-Rennen geht Francesca Clapcich dann im Herbst mit Will Harris an. Das Transat Café L’Or startet am 26. Oktober, führt seine Herausforderer in vier Klassen von Le Havre nach Martinique. Die Kombination aus der italienisch-amerikanischen Powerplayerin Francesca Clapcich und dem meteorologisch und technisch starken Will Harris erscheint nicht nur auf dem Papier vielversprechend. Die Vollblutathletin und der Langzeitweggefährte von Boris Herrmann harmonieren sportlich wie menschlich miteinander.

Will als meinen Co-Skipper für mein erstes Transat Café L’Or auszuwählen, war eine ganz natürliche Entscheidung.” Francesca Clapcich

Francesca Clapcich sagte zu ihrer Entscheidung pro Harris: “Will hat mehr als 100.000 Seemeilen Imocasegeln hinter sich und verfügt über fundierte Kenntnisse in Meteorologie und Datenanalyse. Dank seines sechsjährigen Engagements im Team Malizia kennt er sich auch sehr gut mit den elektronischen Systemen an Bord aus. Darüber hinaus ist er ein großartiger Mensch, der immer ein Lächeln auf den Lippen hat, auch wenn mal nicht alles perfekt läuft! Er wird ein hervorragender Partner für meine erste Imoca-Regatta mit kleiner Crew sein."

Ziel Vendée Globe: erst Europa-Rennen, dann Transat

Das Vertrauen ins gemeinsame Potenzial hat auch Will Harris. Boris Herrmanns loyaler Co-Skipper sagt: “Ich kenne Francesca seit ihrer Teilnahme am Ocean Race 2017/2018 als talentierte Seeseglerin. Ich freue mich sehr, endlich Gelegenheit zu bekommen, mit ihr zu segeln. Wir haben beide die Solitaire du Figaro durchlaufen. Daher weiß ich, dass sie über einen starken Hintergrund im Kurzstreckensegeln verfügt.”

Weiter sagte der Brite: “In Kombination mit ihrer olympischen Erfahrung, ihrem Sieg bei der letzten Ocean-Race-Edition mit dem Team 11th Hour Racing und ihrer sehr positiven Einstellung ist sie aus meiner Sicht eine großartige Seglerin und wird eine hervorragende Co-Skipperin sein.” Francesca Clapcich wird Ende Juni ihren Einsatz als Crew-Mitglied im Ocean-Fifty-Team UpWind by MerConcept beenden. Es folgt ein dreimonatiges Einsatz als Co-Skipperin im Team Malizia an der Seite von Boris Herrmann.

Dem intensiven “Warmlaufen” an Bord ihrer künftigen Rennyacht für die Vendée Globe folgt im Oktober das erste Zweihand-Rennen in Eigenregie an der Seite von Will Harris. Sie weiß um die Bedeutung: "Das ist mein erster Wettkampf für das Team Francesca Clapcich powered by 11th Hour Racing mit dem neuen Boot. Daher ist es ein sehr wichtiges Rennen für unser neues Team.”

Enger Zeitplan zwischen Ocean Race Europe und Transat

Weiter erklärt die 37 Jahre alte Segel-Allrounderin, Ski-Ausbilderin und CrossFit-Lehrerin: “Durch die Teilnahme sammle ich Qualifikationspunkte für die Vendée Globe. Daher ist es ein wichtiges Ziel, das Rennen zu beenden und diese Punkte zu bekommen. Außerdem kann ich das Boot kennenlernen und mich auf die Leistung konzentrieren. Die Zeit zwischen dem Ende des Ocean Race Europe und dem Start des Transat Café L’Or ist kurz, aber wir werden alles tun, um das Boot startklar zu machen und an der Startlinie zu stehen."

Das letzte Inshore-Rennen und die Siegerfeier für die Besten im Ocean Race Europe sind für den 21. September in Boka Bay in Montenegro geplant. Danach bleiben dem Team Francesca Clapcich powered by 11th Hour Racing nur 35 Tage, bis das Transat Café L’Or beginnt. In dieser Zeit müssen die Rücküberführung nach Lorient, der Blitz-Refit inklusive neuem Branding der Imoca und die Überführung nach Le Havre in den Regattahafen für das Transat gelingen.

“Zwischen den Wellen” ist ein Film über Francesca Clapcich, den 11th Hour Racing im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. Er zeigt die Top-Seglerin in ihren verschiedenen Welten:

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