Tatjana Pokorny
· 12.04.2025
Ob Vendée-Globe-Sieg oder der Fabelrekord seiner Solo-Weltumseglung: „Ich habe Tolles erlebt, das ich jetzt meinen Liebsten näherbringen möchte.” Das sagte der französische Offshore-Star François Gabart der Sportzeitung L’Équipe in einem exklusiven Interview. Der 42 Jahre alte Meeresstürmer und Rekordsegler zählt zu den herausragenden Protagonisten des Hochseesegelsports im segelaffinen Frankreich. Jetzt will er den Blickwinkel wechseln, plant eine dreijährige Weltumseglung mit der Familie auf einem großen Fahrtenkatamaran.
Einen seiner größten Erfolge hatte Rekordsegler François Gabart bei der siebten Edition der Vendée Globe gefeiert. Am 27. Januar 2013 hatte er die Ziellinie der Solo-Weltumseglung bei seiner Premiere nicht nur als Sieger passiert. In Les Sables-d’Olonne wurde er damals auch im Alter von 29 Jahren als bis heute jüngster Vendée-Globe-Sieger stürmisch gefeiert. Es folgten viele weitere Höhenflüge und Herausforderungen. Jetzt geht es auf zu neuen Ufern.
Ich verlasse den Ozean nicht. Ich schaue ihn nur etwas anders an.” François Gabart
François Gabart sagt: “Nach fast 20 Jahren Wettkämpfen, unglaublichen Wettkämpfen, Rekorden und starken Emotionen habe ich mich entschieden, neue Horizonte zu erkunden. Immer noch auf See, mehr denn je. Das Boot wird mein Zuhause sein, der Wind mein Motor, das Meer mein Garten.”
Einst war ihm dieses Gefühl selbst zuteil geworden, wie er erzählt: “Als Kind hatte ich das Glück, mit meiner Familie einen Atlantik-Törn zu machen. Diese Erfahrung hat mein Leben, meine Beziehung zur Welt, zur Natur, zur Gesellschaft tief beeinflusst. Heute möchte ich das mit denen teilen, die ich liebe.”
Zu seinen neuen familär geprägten Plänen kündigte François Gabart an: “Im kommenden Herbst werden wir die Leinen für eine dreijährige Reise um die Welt mit Familie und dem Boot loswerfen. Kein Wettkampf, keine sportlichen Herausforderungen. Nur Zeit zusammen, um die Welt zu erkunden, andere Kulturen zu entdecken, zu lernen, zu reisen, zu segeln.”
Seine meisterhafte Karriere hatte François Gabart schon vor rund drei Jahrzehnten eingeläutet: Im Optimisten hatte er als 14-Jähriger die Opti-Meisterschaft in Frankreich gewonnen. Als französischer Motten-Meister 1999 und auch als Jugendweltmeister im damals olympischen Katamaran Tornado glänzte Gabart früh, bevor er – wie so viele Weggefährten – über den Figaro-Circuit schnell und erfolgreich Zugang zum Seesegeln und seine Berufung fand.
Ersten Podiumsplätzen in der Imoca-Klasse ließ der kluge und designorientierte Darling des französischen Seesegelns den umjubelten Vendée-Globe-Sieg 2012/2013 im ersten Anlauf folgen. Damals besiegte er den Co-Favoriten Armel Le Cléac’h, der das Rennen aber vier Jahre später im Duell mit Alex Thomson gewinnen konnte. Eine weitere Ausnahmeleistung vollbrachte François Gabart im Alter von 34 Jahren am 17. Dezember 20017.
Damals stellte er mit dem Trimaran “Macif” in 42 Tagen, 16 Stunden, 40 Minuten und 35 Sekunden einen neuen Weltrekord für die schnellste Solo-Weltumseglung auf. Durchschnittsgeschwindigkeit: 27,2 Knoten! Ein legendärer Kommentar dazu kam auch von YACHT-Filmautor Nils Günter: “Der Mann aus dem Finistère am Ende der Welt segelt fast nicht wie von dieser Welt.” Gabarts und alle anderen wichtigen Rekorde der Segelwelt sind hier beim World Sailing Speed Record Council zu finden.
Gabarts Kommentar damals kurz nach dem Zieldurchgang: “Ich habe gerade die Ziellinie überquert. Es ist ziemlich verrückt, es ist ziemlich unwirklich, ich bin ein bisschen fassungslos. Ich bin stolz und glücklich, diese schöne Reise um den Planeten gemacht zu haben.” Wie herausragend die Bestmarke bis heute ist, zeigen zwei andere Top-Leistungen.
Charles Caudrelier gewann im vergangenen Jahr auf dem Ultim-Geschiss “Maxi Edmond de Rothschild” die Solo-Weltumseglung Arkea Ultim Challenge in 50 Tagen und 19 Stunden. Die schnellste Weltumseglung einer Crew gelang 2017 der Crew um Francis Joyon auf “Idec Sport” in 40 Tagen, 23 Stunden, 30 Minuten und 30 Sekunden. Diese Bestmarke hat weiter Bestand, liegt dabei aber keine zwei Tage unter der Leistung von Solist Gabart.
Das Jahr 2020 markierte einen weiteren Wendepunkt in der Karriere des Skippers. Die Macif-Gruppe beendete ihr Ultim-Programm, aber der Sponsor hielt am Bau des neuen Bootes fest. Der Zusammenbau dieses riesigen Trimarans wurde in Concarneau von Mer Concept durchgeführt. Das Unternehmen hatte 2006 François Gabart gegründet.
Angetrieben vom Begehren, seinen Herausforderungen mehr Sinn zu verleihen, begab sich François Gabart auf die fordernde Mission, einem neuen Partner zu finden, der auch seine Meeresschutz-Ambitionen teilen würde. Im Mai 2021 stellte sich der französische Kosmetikkonzern Kresk an die Seite von François Gabart, dem Skipper des Trimarans “SVR Lazartigue”.
Ab November 2021 nahm François Gabart mit der Riesin weltumspannende Herausforderungen an, erkämpfte unter anderem den zweiten Platz in der Ultim-Klasse beim Klassiker Transat Jacques Vabre. Zuletzt hatte die Crew um François Gabart auf “SVR Lazartigue” mehrere Anläufe unternommen, einen neuen Jules-Verne-Rekord für die schnellste Weltumseglung aufzustellen, musste aber mit technischen Problemen oder aufgrund ungünstiger Bedingungen fünfmal wieder umkehren.
Jetzt legt Gabart seine Karriere vorerst auf Eis, will jenseits vom Hochleistungs- und Regattasegeln neue Horizonte entdecken. Die Welt, die er umsegeln will, bleibt dieselbe. Die Crew wird mit seinen drei Kindern im Alter von 13, 7 und 5 Jahren ab Oktober eine ganz andere sein. Französischen Medien sagte François Gabart, dass er eine solche Reise schon lange habe machen wollen. Auch als Hommage an die eigene Kindheit: Als Sechsjähriger hatte er selbst mit zwei Schwestern und den Eltern den großen Törn genossen.
Eine Rückkehr in den Rennsport schloss François Gabart für die Zeit nach dem Familienprojekt nicht aus. Er werde “wahrscheinlich mit 45 Jahren zurückkommen”. Lächelnd erzählte er L’Équipe, dass er dann “vielleicht mit Vendée Globes fortfahren” würde. Festlegen will sich der künftige Weltenbummler bezüglich seiner Zukunft aber nicht. Die “SVR Lazartigue” wir im Transat Café L’Or vom Duo Tom Laperche und Franck Cammas gesegelt.
Soviel jedoch ließ Gabart vor dem vielleicht wichtigsten und schönsten Törn seines Lebens wissen: Er berate weiter Unternehmen und Projekte wie MerConcept, Vela – Sail for Goods und auch das Team des Trimarans “SVR Lazartigue”. Gabart geht mit gutem Gefühl: “Vertrauenswürdige Teams sind aufgestellt, um das Steuer mit derselben Leidenschaft den Kurs zu halten. Ich bin stolz auf das, was wir aufgebaut haben und freue mich auf die Zukunft.”
2018 wurde François Gabart nach seinem sagenhaften Rekordsolo um die Welt auf der boot in Düsseldorf zum Seamaster gekürt. Die Bestmarke steht bis heute! Der Film dazu: