Andreas Fritsch
· 22.12.2020
Der Abstand zwischen den ersten fünf bleibt über Nacht fast gleich, Thomas Ruyant setzt sich etwas nördlich ab, Boris Herrmann liegt nur 120 Meilen dahinter
Die Nerven liegen vermutlich blank: Den dritten Tag hintereinander tasten sich die führenden sechs Open 60 nun schon um das Hochdruckgebiet, das vor ihnen im Weg liegt und so langsam und unberechenbar zieht, dass jeder bangt, er könnte genau im Zentrum in der Flaute hängenbleiben, während der Rest des Feldes weitersegelt.
Thomas Ruyant beschrieb die Situation gestern so:
"Der Himmel ist etwas grau, die See ziemlich flach, ich habe alle Segelfläche gesetzt, die ich habe. Ich halte das Boot in einem Windwinkel, dass es in Bewegung bleibt und nicht langsamer wird, sich irgendwie in Richtung Osten bewegt. Es ist viel weniger kalt. Das sind sehr schwachwindige Bedingungen, wir werden das noch ein paar Tage haben, nicht gerade die besten Bedingungen für unsere Boote. Wir haben Rümpfe, die mit den Foils viel Widerstand im Wasser haben. Es ist eine langsame Vendée diesmal, obwohl unsere schönen Boote doch so schnell segeln können. Seit dem Ende des Atlantiks haben wir Bedingungen, die uns es nicht erlauben, richtig schnell zu segeln. Aber es ist ein Rennen, keine Rekordfahrt, das ist der Unterschied. Das Wichtige ist, sich richtig zu positionieren, vor den anderen da zu sein. Es ist immer toll, wenn im Ziel eine neue Bestmarke aufgestellt wird – wird es diesmal aber nicht. Ich habe es auch gar nicht eilig, nach Hause zu kommen, solange die Bars im Lockdown geschlossen sind!"
Boris Herrmann schickte gestern ein Video mit einem kleinen Rundgang über Deck von Bord, das zeigt, wie ruhig die Bedingungen sind, es sieht fast wie an einem ruhigen Tag im Mittelmeer aus.
Eine Tour übers Deck von Boris Herrmann
Louis Burton ist es gestern Nacht tatsächlich gelungen, mit seiner "Bureau Vallée 2" mit Ach und Krach in dem Wettersystem der Führungsgruppe zu bleiben. Wenn er die Sturmfront, die ihn morgen erreicht, gut bewältigt, könnte er weiter zur Spitze aufschließen, die auf über 800 Seemeilen enteilt war, als er seine Mastschiene fürs Groß reparierte.
Bitter ist es 1000 Seemeilen weiter hinten im Feld: Clarisse Cremer ("Banque Populaire") und Roman Attanasio ("Pure Best Western") sind jetzt in Gegenwind geraten, mussten gestern von der Zielrichtung wegwenden und segeln nun fast genau nach Norden. Mit ordentlich Speed kam dadurch Armel Tripon mit seiner "L'Occitane" mächtig auf – um dann heute in die Flaute zu geraten.