Oliver HeerErster Deutschschweizer bei der Vendée Globe – “Der Schweiz steht ein großes Jahr bevor”

Tatjana Pokorny

 · 09.11.2023

Der 35-jährige Deutschschweizer auf dem Bug seines Imoca
Foto: Oliver Heer Racing
Oliver Heer und sein Imoca
Oliver Heer, 35, will als erster Deutschschweizer 2024/2025 an der Vendée Globe teilnehmen. Derzeit segelt er das Transat Jacques Vabre mit dem früheren Boot von Romain Attanasio, der auf Boris Herrmanns vorherige „Malizia – Seaexplorer“ umgestiegen ist. Im Interview spricht er über seine Motivation und die Zusammenarbeit mit Alex Thomson

Wie war es, mit Alex Thomson zu arbeiten?

Ich war Boat Captain für seine Vendée-Globe-Kampagne 2020 und in den Bau seines Imocas involviert, habe mit ihm rund 65.000 Seemeilen absolviert. Gelernt habe ich von ihm als Mentor, dass für ein erfolgreiches Projekt neben dem technischen auch der kommerzielle Part sehr wichtig ist.

Du lebst mit deiner Frau Theresa, die das Team als Operations Director dirigiert, in Port-la-Forêt. Bist du Mitglied in der berühmten Trainingsgruppe, mit der auch Boris Herrmann trainiert?

Leider noch nicht. Dazu muss man eingeladen werden. Ich hoffe, dass ich bald die Chance bekomme.

Dein Imoca ist ein Farr-Yacht-Design von 2007 …

… ein sehr solides Boot mit viel Potenzial. Wir waren im Defí Azimut und im Fastnet zweimal drittschnellster Non-Foiler.

Deine Segelkarriere begann als Fünfjähriger auf dem Zürichsee im Opti. Und dann?

(Lacht) Wenn man auf dem Zürichsee startet, ist die Karriere als Solo-Weltumsegler nicht das Offensichtliche. Ich habe Jollen wie 420er, 29er und 49er gesegelt. Durch mein International-Management-Studium war ich viel in Asien, kam dort auf größere Boote. Später habe ich Alex Thomsons Bruder Dave kennengelernt. Mit ihm und Boris’ Co-Skipper Will Harris habe ich sogar mal das Sevenstar Round Britain mitgesegelt und gewonnen.

Den klassischen Vendée-Globe-Ausbildungsweg bist du nicht gegangen?

Nein, ich habe nie Minis oder Figaros gesegelt. Ich komme eher von der technischen und der Management-Seite, was seine Vorteile hat. Ich würde sagen, ich bin zur Hälfte Segler und zur Hälfte Manager.

Was ist deine Motivation zur Vendée Globe?

Ich habe als Kind große Rennen wie Whitbread und Jules Verne beobachtet. Mein Vater ist überraschend früh mit Herzstillstand verstorben. Er wollte immer den Atlantik überqueren, hat es aber nie geschafft. Ich dachte dann: „Du kannst 45 Jahre in der Wirtschaft arbeiten oder einen Job machen, der dich wirklich erfüllt.“

Wie sicher ist dein Vendée-Globe-Start?

Wir sind qualifiziert, suchen noch Unterstützung, sind aber an einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Die Vendée Globe ist in der Schweiz bekannter geworden. Unser Team hat mehrere Teilnahmen im Visier. Ich bin mit 35 Jahren zehn Jahre jünger als der durchschnittliche Vendée-Skipper. Bei der Premiere wollen wir respektabel ins Ziel kommen und darauf aufbauen. Ich glaube, dass der Schweiz mit den Olympiaseglern, Alinghi Red Bull Racing im America’s Cup und der Vendée Globe ein großes Jahr bevorsteht. Ultimatives Ziel ist es, für 2028 oder 2032 ein eigenes Schiff zu bauen.

Was an dir ist typisch Schweizer?

Wir leben zwar in der Bretagne, aber die Schweiz ist mein Zuhause. Ich habe ein kleines Apartment in Rapperswil am Zürichsee, wo ich ein Drittel meiner Zeit verbringe. Der Fokus aufs Detail und eine gewisse Tüchtigkeit machen mich vielleicht aus. Diese Schweizer Arbeitsmentalität hat uns jedenfalls schon weit gebracht.


Oliver Heer beim Transat Jacques Vabre im LIVE-Tracking verfolgen:

Empfohlener redaktioneller Inhalttransat-jacques-vabre.geovoile.com

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