Tatjana Pokorny
· 06.05.2025
Boris Herrmann und Team Malizia stehen seit ihrer Gründung für zwei große Themenwelten: das erfolgreiche Bestreiten von Offshore-Regatten und Klimaschutz mit Schwerpunktarbeit auf den Weltmeeren. Nachdem der jüngste sportliche Höhepunkt mit der Vendée Globe noch nicht lange zurückliegt und das dritte Solo um die Welt 2028 sowie viele Regattahöhepunkte auf dem Weg dahin angepeilt sind, stellte Boris Herrmann im Rahmen einer Rede bei der ersten Nationalen Meereskonferenz in Berlin ein neues Großprojekt vor.
Während die Imoca „Malizia – Seaexplorer“ weiter an Regatten teilnimmt und dabei auch wissenschaftliche Daten sammelt, sollen sich die neue „Malizia Explorer“ und ihre Crews ganz der Forschung, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit widmen. Gleichzeitig rief Team Malizia zu Kooperationen und wissenschaftlichen Projekten auf und sucht Partner dafür. An Bord sind bereits die Reederei F. Laeisz und namhafte Institutionen wie das Alfred-Wegener-Institut (AWI), Geomar, Hereon oder die Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission der UNESCO.
Das neue Forschungsschiff kommt im neunten Jahr der Malizia-Teamgeschichte und ist ein knapp 26 Meter langer Aluminium-Segler, eine ehemalige Fahrtenyacht mit Baujahr 2005. Dass Schiff wurde über den Winter in Lorient umgerüstet und wird aktuell mit wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet. Darunter befinden sich auch ein sogenanntes “Ocean Pack” zur kontinuierlichen Datenerfassung und eine CTD-Rosette zur Wasserprobennahme – die Werkzeuge für die Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane.
Im Team-Statement dazu heißt es: „Es ist ein wichtiger Schritt in den laufenden Bemühungen des Teams, Daten in abgelegenen und relevanten Meeresregionen zu sammeln, die wissenschaftliche Forschung voranzutreiben und die Öffentlichkeit für die entscheidende Rolle des Ozeans in unserem Klimasystem zu sensibilisieren.“ Das neue Forschungsschiff soll mehr als nur eine Plattform für wissenschaftliche Entdeckungen sein.
Boris Herrmann sagt: „Es ist ein Schritt zur Vereinigung von Seglern, Wissenschaftlern und Kreativen, um dem Ozean eine Stimme zu geben. Unsere Mission war schon immer, das Bewusstsein für den Klimawandel und die Ozeane zu schärfen. Dieses Forschungsschiff ist eine natürliche Weiterentwicklung der Mission unseres Teams, die es uns ermöglicht, unseren Einfluss zu vergrößern, neue Regionen zu erkunden, mit Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten und die dringende Botschaft über die Gesundheit der Ozeane und den Klimawandel zu verbreiten.“
Wir wollen nicht nur Daten sammeln, sondern auch die Geschichte dessen, was unter der Oberfläche geschieht, zum Leben erwecken.“ Boris Herrmann
Das Schiff wurde im April zu Wasser gelassen. Wenige Tage vor der dritten Ozeankonferenz der Vereinten Nationen und dem Weltmeerestag am 8. Juni soll die „Malizia Explorer“ in Monaco von der Ozeanographin und Forscherin Dr. Sylvia Earle am 6. Juni getauft werden.
Erste Missionen sind im Mittelmeer geplant. Die Region biete laut Team Malizia „sowohl einen hohen wissenschaftlichen Wert als auch große Möglichkeiten für die Einbindung der Öffentlichkeit“. In den kommenden Jahren wird „Malizia Explorer“ Expeditionen in Arktis und Antarktis durchführen. Zum Projektauftakt sucht Team Malizia aktiv nach Crewmitgliedern, Forschungsprojekten und Partnern, die sich der Mission anschließen wollen.
Die Initiative wird von der deutschen Reederei F. Laeisz unterstützt, die mit langjähriger Erfahrung im Betrieb von Forschungsschiffen an Bord kam. Nikolaus H. Schües, CEO der Reederei F. Laeisz, sagte: „Es ist für uns eine große Ehre, das Team von Boris Herrmann und dieses Segelforschungsschiff zu unterstützen, da unsere Werte sehr ähnlich sind: Die Förderung der Meeresforschung und die Beschleunigung der Dekarbonisierung der Schifffahrt stehen im Mittelpunkt unserer Aktivitäten.“
Zu weiteren Partnern zählen SOOP (Shaping an Ocean Of Possibilities), OceanOPS (IOC/UNESCO & WMO) sowie die Prince Albert II Stiftung. Gemeinsam wollen sie in den nächsten vier Jahren bei Missionen zusammenarbeiten und weiter dazu beitragen, das Schiff mit wissenschaftlichen Instrumenten auszustatten. Das Projekt wird auch von technischen Partnern wie Gleistein und der Peter Frisch GmbH – Musto unterstützt. B&G stellte die Elektronik zur Verfügung und SEA.AI spendete eines seiner hochmodernen Antikollisionssysteme zur Erkennung von Objekten im Meer.
Der Schweizer Vendée-Globe-Skipper Oliver Heer und das Swiss Polar Institute (SPI) stellen Malizias Forschungsschiff in diesem Jahr ihr OceanPack zur Verfügung. Das SPI wird auch an der Datenanalyse mit der ETH Zürich und den Universitäten Bern und Lausanne beteiligt sein. Gezeigt werden soll, wie die Offshore-Rennsport- und Wissenschaftsgemeinschaften zusammenarbeiten, um die Meeresforschung voranzubringen.
Die Zielsetzung dieser neuen Offensive fasste Team Malizia so zusammen: „Durch die Kombination von Adrenalin beim Offshore-Rennsport mit der Kraft der Wissenschaft und dem Geschichtenerzählen möchte das Projekt politische Entscheidungsträger zum Handeln inspirieren, die Öffentlichkeit einbinden und die Grenzen der Meeresforschung erweitern.“ Das Projekt stellte Boris Herrmann in Berlin an diesem Dienstag vor Akteuren aus Politik, Wissenschaft, Industrie, von NGOs und weiteren Interessierten vor.
Man wolle „Einfluss auf die nationalen Prioritäten in den Bereichen Klima und Gesundheit nehmen“, so Boris Herrmann. Er betonte in seiner Rede „die dringende Notwendigkeit gemeinsamer Maßnahmen“. Dafür stehe von Beginn an auch der Team-Slogan „A Race We Must Win – Climate Action Now!“, die Datensammlung der Imoca „Malizia – Seaexplorer“ und das von Birte Herrmann-Lorenzen und Boris Herrmann initiierte Bildungsprogramm „My Ocean Challenge”, das seit 2018 mehr als 80.000 Kinder erreicht und mit dem Abenteuer Segeln ihr Interesse für Meereswissenschaften und Klimaschutz geweckt habe.