Le Défi AzimutWow-Bilder nach knackigem 48-Stunden-Start mit Boris Herrmann

Tatjana Pokorny

 · 12.09.2024

Der Start zum 48-Stunden-Rennen beim Le Défi Azimut
Foto: Jean-Marie Liot/Le Défi Azimut
Der letzte Regattatest auf Kurs Vendée Globe läuft. Vor Lorient ist die Imoca-Flotte am Nachmittag des 12. September ins 48-Stunden-Rennen gestartet. In knackigen nordwestlichen Winden um 15 Knoten ging es für 19 Solisten auf den Kurs über 455 Seemeilen. Boris Herrmann kam gut von der Linie weg.

Viele würden 455 Seemeilen als Langstrecke beschreiben. Für die Imoca-Skipper, die mit mehr als 20 Knoten durch die Nacht preschten, bedeuten sie eher einen Katzensprung. Ihr Startschuss war am Donnerstag um 15 Uhr vor Lorient gefallen. 19 Boote gingen in frischen Wind- und Seebedingungen ins Rennen. Bei fünfzehn Knoten Nordwest kam Boris Herrmann mit “Malizia – Seaexplorer” in strahlendem Sonnenschein bestens ins 48-Stunden-Rennen des Klassikers Le Défi Azimut.

Le Défi Azimut: 15 Männer und vier Frauen gefordert

15 Männer und vier Frauen sind zum letzten Mal bis zum Start der 10. Vendée Globe am 10. November bei einer offiziellen Regatta gefordert. Sie werden bereits am Samstagmorgen bei der Insel Groix zurückerwartet. Bis dahin müssen sie auf dem von Regattadirektor Yann Eliès entworfenen Kurs die Ärmel hochkrempeln. So auch Boris Herrmann, dessen Boot schon bereit ist für die zweite Solo-Weltumseglung, während andere noch tüfteln und neue Foils erproben oder erst erwarten.

„Es ist ein kniffliger W-förmiger Kurs mit sechs Wegpunkten“, erklärte Boris Herrmanns Ocean-Race-Teamkamerad Yann Eliès die Herausforderung. Der erfahrene und mit allen Wassern gewaschene Weltumsegler ist Regattadirektor für Le Défi Azimut und sagt: „Es war nicht einfach, das Rennen zu entwerfen. Es mussten die Ankunftszeiten berücksichtigt werden. Dazu die Notwendigkeit, ein Gebiet mit hoher Konzentration von Meeressäugern zu meiden. Und die Aufgabe, im östlichen Golf von Biskaya zu bleiben, um eine flaue Zone zu vermeiden, die sich gegen Rennende der französischen Küste zu nähern droht.”

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Groix, das Mündungsgebiet der Gironde, die Ile d'Yeu und die Spitze von Penmarc'h bilden Eckpunkte dieser in der Regel heftig umkämpften Regatta. Auf den Pontons war den Imoca-Seglern vor dem Start anzumerken, wie sehr sie sich auf diese letzte kurze Generalprobe vor dem langen Solo um die Welt freuten. Mit Vorwind-Segeln vom Feinsten und einem möglicherweise eher leichtwindigen Finale deutete alles auf ein schönes und spannendes Rennen hin.

Große Regattalust bei den Imoca-Besten

„Wir rechnen mit gutem Wetter, mit Wind, aber nicht zu viel. Wir werden mit Volldampf unterwegs sein. Wir sind uns nur noch nicht ganz sicher, wie das Rennen ausgeht: werden wir alle ohne Wind bei den Glénan-Inseln enden, oder im Gegenteil, zum Ende hin noch etwas Schub bekommen? Wir werden sehen...“, sagte ”Initiatives - Cœur”-Skipperin Samantha Davies mit viel Vorfreude.

Damit dürften wir wenige Wochen vor dem Start der Vendée Globe gut in Form kommen.” Charlie Dalin

Charlie Dalin (”Macif Santé Prévoyance”) war ähnlich gut aufgelegt und sagte: „Wir beginnen mit einer langen Vorwindstrecke bis zur Mündung der Gironde, gefolgt von einer kurzen Vorwindstrecke bei voller Geschwindigkeit, bevor es dann mächtig am Wind weitergeht. Wie immer erwarten wir ein breites Spektrum an Windbedingungen in Stärke und Richtung.” Der zweimalige Gewinner des 48-Stunden-Rennens zählt auch dieses Mal zum Favoritenkreis. Sein Versprechen: „Wir werden ein hartes Rennen fahren und am Samstagmorgen sicherlich sehr müde ankommen, aber das gehört zum Spiel!”

Guter Start für Boris Herrmann

Wenige Minuten vor dem Start hatte “Malizia – Seaexplorer”-Skipper Boris Herrmann die Flotte bis zur Mitte der Linie angeführt. Ihm folgte dicht auf den Fersen Tanguy Le Turquais’ “Lazare” an der Spitze der Imoca-Flotte, wo auch Justine Mettraux (”TeamWork-Team Snef”) ein glänzender Start gelang. Gutes Timing bewies ebenso Romain Attanasio auf “Fortinet-Best Western”, doch bald schon drängten Charlie Dalin und Sam Goodchild auf “Vulnerable” an der Spitze.

Es war dann mit Sam Goodchild der Sieger der Speed Runs am Vortag, der die Flotte am Ende des Nachmittags zunächst anführte, als die Imocas bereits mit mehr als 20 Knoten Geschwindigkeit unterwegs waren. Dabei führten vor allem die unterschiedlichen Segelgarderoben zu unterschiedlichen Kursen. Am späten Donnerstagabend dann hatte Boris Herrmanns Ocean-Race-Navigator Nico Lunven mit “Holcim – PRB” zunächst die Spitzenposition erkämpft. Auch Yoann Richommes “Paprec Arkéa” mischte vorne mit.

Nach etwas mehr als dem ersten Viertel des Kurses trennten die Top-Acht gegen Mitternacht gerade einmal 17 Seemeilen. Dabei lag Boris Herrmann auf diesem achten Platz und hatte sich nach hinten bereits ein Polster von mehr als 20 Seemeilen auf Damien Seguin auf “Groupe Apicil” erarbeitet. Für den 43-Jährigen markiert das Rennen eine willkommene Chance zum Realitätscheck seiner bereits gut auf die Vendée Globe vorbereiteten “Malizia – Seaexplorer”. Einige seiner Konkurrenten dagegen haben noch Neuerungen zu erproben.

Cole Brauer und Antoine Auriol an Bord

Trotz “Solo”-Modus hat Boris Herrmann – wie auch die anderen Teilnehmer am 48-Stunden-Rennen – zwei Begleiter an Bord. Die US-Seglerin Cole Brauer begleitet den Hamburger als sogenannter “Watch Keeper”. Sie darf aber nur dann in Manöver eingreifen, wenn das aus Sicherheitsgründen notwendig ist. Dritter im Azimut-Bund ist Anbord-Reporter und “Flight Captain” Antoine Auriol.

„Die Défi Azimut findet jedes Jahr statt. Unsere Crew-Konfiguration für das 48-Stunden-Rennen ändert sich je nachdem, welches große Rennen als nächstes ansteht“, erklärt Boris die ungewöhnliche Dreier-Konstellation. „In den Vendée-Globe-Jahren segeln wir in der Regel alleine. Letztes Jahr haben wir es vor dem Transat Jacques Vabre zweihand gemacht. Und 2022 haben wir es vor dem Ocean Race sogar mit einer Crew bestritten.“

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