Ein Jahr nach seinem Vendée-Globe-Start erfolgreich auf KursBoris Herrmann und Team Malizia feiern Neubau-Bergfest

Tatjana Pokorny

 · 08.11.2021

Ein Jahr nach seinem Vendée-Globe-Start erfolgreich auf Kurs: Boris Herrmann und Team Malizia feiern Neubau-BergfestFoto: Yvan Zedda/Alea/VG2020
80 Tage nach seinem ersten Vendée-Globe-Start erreichte Boris Herrmann am 28. Januar 2021 das Ziel der Solo-Weltumsegelung und genoss seine Ankunft

Heute vor einem Jahr startete Herrmann am 8. November 2020 in seine Vendée-Globe-Premiere. Sie hat sein Leben und Team Malizias Radius nachhaltig verändert

Authentisch, abenteuerlich und aktiv im Klimakampf: Weltumsegler Boris Herrmann bleibt sich ein Jahr nach seinem ersten Vendée-Globe-Start treu. Sein mitreißendes Segel-Solo, in das Herrmann am 8. November 2020 durchgestartet war, begeisterte über den Jahreswechsel ein Millionenpublikum bis zum fesselnden Finale. Zuvor war Herrmann 2019 als "Gretas Kapitän" ins weltweite Rampenlicht gesegelt, als er Klimaaktivistin Greta Thunberg über den Atlantik nach New York gebracht hat. Mit seinem Vendée-Globe-Abenteuer schärfte er danach bei seiner vierten und wichtigsten Weltumsegelung das eigene Profil. Zur "Riesenleistung" gratulierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier persönlich. DSV-Präsidentin Mona Küppers bescheinigt Herrmanns Kampagne "enorme Strahlkraft für den gesamten Segelsport".

  Mann mit Strahlkraft: Boris Herrmann bei seinem Zieldurchgang am Ende der Vendée-Globe-PremiereFoto: Olivier Blanchet/Alea/Vendée Globe
Mann mit Strahlkraft: Boris Herrmann bei seinem Zieldurchgang am Ende der Vendée-Globe-Premiere

Das mediale Echo war und ist enorm. Drei Bücher, Fernsehauftritte wie im "Aktuellen Sportstudio", bei der Ziehung von DFB-Pokal-Begegnungen und in Talkshows, preisgekrönte Produktionen von ARD und ZDF und die Dokumentation "Sturmfahrt" von der Ufa Documentary bezeugen die rasant gestiegene Popularität Herrmanns.

Am 19. November wird das jüngste Werk erscheinen: "Boris Herrmann Seaexplorer – meine Vendée Globe" ist ein opulenter Bildband und ein optisch herausragendes Plädoyer für den Planeten Erde und seine Weltmeere. Wer Anfang November den Namen Boris Herrmann googelte, erhielt 3,1 Millionen Treffer; zeitgleich kam Extrembergsteiger Reinhold Messner auf 2,66 Millionen, Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev auf knapp 1,5 Millionen Fundstellen. Für einen deutschen Segelsportler war eine solche Präsenz zuvor kaum vorstellbar. "Boris Herrmann ist als Personenmarke so 'heiß', dass die Potenziale wohl noch längst nicht ausgeschöpft sind“, attestiert Brands-Alive-Gesellschafter Markus Frömming.

"Boris Herrmann liefert rationalen und emotionalen Mehrwert"

  Der neue Bildband erscheint am 19. NovemberFoto: Delius Klasing Verlag
Der neue Bildband erscheint am 19. November

Der Hamburger Unternehmer Frömming, dessen Strategie- und Markenberatung Großkonzerne wie Chanel oder Philips international berät, lernte Herrmann während des Rennens kennen und schätzen. Sein Eindruck: "Boris Herrmann liefert rationalen und emotionalen Mehrwert. Die Message 'A Race we must win' bietet eine spannende Kombination aus Entschlossenheit, Perfektionismus, einem Schuss Besessenheit und einem innovativen Herz in den Bereichen Sport, Klimawandel, Nachhaltigkeit und Education. Mit dieser klaren Positionierung erreichen Boris und Team Malizia ganz authentisch die relevanten Zielgruppen, die auch dem Zeitgeist folgen." Im Vergleich zur Filmwelt böte Herrmann "eine gigantische Story": "Keinen Blockbuster, der mit Superstars gespickt ist, sondern ein fesselndes Skript mit klarer Idee, überraschenden Momenten und einer Crew, die oscarreif abliefert."

Aus Herrmanns Zwei-Personen-Start-up im Jahr 2018 ist inzwischen ein Unternehmen mit 16 festen Mitarbeitern erwachsen. Geführt wird es von der britischen Juristin und Direktorin Holly Cova. Sie kam 2018 als Helferin für ein Zwei-Wochen-Projekt und blieb. Holly Cova hat neben Team-Malizia-Gründer Pierre Casiraghi aus Monaco großen Anteil an Herrmanns Aufstieg zur Galionsfigur und sagt: "Boris ist kein Pony, das nur einen Trick kann. Er ist ein emotional nahbarer Protagonist und wird nie müde, seine Mission zu teilen."

  In Hamburg in seinem Element: Boris Herrmann lebt und arbeitet in der HafenCityFoto: tati
In Hamburg in seinem Element: Boris Herrmann lebt und arbeitet in der HafenCity

Halbzeit beim Neubau, kleines Fest bei Schütz Composites in Selters

Die vom Bordlabor der "Seaexplorer – Yacht Club de Monaco" zu Forschungszwecken gesammelten Daten wie der CO2-Gehalt der Meere wurden am 4. November im "Global Carbon Budget 2021" veröffentlicht. "Sie haben uns gesagt, dass wir einer der größten Datensammler im letzten Jahr waren", erzählt Herrmann nicht ohne Stolz. Parallel schreitet der Bau der neuen Yacht voran. Herrmann pendelt zwischen der Hamburger HafenCity, wo er mit Ehefrau Birte Lorenzen-Herrmann und Tochter Marie-Louise lebt und arbeitet, und der Werft in Vannes, wo das neue Boot für The Ocean Race 2022/23 und die Vendée Globe 2024/25 entsteht. Am vergangenen Freitag hat er mit seinen Kollegen vom Team Malizia auf dem Weg in die Bretagne zum Transat-Start und für Arbeiten in Vannes noch Schütz Composites in Selters im Taunus besucht. Beim Team-Malizia-Partner ist gerade die Decksform für den Neubau fertig geworden. Das haben Herrmann und die Schütz-Crew um Unternehmensgründer und Admiral's-Cup-Gewinner Udo Schütz und Projektkoordinator Dirk Neumann gemeinsam gefeiert. Das "Bergfest" markierte gleichzeitig die Halbzeit im Imoca-Neubau-Prozess. "Wir haben mehr als sechs Monate hinter und weitere sechs vor uns", sagt Herrmann, dessen Fünf-Jahres-Kampagne von Wirtschaftspartnern finanziell so getragen wird, "dass wir keine Kompromisse machen müssen".

  Team auf Achse: Boris Herrmann und ein Teil seines Teams war am Wochenende auf Reisen durch Deutschland, zu Schütz Composites in Selters und weiter nach Frankreich: erst zum Transat-Start, dann weiter nach Vannes zur Werft, wo die neue Imoca gebaut wirdFoto: Boris Herrmann/Team Malizia
Team auf Achse: Boris Herrmann und ein Teil seines Teams war am Wochenende auf Reisen durch Deutschland, zu Schütz Composites in Selters und weiter nach Frankreich: erst zum Transat-Start, dann weiter nach Vannes zur Werft, wo die neue Imoca gebaut wird

Seine gestiegene Popularität quittiert Boris Herrmann auch weiterhin mit freundlicher Offenheit. "Ich bin ja keiner, den man aus der 'Gala' kennt. Es ist nicht der pure Starruhm, eher ein Austausch, wenn die Leute an mein Bürofenster klopfen oder mich auf der Straße ansprechen. Ich freue mich darüber." Auf dem Weg nach oben hat auch Herrmann Geldnot und Zukunftssorgen kennengelernt. Seine Maßeinheit für Erfolg ist nicht Starrummel, sondern die Antwort auf eine simple Frage: "Können wir als Team weiter aktiv sein und unsere Ziele verfolgen?" Das sei zuletzt gut gelungen. Auf Kurs Zukunft beflügelt ihn der Gedanke an Platz fünf bei seiner ersten Vendée Globe: "Da hat man die Chance, sich noch zu verbessern."