Cornelis van Rietschoten ist tot. Der 87-Jährige starb an den Folgen eines Herzanfalls. Er war der einzige Skipper, der das Whitbread Round the World Race zweimal gewinnen konnte. Der Holländer hatte zunächst ein Vermögen mit dem Elektrikunternehmen seiner Familie gemacht, bevor er sich neuen Herausforderungen zuwandte. Im Whitbread 1977/1978 steuerte er seine legendäre "Flyer" zum Sieg nach berechneter Zeit. Die 65-Fuß-Ketsch von Sparkman & Stephens war nicht zu schlagen.
1981/1982 kehrte van Rietschoten noch einmal zurück und gewann nach spannendem Duell mit der "Ceramco New Zealand" sein zweites Mannschaftsrennen um die Welt. Diese dritte Auflage des Klassikers, der heute als Volvo Ocean Race in die Zukunft segelt, markierte den Schritt in eine neue Segelepoche. Der Meeres-Marathon war nicht mehr länger eine verrückte Innovation, an der ein paar Spinner teilnahmen, sondern eine Institution. 29 Yachten waren damals an der Startlinie aufgekreuzt.
Und zum zweiten Mal gewann der "Fliegende Holländer". Conny van Rietschoten war der einzige holländische Skipper, der die Hatz um den Globus je für sich entscheiden konnte. Den zweiten Sieg errang er mit seiner neuen "Flyer II", einer 76-Fuß-Slup vom damals aufstrebenden Design-Star Germán Frers. Den Startschuss zu diesem Rennen hatte van Rietschotens Frau Inge abgegeben – und damit ihren Mann auf eine weitere Triumphfahrt geschickt.
Doch selbstverständlich war dieser zweite Erfolg nicht, denn schon damals hatte der im Rennen 55 Jahre alte Skipper einen Herzanfall im Südpolarmeer erlitten, seiner Crew aber verboten, den Herzspezialisten an Bord der Rivalin "Ceramco New Zealand" um Hilfe zu bitten. "Die Neuseeländer saßen uns im Nacken", erzählte er später. "Wenn sie gewusst hätten, dass ich ein gesundheitliches Problem hatte, hätten sie noch mehr Gas gegeben."
"Dass er das Rennen zweimal in Folge gewonnen hat, war das Ergebnis seiner Planung, seiner Entscheidungen und seiner Führungseigenschaften", sagte der neuseeländische Weltumsegler Erle Williams, der 1981/1982 auf "Flyer II" dabei war. "Es war wundervoll, für Conny zu segeln. Er vertraute seiner Crew und hat uns ermuntert, sie hart zu fordern. Gleichzeitig wusste er, wann er die Crew bremsen musste."
Team New Zealands Boss Grant Dalton, selbst ein Whitbread-Veteran und ehemaliger Mitsegler van Rietschotens, sagte zum Tod von Conny van Rietschoten: "Fast alle von uns können ihre Karriere auf Conny zurückführen. Wir waren alle jung, rastlos, viele von uns ohne nennenswerte Erfahrung. Trotzdem gab Conny uns eine Chance. Er erlaubte uns, ganz wir selbst zu sein. Manchmal leitete er uns an, zu anderen Zeiten ging er uns hart an. Er hat uns beigebracht, wie es in Zukunft laufen würde. Er hat den professionellen Ansatz ins Hochseesegeln eingeführt. Er war ein echter Pionier."
Dalton sagte weiter: "Mit seinem Tod haben wir einen Mann verloren, den wir alle mit Respekt und Dankbarkeit gesehen haben. Sein Bild hängt neben dem von Peter Blake an meiner Wand. Dort wird es immer bleiben. Auf Wiedersehen, Conny. Du bist gegangen, aber wir werden dich nie vergessen."
Mit Bouwe Bekking und seinem Team Brunel wird im Volvo Ocean Race 2014/2015 wieder ein holländischer Skipper am Whitbread-Nachfolger Volvo Ocean Race teilnehmen. Der 50-Jährige blickt seiner siebten Teilnahme entgegen. Bekking sagte bei seiner Pressekonferenz: "Wir Holländer haben dieses Rennen im Blut." Und meinte damit auch die Pionierleistung seines Vorgänger Cornelis van Rietschoten.