Tatjana Pokorny
· 20.11.2017
Team Brunel ist aus dem "Stealth-Modus" aufgetaucht und – von Platz zwei auf Platz vier zurückgefallen. Der Angriff auf Mapfre ging nach hinten los
Ihren für Konkurrenz und Fans 24 Stunden lang unsichtbaren Angriff auf Spitzenreiter Mapfre hatten sich Team Brunels Skipper Bouwe Bekking und sein Team etwas anders vorgestellt. Vor dem Aufsetzen der Tarnkappe Zweite, fand sich die Mannschaft einen Tag später nach dem Absetzen auf Platz vier wieder. Der heimliche Abstecher nach Norden hat sich nicht ausgezahlt. Dramatisch aber sind die Holländer nicht zurückgefallen – sie zählen mit dem aktuell zweitplatzierten Dongfeng Race Team und Vestas 11th Hour Racing auf Rang drei zum Trio, das die führenden Spanier auf "Mapfre" jagt. Xabi Fernandez' tonangebendes Team hatte sich am Dienstagmittag einen Vorsprung von knapp 27 Seemeilen auf Dongfeng erarbeitet. Zweieinhalb Seemeilen hinter Dongfeng machte Vestas Druck. Weitere sechs Seemeilen dahinter hat sich Brunel wieder eingereiht.
In einer eigenen Liga segelt auf dem fünften Platz AkzoNobel mit 75 Seemeilen Rückstand auf "Mapfre". Das Team von Skipper Simeon Tienpont war am Dienstag mit der langsamsten Geschwindigkeit unterwegs und muss sich etwas ausdenken, um diesen Abstand aus nördlicher Position zu den führenden Booten wieder zu verkürzen. Am nördlichsten segeln mit mehr als 100 Seemeilen Rückstand auf die roten Spanier Sun Hung Kai / Scallywag und Dee Caffaris Team Turn the Tide on Plastic. Die beiden Schlusslichter bleiben einander "verbunden" – auch am 17. Tag trennten sie gerade einmal vier Seemeilen.
Etwa 1300 Seemeilen hat die Flotte noch bis in den Etappenhafen Kapstadt zu absolvieren. Die Bilder von Bord der Yachten bezeugen, dass aktuell wieder sehr nass und kalt gesegelt wird. "Dieser Teil der Etappe fühlt sich so an, als würde man im strömenden Regen in einem Sessellift sitzen, in dem es sehr kalt und nass ist. Aber du kannst nicht aussteigen. Zum Glück liebe ich das Segeln!", sagte America's-Cup- und Brunel-Trimmer Kyle Langford. Die Flotte hat inzwischen mit Tristan da Cunha die entlegenste bewohnte Insel der Welt passiert. Die britische Kolonie liegt etwa 1500 Seemeilen entfernt von Südafrika, rund 2000 Seemeilen entfernt von Südamerika und wird von nur 262 Einwohnern bevölkert. Sie ist vielen Volvo-Ocean-Race-Fans auch deshalb ein Begriff, weil Ken Reads Team Puma Ocean Racing hier bei der elften Auflage des Rennens um die Welt nach dem Mastbruch einen ungeplanten Zwischenstopp einlegen musste. Die Segler verbrachten damals mehrere Tage als Gäste auf der Insel. Daran erinnerte sehr kess Henry Bomby im Team Turn the Tide on Plastic mit einem Gruß von Bord: "Wir haben gerade Tristan da Cunha passiert. Irgendjemand Interesse an einer Runde Golf? Ken Read?"
Die Flotte wird am Wochenende in Kapstadt erwartet. Keiner sehnt das Ankommen so sehr herbei wie Nico Lunven. Der Navigator von Dee Caffari ist während der Etappe Vater geworden und kann es kaum erwarten, seine kleine Tochter erstmals zu sehen, die er bislang nur von Fotos und Videos kennt.