Dieter Loibner
· 03.11.2011
Neun Monate. Schwanger oder rund um die Welt? Sechs Segelteams wählen Zweiteres und gehen um 14 Uhr Ortszeit in Alicante auf die Reise
Es wird ein Marathon von 39.000 knallharten Seemeilen. Neun Etappen in neun Monaten. Dazwischen In-Port Regatten in jedem Hafen, ein bisschen Rasten und viel Reparieren. Auch im Zeitalter der Extremsportarten bleibt das Volvo Ocean Race eines der härtesten Abenteuer, die Menschen je füreinander ausgedacht haben. Für viele grenzt es an Wahnsinn, mit bis zu 40 Knoten Topspeed auf aberwitzig nassen und hochgezüchteten Rennyachten über die Meere und rund um die Welt zu jagen. „Bulldozer der Ozeane" nannte sie die neuseeländische Segellegende Grant Dalton. Klingt brutal und ist brutal.
Aber genau deshalb guckt jeder hin. Und das sicher nicht nur einmal, denn dieses Abenteuer wird bis nächsten Sommer in den Schlagzeilen bleiben. Ab und zu macht es Pause, damit der Zirkus sich aus nächster Nähe bestaunen und berühren lassen kann und damit der Absatz der Produkte der Sponsoren angekurbelt wird, denn dieses Rennen bietet nicht nur Sport, sondern auch viel Kommerz. Gestoppt wird in Kapstadt/Südafrika, Abu Dhabi /VAE (erster Besuch im Nahen Osten), Sanya/China, Auckland/Neuseeland, Itajai/Brasilien, Miami/USA, Lorient/Frankreich und natürlich am Schluss, im Ziel, das in Galway/Irland liegt.
Führung durch die Boote
Die längste Teilabschnitt führt über 6.700 Seemeilen von Auckland nach Itajai, der kürzeste über 458 Meilen von Lorient nach Galway, wo die Ankunft Anfang Juli kommenden Jahres erwartet wird. Ungewissheit bringen Etappe 2 von Südafrika nach Abu Dhabi und Etappe 3 von dort nach China, weil sie durch gefährliche Piratengebiete führen. Zur Risikominimierung sollen die Boote durch den Gefahrenbereich transportiert werden, bevor sie in sicheren Gewässern das Rennen zum nächsten Hafen aufnehmen. Details wurden vom Veranstalter allerdings nicht genannt.
Wie bei vielen anderen Events sind auch beim Volvo Ocean Race die Starterzahlen drastisch zurückgegangen. Waren es beim Whitbread Race 1981/82 noch 29 Boote, sind diesmal nur noch sechs Teams dabei. Die sind dafür ausgeglichen und hochprofessionell, weil nur noch ganz wenige Segler diese High-Tech-Geschosse im Grenzbereich bewegen können. Diejenigen, die's schaffen, sind allerdings die unbestrittenen Meister dieser Show, folglich wird das Spektakel rund um die Uhr medial vermarktet. Auch ein Deutscher mischt wieder mit: Bugmann Michael Müller aus Kiel segelt wie schon beim letzten Rennen auf der Puma/Mar Mostro.
Sein Skipper, der Amerikaner Ken Read, sagte angesichts der Wettervorhersage für heute: „Sieht so aus, als würden wir auf dem Weg aus dem Mittelmeer gleich windelweich geprügelt werden.” Bald nach dem Start soll es hohe Welle geben und 25 Knoten Wind, der in der Nacht auf West dreht. Damit heißt es aufkreuzen, was auf diesen Booten sehr wild, sehr nass und sehr anstrengend ist.
Nach dem lauten und langen Trommelwirbel heißt es nun: Manege frei für die Gladiatoren der Ozeane und die erste Etappe über 6.500 Seemeilen nach Kapstadt. Mehr auf der Event-Seite und über den Live-Stream (beginnt 15 Minuten vor dem Start), den YouTube-Kanal und die Apps für I-Phone und Android.
.