Volvo Ocean RacePro Frauen: Chance statt Quotenregel

Tatjana Pokorny

 · 09.10.2016

Volvo Ocean Race: Pro Frauen: Chance statt QuotenregelFoto: Halloran/SCA/VOR
VOR 2014/2015 Etappe 1 SCA

Die neue Crew-Regel ist da: Fünf Kombinationen sind für die 13. Auflage erlaubt – das Rennen bietet Profiseglerinnen eine historische Chance

  Mit dem Team SCA kamen die Frauen schlagzeilenträchtig zurück ins Volvo Ocean Race. In den Sprechblasen: "Was für eine schöner pinker Sonnenuntergang" – "Das ist Magenta!"Foto: Mark O'Brien/Volvo Ocean Race
Mit dem Team SCA kamen die Frauen schlagzeilenträchtig zurück ins Volvo Ocean Race. In den Sprechblasen: "Was für eine schöner pinker Sonnenuntergang" – "Das ist Magenta!"

Eine Quotenregel ist es nicht, aber die neuen Crew-Vorschriften für die 13. Auflage Volvo Ocean Race bieten Profiseglerinnen die beste Einstiegschance seit der Premiere 1973. Um Frauen endlich die Möglichkeit zum Lernen auf höchstem Level und damit auch zum Aufschließen zu den Männern im Profisegelsport zu bieten, hat das Volvo Ocean Race sein Reglement geändert. Verbunden mit Anreizen durch die Möglichkeiten sind verschiedene Denksportaufgaben, denn die Chancen zur Formierung einer Ideal-Crew sind künftig vielfältig. Für die bekannteste Mannschaftsregatta um die Welt sind 2017/2018 folgende Kombinationen erlaubt:

A) 7 Männer

B) 7 Männer und 1 oder 2 Frauen

C) 7 Frauen und 1 oder 2 Männer

D) 5 Männer und 5 Frauen

E) 11 Frauen

Erweitert werden die Spielmöglichkeiten, indem die künftigen Teams die Kombinationen von Etappe zu Etappe verändern dürfen. Eingeschränkt werden sie durch die Auflage, dass die Crew eines Hafenrennens sich im Vergleich zur Hochsee-Etappe davor oder danach nicht verändern darf. Die neuen Vorschriften erlauben zwar immer noch reine Männer-Crews, doch die sind bei der kommenden Auflage mit nur sieben Mann in der Personenzahl so empfindlich beschränkt, dass sie mehr als einmal darüber nachdenken werden, diese Option tatsächlich zu wählen.

  Das Symbolbild für eine legendäre Wette zwischen Grant Dalton und Lisa McDonald: Der neuseeländische "Amer Sports One"-Skipper hatte im Rennen 2001/2002 angekündigt, dass er eine Ananas in seinen Allerwertesten stecken würde, wenn die Frauen-Crew auf "Amer Sports Too" auf einer Etappe besser sein würde als sein Team. Er verlor, musste liefern und tat es als fairer Verlierer auch. In Kiel ...Foto: Paul Todd/VOR
Das Symbolbild für eine legendäre Wette zwischen Grant Dalton und Lisa McDonald: Der neuseeländische "Amer Sports One"-Skipper hatte im Rennen 2001/2002 angekündigt, dass er eine Ananas in seinen Allerwertesten stecken würde, wenn die Frauen-Crew auf "Amer Sports Too" auf einer Etappe besser sein würde als sein Team. Er verlor, musste liefern und tat es als fairer Verlierer auch. In Kiel ...

Volvo-Ocean-Race-Gewinner Ian Walker sagt: "Es wäre sehr hart, mit nur sieben Leuten auf einem Volvo Ocean 65 gegen Teams mit acht oder neun Leuten anzutreten. Die neue Regel wird die Teams nahezu sicher dazu zwingen Frauen anzuheuern. Das wird eine großartige Plattform zum Lernen ergeben. Wenn Hochseeseglerinnen jemals auf dem gleichen Niveau wie die Besten der Welt antreten wollen, dann müssen sie trainieren und mit den Besten am Rennen teilnehmen."

  Haben viel Respekt füreinander: Volvo-Ocean-Race-Gewinner Ian Walker und SCA-Skipperin Sam Davies (r.)Foto: Rick Tomlinson/Team SCA
Haben viel Respekt füreinander: Volvo-Ocean-Race-Gewinner Ian Walker und SCA-Skipperin Sam Davies (r.)
  Der CEO des Volvo Ocean Race hat es angekündigt und wahr gemacht: Mark Turner schafft bessere Chancen für HochseeseglerinnenFoto: VOR
Der CEO des Volvo Ocean Race hat es angekündigt und wahr gemacht: Mark Turner schafft bessere Chancen für Hochseeseglerinnen
  Ellen MacArthur auf dem Cover ihres Buches "Ich wollte das Unmögliche – Wie ich allein die Welt umsegelte"
Ellen MacArthur auf dem Cover ihres Buches "Ich wollte das Unmögliche – Wie ich allein die Welt umsegelte"

Die Debatte über bessere Chancen für Frauen im internationalen Hochseesegeln war nach der Teilnahme des Frauen-Teams SCA entbrannt, das mit riesigem Budget und intensiver Vorbereitung zunächst enttäuschend in den letzten Meeres-Marathon gestartet war, gegen Ende aber auch eine Etappe gewinnen konnte. Mangelnde Einstiegschancen und fehlende Erfahrung waren als Ursache für die lange Lernkurve schnell ausgemacht. Volvo-Ocean-Race-CEO Mark Turner, der unter anderem Englands Hochseesegel-Heldin Ellen MacArthur durch ihre Weltkarriere begleitet, gestärkt und auch bei ihrem legendären zweiten Platz im Vendée Globe betreut und gemanagt hatte, sagte: "Manche werden sagen, dass der Standard dadurch sinkt. Doch darum geht es nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Es wird den besten Seglerinnen der Welt die Chance bieten, auf gleichem Niveau anzutreten."

  Die SCA-Frauen scheuten die härteste Arbeit nicht: Ihre Hände zeugten davonFoto: Halloran/SCA/VOR
Die SCA-Frauen scheuten die härteste Arbeit nicht: Ihre Hände zeugten davon

Die neue Regel soll Skipper zum Anheuern von einem oder mehreren weiblichen Crew-Mitgliedern motivieren. Bislang haben im Vergleich zu rund 2000 Männern seit der Premiere 1973 nur 100 Frauen am Volvo Ocean Race teilgenommen. Die viermalige Weltumseglerin Dee Caffari, zuletzt mit den SCA-Frauen im Einsatz, sagte: "Das sind großartige Nachrichten für Athletinnen nicht nur im Segeln, sondern im Sport insgesamt! Ich bin überzeugt, dass es da draußen genügend Seglerinnen gibt, die das packen und beweisen werden, dass sie die Leistung bringen können und einen Platz an Bord verdienen." Zusätzlich zur neuen Mixed-Regel wird auch die Nachwuchsregel beibehalten und sogar leicht verschärft: Zwei Crew-Mitglieder müssen am Ende des Rennens noch unter 30 Jahren alt sein.