Im zweiten Teil der ersten Etappe bricht eine vorentscheidende Phase an: Die Crews suchen nach dem idealen Kurs mit Zielhafen Kapstadt. Das vorausliegende St.-Helena-Hoch birgt große Chancen, kann aber auch dramatische Verluste bringen. Abu Dhabi Ocean Racings Anbord-Reporter Matt Knighton beschrieb die Arbeit seines Navigators Simon "SiFi" Fisher so: "SiFi schaut gerade auf etwas, das aussieht wie farbige Spaghetti, die in diesem Fall auf den Südatlantik geschmissen wurden. Jede farbige Linie markiert eine andere Route nach Kapstadt. Zuletzt haben wir 15 gezählt." Unter den gegebenen Umständen ist es Lust und Last zugleich, die Flotte der sieben VO-65-Yachten anzuführen. Laufen die Spitzenreiter in flaue Windfelder, können die Verfolger reagieren und sie umfahren.
Erfolgreich ist, wer das Südatlantik-Hoch mit maximalem Wind durchsegeln kann. Am 16. und 17. Tag auf See bekam das Führungstrio bereits einen Vorgeschmack auf möglicherweise bevorstehende Szenarien. Sowohl Abu Dhabi Ocean Racing als auch das holländische Team Brunel (26 Seemeilen dahinter) und das zuletzt stark aufgekommene dänische Team Vestas Wind (45 Seemeilen hinter Abu Dhabi Ocean Racing) verzeichneten nur noch Durchschnittsgeschwindigkeiten von um die zehn Knoten, während etwas weiter hinten im Feld stets Geschwindigkeiten zwischen 15 und 19 Knoten erzielt wurden. 205 Seemeilen trennten die Spitzenreiter vom Frauen-Team SCA, das inzwischen wieder auf den letzten Platz zurückgesackt ist – auch, weil das spanische Team Mapfre nun mit 24 Knoten die Spitzengeschwidigkeit auf dieser ersten Etappe hielt. Das schnellste 24-Stunden-Etmal gehörte weiterhin dem US-Team Alvimedica mit 429 Seemeilen. Die beste Durchschnittsgeschwindigkeit über 57 Prozent der mit 6.487 Seemeilen zweitlängsten Etappe des Rennens um die Welt verteidigte Abu Dhabi Ocean Racing mit 20 Knoten.
Und weil Helena schon so früh grüßen lässt, sorgen sich die ersten Teams um ihre Spritvorräte. Anbord-Reporter Yann Riou vom Dongfeng Race Team notierte in seinem Blog: "Die Wahrheit ist, dass wir mit Blick auf die Diesel-Situation an Bord gerade etwas nervös werden. Um es einfach zu erklären: Ohne Diesel gibt es keine Elektrizität. Und ohne Elektrizität segeln wir so gut wie blind und trinken Salzwasser." Das Leben auf See beschrieb die erfolgreiche amerikanische Matchracerin Sally Barkow vom Frauen-Team SCA mit einem guten Vergleich: "Das Leben an Bord ist wie das Leben auf einem Berg – auf Skiern. Und auf diesem Berg musst du kochen, essen, schlafen und arbeiten. Es ist nicht leicht."
Da kommen Grüße aus der Heimat gerade recht. Dieses wunderschöne Video macht Segler und Fans glücklich: