Volvo Ocean RaceKeine Etappe für schwache Nerven

Tatjana Pokorny

 · 08.06.2015

Volvo Ocean Race: Keine Etappe für schwache NervenFoto: Riou/Dongfeng/VOR
VOR 2014/2015, Etappe 8, Dongfeng Race Team

Das Klassement ändert sich im Stundentakt. Nur die Spitzenreiter bleiben nach zwei Nächten auf See dieselben: Team SCA demonstriert Stärke

  Tonangebend zum Auftakt von Etappe 8: Gelingt den SCA-Frauen nun endlich der ersehnte Coup?Foto: Elled/Team SCA/VOR
Tonangebend zum Auftakt von Etappe 8: Gelingt den SCA-Frauen nun endlich der ersehnte Coup?

Die Anspannung an Bord der Boote könnte nicht größer sein: Während der achten und vorletzten Etappe verändern sich die Positionen so rasch wie der Wind. Immer wieder bleibt die eine oder andere Mannschaft in einem Flautenloch hängen. Nur eine Crew segelt auf dem Kurs von Lissabon ins bretonische Lorient bislang konsequent und konzentriert vorneweg: Das Frauen-Team SCA führt die Flotte der sieben VO65-Yachten auch nach der zweiten Nacht auf See an. Das so simple wie effektive Erfolgskonzept der Frauen auf ihrem Weg entlang der spanischen Küste mit Kurs auf die Biskaya erklärte Skipperin Sam Davies: "Wir wollen einfach nur nach Norden. Es gab keine zuverlässigen Windprognosen und also auch keine besondere Strategie als die, immer auf die aktuellen Windbedingungen zu reagieren und so schnell wie möglich nach Norden zu segeln." Bislang geht dieses Konzept auf, während die männliche Konkurrenz abwechselnd stolpert.

  So schlecht sah es für Dongfeng nach der ersten Nacht auf See aus: Das Team von Charles Caudrelier suchte im verzweifelten Zickzack-Kurs sein Heil, wurde dafür aber zunächst nicht belohnt. Wesentlich besser erging es den Spitzenreiterinnen vom Team SCA auf ihrem klaren Nord-KursFoto: VOR
So schlecht sah es für Dongfeng nach der ersten Nacht auf See aus: Das Team von Charles Caudrelier suchte im verzweifelten Zickzack-Kurs sein Heil, wurde dafür aber zunächst nicht belohnt. Wesentlich besser erging es den Spitzenreiterinnen vom Team SCA auf ihrem klaren Nord-Kurs

Besonders hart hatte es Charles Caudreliers Dongfeng Race Team schon in der ersten Nacht getroffen. Der Skipper haderte mit dem misslungenen Auftakt für seine Mannschaft: "Für uns war es unglücklicherweise ein sehr schlechter Start. Das ist nicht so gut, denn die Comeback-Möglichkeiten sind auf diesem Kurs limitiert. Es ist schwer, eine Strategie zu entwickeln, weil der Wind so sehr dreht. Wir hatten für die erste Nacht eine klare Strategie, und das war ein Fehler. Wir hätten wie die Frauen mit den Winddrehern segeln sollen. Dann haben wir unsere Meinung geändert und versucht, uns wieder auf die linke Seite des Kurses, also nach Westen, zu bewegen. Das war ein riesiger Fehler, der uns etwa 25 Seemeilen gekostet hat." Nach der zweiten Nacht hat sich Caudrelier von den Auftaktpatzern jedoch ein wenig erholt und den Anschluss zur Flotte wieder hergestellt.

  Hier hatte Dongfeng nach der zweiten Nacht auf See den Anschluss an die Flotte wieder hergestellt. In Führung lagen aber auch am Dienstagmorgen weiterhin die SCA-Frauen mit knapp neun Seemeilen Vorsprung vor VestasFoto: VOR
Hier hatte Dongfeng nach der zweiten Nacht auf See den Anschluss an die Flotte wieder hergestellt. In Führung lagen aber auch am Dienstagmorgen weiterhin die SCA-Frauen mit knapp neun Seemeilen Vorsprung vor Vestas

Am Dienstagmorgen führte weiter SCA mit knapp neun Seemeilen Vorsprung vor dem dänischen Comeback-Team Vestas. Dahinter schob sich das Feld wieder zusammen. Zwischen dem drittplatzierten Team Abu Dhabi Ocean Racing (knapp 14 Seemeilen Rückstand) und dem Dongfeng Race Team (knapp 18 Seemeilen Rückstand) lagen nur vier Seemeilen Differenz. Die Frauen zählten weiter zu den schnellsten Booten der Flotte und hatten den nordwestlichsten Zipfel Spanien bei La Coruña als erste Mannschaft passiert. Die Verfolger bewegten sich bei ihrer Aufholjagd teilweise direkt an der Küste entlang. Bis ins Ziel waren am Dienstagmorgen noch 427 Seemeilen zu absolvieren. In Lorient werden die Boote am Mittwochabend oder Donnerstagmorgen erwartet. Zuvor jedoch steht ihnen noch eine raue Biskaya-Passage bevor. Spätestens bei Kap Finisterre an der Westküste von Galizien sollen Wind und vor allem Wellenhöhe deutlich zunehmen. So versprach es nicht nur eine Nachricht von Bord der SCA-Frauen: "Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Die Geschwindigkeiten nehmen gerade ab, während die Flotte die Küste umarmt. Doch bei Kap Finisterre erwarten uns starke Winde."

  Comeback-Team Vestas Wind auf gutem Kurs durch die Nächte von Etappe 8Foto: Carlin/Vestas/VOR
Comeback-Team Vestas Wind auf gutem Kurs durch die Nächte von Etappe 8