Tatjana Pokorny
· 26.05.2018
Die 9. Etappe geht dem Ende entgegen. Doch es könnte – wie schon vor Newport – erneut zum dramatischen Flauten-Finale kommen
Bug an Bug streben die holländischen Boote der Teams AkzoNobel und Brunel dem Etappenhafen Cardiff entgegen. Am späten Sonntagabend trennten das violette und das gelbe Boot rund 230 Seemeilen vor der Ziellinie keine Seemeile mehr. Die beiden Teams segeln permanent in Sichtweite zueinander und wissen, was ihnen bevorsteht. Während von hinten Charles Caudreliers Dongfeng Race Team (19,8 Seemeilen Rückstand) und Charlie Enrights Vestas 11th Hour Racing (41,2 Seemeilen Rückstand) drücken und das auf Rang fünf liegende und in der Gesamtwertung führende spanische Team Mapfre mit 60 Seemeilen Rückstand weiterhin um Anschluss an die Spitzengruppe ringt, liegt vor den "fliegenden" Holländern nicht gerade ein Rallye-Parcours ins Ziel.
Die Vorhersage hält für die Annäherung an Cardiff im Bristolkanal eine starke Tide und wenig Wind bereit. Wird es erneut zu einem dramatischen Flauten-Finale wie zuletzt im Endspurt von Etappe 8 nach Newport kommen, als das spanische Team Mapfre das niederländische Team Brunel nach dessen langer Führung auf den letzten Metern noch abfangen konnte?
AkzoNobel-Skipper Simeon Tienpont hatte am Sonntagnachmittag gesagt: "Wir wollen diesen ersten Platz nicht verlieren! Die Tide wird eine wichtige Rolle spielen. Zurzeit glaube ich noch, dass der Wind bis Cardiff ausreichen wird. Und wir haben mit Jules (Navigator Jules Salter, d. Red.) einen Mann mit Lokalkenntnissen an Bord. Aber wenn der Wind nicht reicht, dann werden wir den Anker bereit halten." Es ist nicht ausgeschlossen, dass Boote werden ankern müssen, um von der Tide in den sehr leichten Winden nicht rückwärts geschoben zu werden.
Auch Team Brunels Skipper Bouwe Bekking klang am Sonntag kämpferisch: "Vielleicht haben wir von allen die meisten Meilen gesegelt. Aber wen interessiert das schon, solange du vorn bist! Ziel Nummer eins war es für diese Etappe, die beiden roten Busse (die in der Gesamtwertung vor Brunel führenden Teams Mapfre und Dongfeng, d. Red.) zu schlagen, damit unsere Chance auf den Gesamtsieg weiter lebt. Lasst uns das zuerst schaffen. Und wir haben das Gefühl, dass wir die Spitzenreiter auch passieren können. Und das ist natürlich wichtig, denn auf dieser doppelt gewerteten Etappe machen drei Punkte einen großen Unterschied zwischen dem Sieg und Platz zwei."
Der achte Tag der Etappe hatte am Sonntagabend begonnen. Gut möglich aber, dass sie mit Zeitlupen-Endspurt erst am neunten Tag zu Ende gehen wird. Aktuelle Prognosen verhießen am späten Sonntagabend für eine südliche Annäherung an den Bristolkanal entlang der Küstenorte St. Yves, Newquay, Port Isaac, Hartland und Ilfracombe – also dicht unter Land – etwas mehr Druck als für eine mittige Ansteuerung. Der Ziel-Poker hat bereits begonnen, und man darf gespannt sein, wer diesen britischen Hindernislauf auf See am besten und vielleicht auch am glücklichsten meistern wird.