Dieter Loibner
· 28.11.2011
Ja, sie sind auf dem Treppchen, die Jungs von Franck Cammas. Doch in Wahrheit wollen sie diese erste Etappe ziemlich schnell vergessen
Gegen 18:30 MEZ war’s so weit: Groupama kreuzte als drittes Boot die Ziellinie in Kapstadt. Die schlechte Nachricht: Das war der letzte Platz von den drei Booten, die diese Etappe auch tatsächlich fertigsegeln konnten. Die guten Nachrichten: Es war immerhin ein Podiumsplatz, und sie liegen mit 22 Punkten in der Gesamtwertung hinter Telefonica und Camper ebenfalls auf Platz 3. Noch besser: Sie blieben von katastrophalen Defekten verschont, die 50 Prozent der Flotte zur Aufgabe und Weiterreise per Schiff zwangen.
„Wir können zufrieden sein. Ein dritter Platz ist kein schlechter Platz”, ließ Cammas über die Pressestelle ausrichten. Da war vielleicht auch ein Schuss Selbstironie dabei, denn der Franzose, der als einer der besten Offshore-Skipper der Welt gilt, ist Realist. „Was frustriert, ist, dass wir gern länger und näher an den anderen drangeblieben wären.”
Damit spielte er auf die verhängnisvolle taktische Entscheidung an, mit der Groupama zu Beginn der Etappe entlang der afrikanischen Küste einen scheinbar riesigen Vorsprung auf das Feld herausholen konnte, bis sich am achten Tag das Blatt wendete: Man blieb auf Höhe der Kapverden hängen, während die anderen weiter westlich mit gutem Wind und Vollgas Richtung Süden rauschten. Den daraus resultierenden Rückstand konnten Cammas & Co. nicht wieder gutmachen und hatten gegen Ende der Etappe noch zusätzliches Pech, als sie im Südatlantik die schnell ziehenden Tiefdruckgebiete verpassten und so noch weiter zurückfielen.
Während Groupama aus eigener Kraft in Kapstadt einlief, reisen Team Sanya und Abu Dhabi am Mittwoch per Schiff an. Puma ankert indes noch vor der Vulkaninsel Tristan da Cunha und wartet auf den deutschen Frachter „Team Bremen”, der das mastlose Boot und die Crew abholen und bis 6. Dezember nach Südafrika schaffen soll. Der Reservemast aus den USA soll am Freitag eintreffen. Von den drei Havaristen hat das chinesische Team Sanya den größten Stress. Nach Ankunft und Abladen muss die alte, beschädigte Bugsektion vom Rumpf abgeschnitten und eine neue, bereits vorgefertigte drangekleistert werden. Abu Dhabi und Puma haben’s dagegen mit dem Stellen ihrer Ersatzriggs vergleichsweise einfach. Das Problem dieser beiden Teams ist vielmehr, dass sie auf Fehlersuche sind und den Rest des Rennens mit mehr oder weniger angezogener Bremse segeln werden müssen, denn der Verlust des zweiten Masts würde das Aus bedeuten.
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