Tatjana Pokorny
· 12.06.2018
Nach der Flautenschlacht läuft zum Ende des dritten Tags der 10. Etappe nun der Geschwindigkeitswettbewerb. Und es warten weitere Bewährungsproben…
Die mit so viel Spannung erwartete 10. Etappe kommt bislang einer Achterbahnfahrt durch alle Bedingungen gleich. Nach dem flauen Start gab es zunächst etwas mehr Wind, dann eine Zeitlupen-Passage entlang der bildschönen irischen Küste. Inzwischen hat die Flotte Schottlands Nordspitze erreicht und hetzt durch kühle Regionen der Rundung der grünen Insel entgegen, bevor die Nordseepassage auf Kurs Göteborg neue Herausforderungen für die Teams bereithalten wird. Laut aktueller Prognosen erwartet die Boote bei der Ansteuerung des schwedischen Etappenhafens ein heftiges Tiefdruckgebiet. Die Navigatoren gehen davon aus, dass sie da durch müssen, bevor der Wind noch ein letztes Mal deutlich abnehmen wird. Es gibt also genügend Gründe dafür, dass sich die aktuellen Positionen der Crews im Zwischenklassement auch im weiteren Verlauf dieser atem- und schlaflosen Etappe immer wieder ändern werden. Das war in den vergangenen 24 Stunden so intensiv der Fall, dass eine Berichterstattung kaum möglich war. Kaum war eine Meldung geschrieben, da hatten die veränderten Positionen das Geschilderte bereits wieder auf den Kopf gestellt.
Inzwischen ist eine vorläufige Beruhigung des unbeständigen Klassements eingetreten. Am Mittwochmittag hatte zunächst das in der Gesamtwertung zweitplatzierte spanische Team Mapfre das Kommando übernommen. Wenige Seemeilen dahinter kämpfte mit Charles Caudreliers Dongfeng Race Team der Spitzenreiter um Anschluss an den großen Rivalen und Sparringspartner. Das dritte Team, das in der Endphase dieser 13. Auflage des Volvo Ocean Race noch Chancen auf den Gesamtsieg hat, war von Dienstag auf Mittwoch in den Positionierungskämpfen etwas zurückgefallen, konnte aber inzwischen wieder Boden gutmachen: Brunel mit Bouwe Bekking segelte nach rund zwei Tagen und 20 Stunden auf See mit knapp 10 Seemeilen Rückstand auf Mapfre auf Rang vier hinter Dee Caffaris Team Turn the Tide on Plastic.
Die schnellsten Boote werden Göteborg laut aktueller Prognosen frühestens am Donnerstag erreichen. Bis dahin bleibt diese Etappe von Cardiff nach Göteborg erbarmungslos, denn fast alle Teams versuchen, in nahezu ständiger Sichtweite zueinander jeden Zehntelknoten Speed aus ihren Booten herauszupressen. AkzoNobel-Seglerin Emily Nagel notierte in einer Nachricht von Bord, dass Schokolade, Kaffee und in Schokolade gehüllte Kaffeebohnen zu den regelmäßigen Begleitern der Segler im Kampf gegen die Müdigkeit zählen. Nagel nennt sie "die Geheimnisse des Wachbleibens, wenn du jede Stunde einmal an Deck gerufen wirst".