Tatjana Pokorny
· 21.02.2018
Noch sind es rund 1300 Seemeilen bis nach Auckland. Im Flautenpoker führt Team Turn the Tide on Plastic die sehnsüchtig auf Wind wartende Flotte weiter an
Dee Caffaris Team Turn the Tide on Plastic ist vor eineinhalb Tagen in flauen Winden ein kleiner Durchbruch gelungen. Als Einzige konnte sich die Mixed-Mannschaft von ihrem direkten Rivalen Brunel lösen und sich rund 20 Seemeilen Vorsprung auf das gelbe Boot erarbeiten. Aktuell reicht das im flauen Rennen auf Kurs Auckland zur Führung. Eng beisammen liegen auf den Plätzen 2 und 3 David Witts Team Sun Hung Kai / Scallywag und Simeon Tienponts Team AkzoNobel, die nur zwei Seemeilen trennen. Dahinter ist Bouwe Bekkings Team Brunel auf Rang 4 zurückgefallen. Mit immer noch deutlichem Abstand zu diesem Quartett konnten die in der Gesamtwertung führenden roten Boote von Mapfre und Dongfeng ihren Rückstand auf die Spitze inzwischen immerhin auf etwas über 70 Seemeilen drücken. Bei durchschnittlich fünf Knoten Wind und immer wieder riesigen Feldern mit Totalflaute bleibt die Annäherung an das Etappenziel in Neuseeland aber eine äußerst langsame Angelegenheit. Die Teams warten in erbarmungsloser Hitze und bei Temperaturen von über 45 Grad Celsius unter Deck weiter auf Wind.
Am 16. Tag der sechsten Etappe beschreiben AkzoNobel-Skipper Simeon Tienpont und seine Mitstreiter die erbarmungslosen Temperaturen im flauen Revier der Doldrums
Dee Caffari schrieb zuletzt: "Und täglich grüßt das Murmeltier… Wieder hat der Sonnenaufgang alle Wolken verbrannt. Die Meer ist spiegelglatt und der Wind noch leichter, als ohnehin schon vorhergesagt. Wir haben unseren ganzen Tag mit dem Warten auf die Nachrichten darauf verbracht, ob wir mehr oder weniger Wind haben als die anderen Teams. Es ist uns auf Kurs Neukaledonien aber gelungen, unsere Position zu halten. Die Temperaturen drücken, wenn der Wind stirbt. Es fühlt sich so an, als wären diese letzten Meilen die härtesten gewesen. Dieses Rennen ist noch lange nicht gelaufen. Wir müssen alles geben – wenn wir denn können."
Scallywags Navigatorin Libby Greenhalgh ringt ebenso mit der Dauerflaute wie ihre Gegner: "Die Doldrums haben uns in den vergangenen zwei Tagen mehrfach auf dem falschen Fuß erwischt. Manchmal muss man vom Kurs wegwenden, um dem drohenden Verderben zu entgehen, das eine nahende Wolke signalisiert. Tagsüber ist das alles viel einfacher. Nachts ist es dann unglaublich, wie du wirklich spüren kannst, dass dir einer deiner Sinne nicht zur Verfügung steht. Ja, natürlich haben wir Radar. Doch viele Wolken, denen wir versuchen auszuweichen, regnen nicht unbedingt. Jeder bewegt sich nachts ein wenig mehr an den Grenzen dessen, was passieren kann, wird oder könnte. Mit Einbruch der letzten Nacht hat sich eine lange Wolkenformation zwischen AkzoNobel und uns geschoben. Auf der einen Seite hatten sie etwas mehr Druck und Wind aus Südost. Auf der anderen Seite hatten wir etwas weniger Druck und Wind aus Südwest. Als die nächste Positionsmeldung kam, hatten wir ein paar Seemeilen verloren. Ich glaube, unser Zitat des Tages ist: 'Nicht einmal Schokolade hat meine Stimmung gehoben.' Die Doldrums sind ein frustrierender Ort, wo die Windbedingungen innerhalb von 200 Metern stark variieren können. Ja, es ist eine Kunst, hier den richtigen Kurs zu finden. Es hat auch mit Glück zu tun. Wenn wir aber das Gefühl haben, gerade etwas zu wenig Glück zu haben, dann erinnern wir uns sanft daran, dass wir auch eines der beiden roten Boote sein könnten, die ihr Duell am Ende der Flotte austragen."