Dieter Loibner
· 26.03.2012
Nachem auch Telefonica Probleme meldet, schmilzt die Zahl der Rennfähigen. Sanya wird in die USA verfrachtet und schwänzt auch die 6. Etappe
Nachdem Wind und Seegang zwischendurch etwas nachgelassen hatten, herrschen jetzt wieder Bedingungen, die diesen Breitengraden im Südmeer angepasst sind: Windstärke 7+, Wellenhöhe zwischen 4 und 5 Meter. Telefonicas Skipper Iker Martinez hat es zuletzt schon angedeutet: Fuß vom Gas, um das Schiff zu schonen. Doch mit dieser Tatktik haben sich die Spanier in den beiden letzten Tagen weit mehr als 200 Meilen Rückstand eingehandelt, also stimmt was nicht.
Mit angezogener Handbremse sind sie noch immer unterwegs, weil ihr Schiff einen nicht näher definierten Schaden genommen hat. Das Team hält sich da bewusst bedeckt. Pepe Ribes, der Bootsmann, so hört man von Bord, werkte unter Deck, um Telefonica in Schuss zu bekommen. „Wir wollen so schnell wie möglich nach Brasilien, aber wir müssen dort auch ankommen”, erklärt Medienmann Diego Fructoso. „Es ist noch nicht ernst, aber das könnte noch werden, also müssen wir kühlen Kopf bewahren.” Die Spanier, denen das Glück so lange lächelte, machen im Moment harte Zeiten durch, denn es ist auch noch ein Protest anhängig, der die auf der vierten Etappe von China nach Neuseeland eingesetzten Segel betrifft.
Apropos Neuseeland: Sanya wird heute im Hafen von Tauranga erwartet und wird von dort per Frachter direkt in die USA verschickt, um in Miami für das Inport-Race und die 7.Etappe wieder bereit zu sein. Es sei unmöglich, das Boot zeitgerecht zum Ziel der 5. Etappe nach Itajai in Brasilien zu verschiffen. Schwerer Schlag für Mike Sanderson und sein Team, aber angesichts der Brüchigkeit des alten Kahns wohl die vernünftigste Lösung.
Vorne brettern Groupama und Puma weiter mit guten 20 Knoten dahin, Richtung Kap Hoorn, das noch etwa 1600 Meilen voraus liegt. Phil Harmer, einer der Rudergänger auf Groupama, kämpft mit einer Schulterverletzung, die ihn stark behindert und in Brasilien ärztlich versorgt werden wird müssen. Auf Puma sind unterdessen die beiden Maroden Casey Smith und Thomas Johanson wieder einigermaßen fit. Gar nicht fit hingegen ist Camper, das angeschlagene neuseeländische Boot, das weiter Richtung Chile unterwegs ist. Und dabei kommt sie vom Regen in die Traufe, denn jetzt hat sich auch der Längsstringer auf der Steuerbordseite gelöst, womit das Schiff weiter an Steifigkeit eingebüßt hat. „Rob Salthouse sollte zum Ritter geschlagen werden”, sagt Kameramann Hamish Hooper. „Seit vier Tagen werkt er im Vorschiff, praktisch ohne Schlaf, aber komplett von Kohlefaser-Staub überzogen.” Verdienter Lohn: Kalamari und frischer Thunfisch aus der Kombüße.
Abu Dhabi segelt weiter einsam hinterher, mit fast 1300 Meilen Rückstand auf Groupama. Schön langsam bekommen sie auch Wind und werden schneller, womit sie von Camper bald den 4. Platz übernehmen werden und vielleicht sogar noch Telefonica auf die Pelle rücken, sollten die Spanier die Etappe im Schongang beenden müssen.
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