Volvo Ocean RaceDer Skipper geht wehmütig von Bord

Tatjana Pokorny

 · 10.09.2015

Volvo Ocean Race: Der Skipper geht wehmütig von BordFoto: VOR
Knut Frostad sagt dem Volvo Ocean Race tschüss. Ein Nachfolger wird noch gesucht

Nach acht Jahren gibt VOR-Kapitän Knut Frostad das Steuer ab. Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht, soll aber bis Ende 2015 gefunden sein

Acht Jahre und drei Auflagen lang hat der viermalige Weltumsegler Knut Frostad im Anschluss an seine Segelkarriere das Volvo Ocean Race als Kapitän durch alle Gezeiten geführt. Jetzt gab der Norweger seinen Rücktritt zum Jahresende bekannt. Ein Nachfolger ist bislang nicht in Sicht, soll aber bis Jahresende gefunden sein. Frostad will sich in der Zukunft seiner Familie intensiver widmen und das "Nomadenleben", das die Hatz um den Globus für ihren Kapitän mit sich bringt, gegen ein beständigeres Leben eintauschen.

  Durchsetzungsstark, visionär und leidenschaftlich: Acht Jahre lang hat Knut Frostad das Volvo Ocean Race stark geprägtFoto: VOR
Durchsetzungsstark, visionär und leidenschaftlich: Acht Jahre lang hat Knut Frostad das Volvo Ocean Race stark geprägt

Der 48-Jährige hatte das Steuer der bekanntesten Regatta um die Welt für Mannschaften im März 2008 übernommen. Mit Wehmut sagte Frostad, er sei stolz auf das Erreichte und habe dazu beitragen können, Bootsklasse und Format des Rennens zukunftsfähig zu machen. Insbesondere zeichnete Frostad verantwortlich für die Entscheidung zugunsten der neuen Einheitsklasse Volvo Ocean 65, die wieder mehr Teams zur Teilnahme locken soll und zur Kostensenkung beigetragen hat. Das Volvo Ocean Race, einst unter dem Namen Whitbread Round the World Race zum Klassiker gereift, blickt inzwischen auf eine schillernde 42-jährige Historie zurück.

  Bestritt mit Knut Frostad seine Whitbread-Premiere 1993/1994: Tim Kröger. Damals segelten die beiden Neulinge gemeinsam auf der europäischen "Intrum Justitia"Foto: NSR/OnEdition
Bestritt mit Knut Frostad seine Whitbread-Premiere 1993/1994: Tim Kröger. Damals segelten die beiden Neulinge gemeinsam auf der europäischen "Intrum Justitia"

Bevor Frostad das Rennen als CEO führte, zählte er selbst zu den Weltumseglern. Seine Premiere in dem Rennen, das er entscheidend mitprägte, erlebte er mit dem Hamburger Segelprofi Tim Kröger 1993/1994 an Bord der europäischen "Intrum Justitia". Kröger erinnert sich gerne an den athletischen und ehrgeizigen Segler und Freund Knut Frostad: "Er war als Segler immer einsatzbereit und extrem fokussiert. Es hat viel Spaß gemacht, mit Knut zu segeln. Für das Volvo Ocean Race ist Frostads Abtritt ein enormer Verlust. Knut hat das Rennen auf ein neues Niveau gebracht und souverän geführt. Er hinterlässt ziemlich große Fußstapfen, die nicht ganz leicht auszufüllen sein werden."

  Ein Bild aus seinen Segelzeiten im Rennen seines Lebens: Knut Frostad als Wachführer von "Brasil"Foto: Oskar Kihlborg/Volvo Ocean Race
Ein Bild aus seinen Segelzeiten im Rennen seines Lebens: Knut Frostad als Wachführer von "Brasil"

Knut Frostad nannte seine Entscheidung zum Rücktritt "eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens". Gleichzeitig sagte Frostad: "Ich bin ein Alles-oder-nichts-Mensch. Und das hier ist ein Alles-oder-nichts-Rennen. Ich möchte jetzt einfach mehr Zeit mit meiner Familie verbringen." Frostad wird das Rennen in gutem Zustand und mit einer Einheitsklasse hinterlassen, die sich bei ihrer Premiere 2014/2015 bewährt hat.

  Frostad führte die VOR65-Einheitsklasse ein – sie bewährte sich bei der letzten Auflage und senkt die Teilnahmekosten für die TeamsFoto: Amalia Infante/Volvo Ocean Race
Frostad führte die VOR65-Einheitsklasse ein – sie bewährte sich bei der letzten Auflage und senkt die Teilnahmekosten für die Teams

Die Volvo Car Group und die Volvo Group werden ihren charismatischen Denker und Lenker vermissen. Henry Sténson, Vizepräsident der Volvo Group, sagte im Namen aller beteiligten Unternehmen: "Knut hat in der Führung und Entwicklung des Rennens einen fantastischen Job abgeliefert. Wir hätten uns keine leidenschaftlichere Führungspersönlichkeit wünschen können. Wir verstehen seinen Wunsch danach, nun mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Wir werden ihn alle sehr vermissen."

Zu seinem angekündigten Abschied zitierte Frostad den von Piraten im Amazonas ermordeten früheren Whitbread-Skipper Sir Peter Blake und dessen Auffassung von diesem Rennen: "Es gibt nichts Vergleichbares. Es fließt dir ins Blut und du wirst es nicht mehr los." Damit wird auch Frostad zu kämpfen haben.

  VOR-CEO Frostad überzeugte als Multitalent, war auch als Kommentator und Reporter selbst im Einsatz. Es wird schwer werden, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin mit seinen Qualitäten und seiner Erfahrung zu findenFoto: Carmen Hidalgo/Volvo Ocean Race
VOR-CEO Frostad überzeugte als Multitalent, war auch als Kommentator und Reporter selbst im Einsatz. Es wird schwer werden, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin mit seinen Qualitäten und seiner Erfahrung zu finden