Volvo Ocean RaceDer Bonuspunkt gehört Brunel, die Gedanken John Fisher

Tatjana Pokorny

 · 28.03.2018

Volvo Ocean Race: Der Bonuspunkt gehört Brunel, die Gedanken John FisherFoto: VOR
Etappe 7, Tag 12

Am Donnerstag hat mit Team Brunel das erste Boot der Flotte Kap Hoorn gerundet. Statt "Hurra-Gefühlen" aber gedenken die Teams des tödlich verunglückten Briten

Die Tortour nähert sich dem Ende: Team Brunel hat als erstes Boot der Volvo-Ocean-Race-Flotte Kap Hoorn um 13.01 Uhr UTC (15.01 deutscher Zeit) erreicht und den damit verbundenen Bonuspunkt erkämpft. Die erfahrenen Weltumsegler Bouwe Bekking (8. Teilnahme), sein Navigator Andrew Cape (7. Teilnahme) und die Crew auf dem gelben Boot passierten die legendäre Landmarke am Donnerstagnachmittag. Die anderen fünf Boote sollten wenig später folgen. Zeitgleich näherte sich das nach dem tödlichen Unglück ihres Crew-Mitglieds John Fisher schwer angeschlagene Team Sun Hung Kai / Scallywag der chilenischen Westküste.

  Die letzten Seemeilen bis Kap Hoorn haben den Teams wie hier Brunel noch einmal alle Kraft abgefordertFoto: VOR
Die letzten Seemeilen bis Kap Hoorn haben den Teams wie hier Brunel noch einmal alle Kraft abgefordert

Für die Kap-Hoorn-Bezwinger geht einer der brutalsten Teilabschnitte der Etappe um Kap Hoorn in der Geschichte des Volvo Ocean Race zu Ende. Bouwe Bekking hatte bereits am Morgen berichtet, wie fordernd auch die letzten Seemeilen nach fast eineinhalb sturmgepeitschten Wochen noch waren: "Wir haben drei Halsen absolviert, alle in um die 40 Knoten. Die große Frage, die sich dabei stellt: Rollen wir den Gennaker ein und halsen dann oder lassen wir ihn fliegen, weil es so einfacher ist, das Großsegel durchzuholen? Was dann aber ein Risiko eines massiven Sonnenschusses beinhaltet. Wir haben uns dreimal dafür entschieden ihn fliegen zu lassen. Beim letzten Mal in 43 Knoten Wind. Weil ich den Bus in den Halsen fahre, muss es lustig gewesen sein, meine Pulsfrequenz dabei beobachtet zu haben. Aber alles ist gut gegangen. Und dabei konntest du jedes Mal die Erleichterung in allen Gesichtern sehen. Das Aufregendste des heutigen Tages aber war, dass wir beinahe abgebrannt sind. Wir hatten ein elektronisches Feuer in der Media-Ecke, mussten den Feuerlöscher aber zum Glück nicht einsetzen. Capey (Andrew Cape, d. Red.) hat einfach schnell alle Geräte ausgeschaltet und das hat es gerichtet."

  Anbord-Reporter James Blake ist dieses kleine fotografische Meisterwerk von AkzoNobel im großen Kampf mit den Elementen gelungenFoto: VOR
Anbord-Reporter James Blake ist dieses kleine fotografische Meisterwerk von AkzoNobel im großen Kampf mit den Elementen gelungen

Zwar freute sich Team Brunels Crew über die Spitzenposition und den damit verbundenen Bonuspunkt, doch gleichzeitig sei seine Crew "sehr, sehr, sehr müde", schrieb Bekking in seinem Blog. Es gäbe "kein Hurra-Gefühl" an Bord, das Kap-Hoorn-Passagen sonst regelmäßig begleitet. Er selbst habe 14 Stunden nicht geschlafen. Bekking erinnerte noch einmal an die Tragödie dieser Etappe: "Der Verlust von John sitzt viel tiefer als die Leute zugeben möchten: Ich denke jede Stunde mehrmals an ihn."

AkzoNobels australischer Wachführer Chris Nicholson sagte: "Diese Etappe hat mit 'Fish' einen guten Mann gefordert. Wir sind davon alle sehr betroffen und können der Familie und seinen Freunden nur unser Beileid anbieten." Brunels Verfolger-Gruppe wurde am Donnerstagnachmittag von Vestas 11th Hour Racing angeführt. Turn-the-Tide-on-Plastic-Skipperin Dee Caffari sagte: "Diese Rundung ist definitiv für 'Fish'!"

  Im düsteren Szenario nähert sich Charles Caudreliers Dongfeng Race Team Kap HoornFoto: VOR
Im düsteren Szenario nähert sich Charles Caudreliers Dongfeng Race Team Kap Hoorn