Lars Bolle
· 20.11.2014
Die Flotte segelt einen südöstlichen Kurs, raus aus dem Landeinfluss Südafrikas. Wer verliert als Erster die Nerven und halst?
Alle sieben Boote segelten heute Vormittag fast exakt denselben Kurs von etwa 118 Grad mit Wind von Steuerbord und um die 22 Knoten schnell. Dabei profitieren sie von einer südwestlichen Strömung, was teilweise bis zu zwei Knoten zuätzlich über Grund bescherte.
Die ersten fünf Boote lagen innerhalb von nur acht Seemeilen, einzig Vestas Wind und SCA haben mit 19 und 30 Seemeilen scheinbar schon etwas mehr Boden verloren. Doch diese Angaben aus dem Race-Tracker täuschen etwas. Denn die Boote segeln momentan vom Ziel weg, entfernen sich immer weiter von der Orthodrome (kürzester Weg zum Ziel, weiße Linie in der Grafik), um so lange wie möglich von den starken Winden im Süden zu profitieren.
Erst wenn die Teams halsen, um Kurs nach Norden auf die Doldrums zu nehmen, werden die Angaben zu den Abständen aussagekräftiger. Doch wann diese Halse zu fahren ist, wird die schwierigste, nächste Entscheidung. Denn die Halse führt zwar zurück auf den kürzesten Weg, aber auch fast unmittelbar in schwächeren Wind. Es wird sehr interessant sein zu beobachten, wie die einzelnen Navigatoren entscheiden.
In den Berichten von Bord klingt derweil der spektakuläre Start vor Kapstadt nach. Unter anderem erklärt Matt Knighton, Reporter bei Abu Dhabi, die Entscheidung seines Teams, mit einem Reff mehr als alle anderen zu starten:
"Es ist nicht leicht, in eine weitere 25-Tage-Etappe zu gehen, erst recht, wenn man das letzte Boot auf dem Kurs ist und das Heck von allen anderen sieht. Trotzdem war Ian (Skipper) mehr als glücklich, so einen bösen Start derart konservativ gesegelt zu sein, dass nichts brach. 'Niemand hat in Kapstadt über den Start in Alicante gesprochen', sagte Ian. ‚Wir wussen, dass der Start nahezu irrelevant ist, also entschieden wir, unser Material zu sichern und um den Kurs zu cruisen. Wir sahen Mapfre und SCA in ihre Backstagen halsen, und ich wäre nicht verwundert gewesen, wenn sie ihre Großsegellatten gebrochen hätten. Vestas hat vermutlich seine Genua 2 beschädigt.'"
Tatsächlich entstand ein Schaden am Großsegel, weshalb Team Vestas für die notwendigen Reparaturen kurz das Groß bergen musste, um Klebeverstärkungen aufzubringen.