Tatjana Pokorny
· 27.01.2018
Zwei Teams führen im Volvo Ocean Race sowohl die Round-the-World-Wertung als auch das Zwischenklassement der Hafenrennen an. Wer kann sie stoppen?
Die Bilder gleichen sich immer öfter: Das beste Team der Hafen-Herausforderung vor Hongkong war an diesem Wochenende Charles Caudreliers Dongfeng Race Team mit zwei zweiten Rängen. Teil 2 der kombinierten Aufgabe dominierte am Sonntag im Round the Island Race vor Hongkong das spanische Team Mapfre um Skipper Xabi Fernandez. Nun führen diese beiden Mannschaften die In-Port-Wertung nach einem guten Drittel des Volvo Ocean Race punktgleich an: Beide roten Boote konnten in bislang vier Hafenrennen 25 Punkte ersegeln. Bug an Bug ringen sie um die "Küsten-Krone" im Meeres-Marathon. Als nächster Verfolger hat es Bouwe Bekkings Team Brunel in den Hafenrennen erst auf 17 Punkte gebracht. Auf Platz vier liegt Bekkings Landsmann Simeon Tienpont mit seinem Team AkzoNobel mit 16 Zählern.
Teil 2 der Inport-Herausforderung der Volvo-Ocean-Race-Flotte an diesem Wochenende vor Hongkong: Dieses Mal ließen die spanischen Spitzenreiter vom Team Mapfre kein Team vorbei und sicherten sich nach Rang vier im ersten Teil im Round the Island Race den Sieg
In der Gesamtwertung der Etappen, in denen über den Gesamtsieg im Volvo Ocean Race gesegelt wird, führt Mapfre (33 Punkte) vor Dongfeng (29 Punkte). Die nächsten Verfolger sind das aktuell aufgrund von Reparaturarbeiten pausierende dänisch-amerikanische Team Vestas 11th Hour Racing (23 Punkte) vor David WItts Hongkong-Team Sun Hung Kai / Scallywag (19 Punkte), Team Brunel (17 Punkte), AkzoNobel (14 Punkte) und Dee Caffaris Team Turn the Tide on Plastic.
"Ich fange schon an die Roten zu hassen, dieses Boot unserer Freunde auf Mapfre", hatte Dongfeng-Skipper Caudrelier bereits während der dritten Etappe in einem Blog von Bord amüsiert geschrieben. Längst sind sich die meisten Experten einig, dass die Sieger der 13. Auflage der Hatz um den Globus wohl mit einem roten Boot ins Ziel kommen werden. Die These ist mit zwei Fragen verbunden: Kann ein drittes Team die beiden Co-Favoriten noch stoppen? Und falls nicht: Welches der beiden roten Boote wird sich durchsetzen? Ihre Güte und einen guten Knowhow- und Speed-Vorsprung hatten sich Dongfeng und Mapfre bei intensiven gemeinsamen Zwei-Boot-Testserien über zwei Wochen vor Sanxenxo auf dem Atlantik schon vor dem Rennen erworben, während andere Teams später und allein in ihre Vorbereitung starteten.
"Daraus ist nun der Kampf der roten Boote entstanden", erklärt Dongfeng-Trimmerin und Steuerfrau Carolijn Brouwer, "wir agieren auf Augenhöhe. Auf der letzten Etappe haben sie (Red.: Mapfre) eine kleine Verwundbarkeit gezeigt. Das ist für uns gut zu wissen. Gewinnen wird am Ende, wer die wenigsten Fehler macht. Und: Das Rennen wird in der zweiten Hälfte gewonnen, wenn die Strapazen ihre Spuren immer deutlicher hinterlassen. Wir haben ja erst ein Drittel des Rennens hinter uns. Die Entscheidung über den Sieg wird fallen, wenn Ermüdungserscheinungen zu Tage treten. Daher sind eine gute Vorbereitung und Erholungsphasen sehr wichtig."
Die beiden roten Boote sind die Messlatte bei dieser Edition des Klassikers. Das erklärte auch Skipperin Dee Caffari während der vierten Etappe: "Wenn du mit einem der roten Boote gleichauf segelst, dann bedeutet es, dass du gut bist. Es war also großartig, schon die dritte Nacht in Folge neben einem der roten Boote zu halsen." Charlie Enrights und Mark Towills amerikanisch-dänisches Team Vestas 11th Hour Racing schien das Zeug zu haben, in die Phalanx der "Roten" einzubrechen. Doch dann ereignete sich kurz vor dem Etappenziel Hongkong die dramatische Kollision mit einem chinesischen Fischerboot, in deren Folge einer der Fischer starb. Die Untersuchungen zum genauen Unfallhergang dauern an, das Boot ist außer Gefecht, wird repariert. Die Teamleitung hat die Wettfahrtleitung darüber informiert, dass ihre Mannschaft auch an der fünften Etappe – einem Sprint von Hongkong nach Guangzhou – nicht teilnehmen wird. Deren Ergebnisse werden allerdings auch nicht in die Gesamtwertung einfließen.
Mit dem aktuell führenden Team Mapfre segelt der 28-jährige Blair Tuke einem Traumziel entgegen: Der 49er-Olympiasieger und America's-Cup-Gewinner könnte bei einem Sieg der Spanier der erste Segler der Sportgeschichte werden, der alle drei großen Segelsport-Gipfel erobert hat. Der Profi aus Kerikeri in Neuseeland hatte nach der Schule zunächst eine Ausbildung zum Elektriker begonnen, entschied sich dann aber mit zunehmenden Erfolgen im olympischen Segelsport für eine Profikarriere. Bislang eilt er auf seinem Weg von Sieg zu Sieg. Olympia-Gold und America's-Cup-Triumph gelangen Blair Tuke jeweils an der Seite seines Steuermanns Peter Burling. Im laufenden Volvo Ocean Race aber gehen die beiden "Best Buddies" getrennte Wege. Tuke unterschrieb bei Mapfre, "Golden Boy" Burling bei Brunel. Die besseren Chancen auf das historisch erste Triple hat aktuell 49er-Vorschoter Blair Tuke.