Volvo Ocean RaceDas dicke Ende vor dem Schluss

Dieter Loibner

 · 08.03.2012

Volvo Ocean Race: Das dicke Ende vor dem SchlussFoto: Diego Fructuoso/Team Telefonica
Bitte rechts halten. Justin Slattery von Abu Dhabi dirigiert den Rudergänger während eines Segelwechsels

Poseidon kennt keine Gnade. Nach fast drei Wochen auf See gibt's vor dem Etappenziel noch tüchtig Wind und einen Dreikampf bis aufs Messer

Mit 135 Meilen Vorsprung sieht es ganz so aus, als würden die Segler von Groupama tatsächlich den Siegerschluck aus der Pulle nehmen dürfen. Doch die letzten Meilen dieser ewig langen 4. Etappe haben es in sich, denn es ballerte aus Osten und die Franzosen bekamen das Ärgste davon ab. Mit bis zu 38 Knoten wehte es ihnen auf die Nase, und die maximale Wellenhöhe betrug bis zu sieben Meter. Das heißt, Groupama bockte mehr als sie bügelte und Capt’n Cammas musste das Boot förmlich auf Händen tragen, bedacht, diese Führung ins Ziel zu retten. So knapp vor Schluss noch Bruch zu erleiden, wäre wohl ebenso haarstäubend, wie in der Schlussrunde eines Autorennens in Führung liegend mit Motorschaden liegenzubleiben.

  Bitte rechts halten. Justin Slattery von Abu Dhabi dirigiert den Rudergänger während eines SegelwechselsFoto: Diego Fructuoso/Team Telefonica
Bitte rechts halten. Justin Slattery von Abu Dhabi dirigiert den Rudergänger während eines Segelwechsels

Nicht schon wieder liegenbleiben wollte das Team von Puma, das mit Wut im Bauch bewies, dass Wylie der Coyote dem Roadrunner doch eins auswischen kann. Ken Read und Kollegen hatten sich wieder an Telefónica vorbeigeschoben, weil die Spanier einen längeren Holeschlag segeln mussten, um Cap Reinga an der Nordspitze Neuseelands nicht aus den Augen zu verlieren. Heimlich, still und leise schloss auch Camper die Lücke, womit ein erbitterter Dreikampf entbrannte, bei dem mit immer knapperen Abständen gegeneinander gesegelt wird. Das gereichte Abu Dhabi und Sanya zum Vorteil, die von hinten mit Halbwind angerauscht kamen und mit direkterem Kurs mächtig Meilen machten.

  Der da am Spitz. Antonio Cuervas-Mons beim Balanceakt auf Telefonicas BugsprietFoto: Diego Fructuoso/Team Telefonica
Der da am Spitz. Antonio Cuervas-Mons beim Balanceakt auf Telefonicas Bugspriet

Doch auch die müssen noch durch die Waschmaschine. „Wir schlagen uns hier draußen irgendwie durch”, meldete Wachführer Richard Mason von Sanya, die versuchen, die rote Laterne an Abu Dhabi abzugeben. „Es wird eine spannende Nacht, die Wellen sind gigantisch. Wenn man hinten steht und steuert, ist man wohl fünf Meter hoch über dem Wasser und der Horizont taucht ab, wenn man über diese Dinger drüber muss.”

  Die Kurslinien zeigen, wie sich Puma, Telefonica und Camper matchten, während Sanya und Abu Dhabi  meilensparend unterwegs warenFoto: VOR
Die Kurslinien zeigen, wie sich Puma, Telefonica und Camper matchten, während Sanya und Abu Dhabi meilensparend unterwegs waren

Sanya lag um 5 Uhr MEZ nur noch 17 Meilen hinter Abu Dhabi, aber das Match, das alle in den Bann zieht, ist Puma gegen Telefónica und Camper, die noch mehr als 440 Meilen zu segeln hatten, aber nur sieben Meilen auseinander lagen. „Das Rennen hinter Groupama ist offen”, sagt Meteorologe Gonzalo Infante. „Es wird ein knappes Finish.” Groupama wird morgen, Samstag, um ca. 11 Uhr MEZ in Auckland erwartet.

  Salzbuckel Salthouse. Rob Salthouse auf Camper stehen die Strapazen der langen Etappe ins bärtige Gesicht geschriebenFoto: Diego Fructuoso/Team Telefonica
Salzbuckel Salthouse. Rob Salthouse auf Camper stehen die Strapazen der langen Etappe ins bärtige Gesicht geschrieben

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  Weniger Wind, besserer Winkel, geringere Distanz: Sanya kam mit Schwung von hinten aufFoto: Andres Soriano/Team Sanya/Volvo Ocean Race
Weniger Wind, besserer Winkel, geringere Distanz: Sanya kam mit Schwung von hinten auf

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