Volvo Ocean RaceAuf Windsuche: Quo vadis, Puma?

Dieter Loibner

 · 25.02.2012

Volvo Ocean Race: Auf Windsuche: Quo vadis, Puma?Foto: Amory Ross/Puma Ocean Racing
Weit nach Norden. Puma führte die Suche nach Wind bis zu Inseln im Süden Japans

Puma geht wieder ins Extrem: Sie segelten Richtung Norden, auf dass sie schneller nach Süden kommen. Wenn jetzt nur der Wind durchhält

  Mathematiker an Deck. Tom Addis (M.), der Navigator und Excel-Künstler von Puma, hilft beim TrimmenFoto: Amory Ross/Puma Ocean Racing
Mathematiker an Deck. Tom Addis (M.), der Navigator und Excel-Künstler von Puma, hilft beim Trimmen

Segeln ist, wie allgemein bekannt, manchmal recht seltsam. Nicht der kürzeste Weg ist unbedingt der schnellste, sondern die Route mit dem meisten Wind, der auch aus einer guten Richtung blasen sollte. Besonders oft wird der schnelle Umweg von Multihulls und flotten Flundern wie Volvo-Ocean-Rennyachten gesucht. Und auf eben dieser Suche nach optimalen Bedingungen riskierten Pumas Taktiker Tom Addis und Skipper Ken Read im Alleingang eine extrem nördliche Route, entlang der Küste Taiwans bis hinauf zu den Inseln, die Japan vorgelagert sind. Es war fast schon pervers, weil sie damit praktisch tagelang in die dem Ziel entgegengesetzte Richtung fuhren. Laut Positionsverfolgung betrug der Rückstand auf die Führenden zwischenzeitlich schon mehr als 200 Meilen.

Und die Konkurrenz witzelte: „Jetzt, wo Ken (Read) die Segelanweisungen noch einmal gelesen hat und bemerkte, dass wir nicht rauf nach Qingdao segeln, würde ich nicht dagegen wetten, dass sie sich wieder zu uns zu gesellen”, bloggte zum Beispiel Abu Dhabis Skipper Ian Walker. Und Read schoss zurück: „Richtet Ian aus, wer von uns beiden später in Auckland einläuft, zahlt die erste Runde.”

  Noch Nummer 1: Camper liegt dem Ziel in Neuseeland am nächsten, doch werden sie auch zuerst den Passat erreichen?Foto: Hamish Hooper/Camper
Noch Nummer 1: Camper liegt dem Ziel in Neuseeland am nächsten, doch werden sie auch zuerst den Passat erreichen?

In der Zwischenzeit ging es für Puma in der Tat zügig voran. Der auffrischende Nordwest bedeutete Raumschotskurs und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 16 Knoten, während ­die führende Camper, die eine südlichere Route wählte, sich mit acht Knoten bei leichtem Ostwind abquält. Laut Satellit lag Puma in der Nacht auf Sonntag zwar immer noch 140 Meilen zurück, doch weil der Wind aus dem All unsichtbar ist, hat der Positionsreport im Moment wenig Aussagekraft, denn das Feld segelt noch in breiter Phalanx nach Osten (oder im Falle Abu Dhabis nach Nordosten), also weg vom Ziel in Neuseeland, das im Südosten liegt. Wer zuerst den Passat erreicht, so scheint's, dürfte die Lacher auf seiner Seite haben.

  Gut dabei: Abu Dhabi liegt derzeit mitten im FeldFoto: Nick Dana/Abu Dhabi Ocean Racing
Gut dabei: Abu Dhabi liegt derzeit mitten im Feld

Ansonsten? Die Sonne kam raus und mit ihr auch die Angriffslust von Telefonica, die sich ebenfalls im Süden aufhält und mathematisch vom 5. auf den 2. Rang vorrückte, wobei sie mit Groupama die Plätze tauschte. Franck Cammas ist allerdings wie Puma überzeugt, dass der Wind im Norden zuerst anspringen wird, was seine Truppe am Positionsrechner zumindest vorübergehend zurückwarf. Ein bisschen frische Luft auch für Abu Dhabi und Sanya, die noch auf Tuchfühlung segeln. Aber fix ist nix, denn bis Auckland sind es noch mehr als 4000 Meilen und die Rossbreiten liegen auch noch auf dem Weg.

  Den Kompass im Auge. Auch wenn es auf der Karte bisweilen verrückt aussah, Puma suchte und fand den Wind im NordenFoto: Amory Ross/Puma Ocean Racing
Den Kompass im Auge. Auch wenn es auf der Karte bisweilen verrückt aussah, Puma suchte und fand den Wind im Norden

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Auf der Suche nach dem Passat

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