Dieter Loibner
· 11.12.2011
Sechs Boote schlichen in Kapstadt über die Startlinie, segelten einmal ums Karree und machten sich danach auf zum Kap der Guten Hoffnung
Es ist wohl ein Novum in der Geschichte des Hochseerennsports: Sechs Boote segeln los, doch der zahlende Kunde weiß nicht, wohin. Alles streng geheim, denn es gelte, die Piratengefahr zu minimieren. Ja, das Etappenziel ist und bleibt Abu Dhabi, offiziell 5430 Seemeilen weiter nördlich, und irgendwann vor dem Coldplay-Konzert zu Neujahr wollen auch alle dort sein. Doch was dazwischen passiert, mit Anlaufen eines Schutzhafens, dem Umladen auf ein bewaffnetes Transportschiff und dem Neustart in „sicheren Gewässern" wurde aus Sicherheitsgründen von den Veranstaltern bisher nur schemenhaft skizziert.
Nach einem tränenreichen Abschied auf den Docks in Kapstadt, untermalt von den quäkenden Klängen der Vuvuzela-Trompeten, kämpfte sich die Miniflotte bei wenig Luft über die Startlinie, bis die Brise doch ein wenig aufkam. Abu Dhabi, die beim nächsten Stopp Heimrecht genießen, hatten es eilig und gingen in Führung. Die bauten sie auch aus, bevor die Prozession hinaus auf den Atlantik segelte und nach links abbog, hin zum Kap der Guten Hoffnung, mit dem blauen Boot von Telefonica, das in der Gesamtwertung vorn liegt, zur Abwechslung mal ganz hinten.
„25 bis 30 Knoten und drei bis vier Meter Welle werden ein guter Test für die neuen Masten und den neuen Bug sein”, prophezeite Chefmeteorologe Gonzalo Infante noch vor dem Start. Doch von Hack und Welle war weit und breit nichts zu sehen, als die Boote sich für die Nacht positionierten. Camper und Groupama, die sich zunächst von den anderen etwas absetzen konnten, duellierten sich an der Spitze.
„Es wird mehr der Seegang sein als der Mörderwind”, sorgte sich Mike Sanderson, der Skipper von Team Sanya, deren Boot in Kapstadt eine neue Bugpartie verpasst bekam, nachdem es durch eine Kollision mit einem unbekannten Gegenstand in der ersten Etappe beschädigt und zur Aufgabe gezwungen worden war. Bei dem Wind, so Sanderson, segeln diese Boote auf der Kreuz maximalen Speed. Wenn man mit 13 Knoten bergauf fährt und von diesen Brechern in die Luft geschleudert wird, ist das fast noch schlimmer.” Sanderson glaubt, dass nach den bösen Erfahrungen am Beginn des ersten Teilstücks die ersten paar Tage keiner das Gaspedal voll durchtreten wird.
Gesamtwertung: 1. Team Telefonica: 37; 2. Camper with Emirates Team New Zealand: 34; 3. Groupama Sailing Team: 24; 4. Abu Dhabi Ocean Racing: 9; 5. Puma Ocean Racing: 9; 6. Team Sanya: 4
Start zum 2. Teilstück
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