Volvo Ocean Race1000 Meilen fast nur geradeaus

Dieter Loibner

 · 23.01.2012

Volvo Ocean Race: 1000 Meilen fast nur geradeausFoto: Amory Ross/Puma Ocean Racing
Müller am Bug: Der einzige deutsche Teilnehmer, Michael Müller aus Kiel, rackert am Vorschiff von Puma

Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Beim Segeln ist das selten der Fall. Doch wenn, dann gilt: Langsam stirbt zuerst

  Müller am Bug: Der einzige deutsche Teilnehmer, Michael Müller aus Kiel, rackert am Vorschiff von PumaFoto: Amory Ross/Puma Ocean Racing
Müller am Bug: Der einzige deutsche Teilnehmer, Michael Müller aus Kiel, rackert am Vorschiff von Puma

Der Beginn des zweiten Teils der dritten Etappe ist nichts für Taktikfreaks. Wind von Backbord, Bug nach Osten, Schoten dicht und Gaspedal durchtreten. Tagelang. Wer hier nur ein klitzekleines Speed-Defizit hat, muss vom Sumatra-Anlieger wegwenden, hinter allen vorbei, um sich neu und weiter hinten einzureihen. Team Sanya, das artig zum Fest des chinesischen Neujahrs in die Kamera grüßte, musste sich beispielsweise schon freisegeln, weil das alte, geflickte Boot mit den neueren VO-70-Modellen nicht mithalten kann und sie noch dazu ein paar Grad weniger hoch segeln können. Ob das im Jahr des Drachen gutgeht?

Telefonica musste auch, weil der bei diesen Bedingungen absolut kritische Code Zero bald nach dem Start oben gerissen war und zur Reparatur unter Deck verfrachtet wurde. Auch Camper machte einen Schlag nach Norden, um sich gegenüber der führenden Truppe von Puma besser zu positionieren und ihren zweiten Platz gegenüber Groupama zu festigen. In der Tat liegen aber alle Boote fast gleichauf und sind über eine Distanz von nur zwölf Meilen nebeneinander aufgefächert.

  Zur Abwechslung mal vorn: Bisher lief es bei Puma nicht nach Wunsch. Die dritte Etappe soll das ändern, vorausgesetzt, das Boot bleibt heilFoto: Ian Roman/Volvo Ocean Race
Zur Abwechslung mal vorn: Bisher lief es bei Puma nicht nach Wunsch. Die dritte Etappe soll das ändern, vorausgesetzt, das Boot bleibt heil

„Bei einem Dragrace ohne taktische Optionen sind wir schlecht dran”, gab Sanya-Skipper Mike Sanderson zu Protokoll. „Aber sind in Schlagweite und warten auf eine Gelegenheit.” Auf Extremschläge versteht er sich, das hat er auf der letzten Etappe bewiesen, nur ging die Rechnung nicht auf, weil das Rigg zu Schaden kam. Sanderson hofft auf einen Neustart in der Straße von Malakka, wo bei wenig Wind und viel Strom, dichtem Schiffsverkehr und unbeleuchteten Fischerbooten manchem Konkurrenten übel mitgespielt werden könnte.

  Segeln als Mittel zum Zweck: Diese Regatta steht in allen Belangen im Zeichen des KommerzFoto: Amory Ross/Puma Ocean Racing
Segeln als Mittel zum Zweck: Diese Regatta steht in allen Belangen im Zeichen des Kommerz

Wie das so geht, wurde den Jungs von Puma gestern drastisch vor Augen geführt, als sich das Boot in einem Treibnetz verfing. „Es kostete uns vielleicht eine Viertelmeile”, sagte Skipper Ken Read. „Wäre das in der Nacht passiert, würden wir wohl immer noch festhängen.” Ist es aber nicht, und deshalb ging’s schnell weiter. Um 5 Uhr MEZ lag Puma laut Positionsreport 1,3 Meilen vor Camper und 2,9 vor Groupama. Das gesamte Feld bewegt sich mit rund 11 Knoten Richtung Sumatra und segelt dabei weit im Südosten Sri Lankas, um dem langen Windschatten zu entgehen.

  Sanya kämpft mit Speedproblemen und hofft auf Windglück in der Straße von MalakkaFoto: Ian Roman/Volvo Ocean Race
Sanya kämpft mit Speedproblemen und hofft auf Windglück in der Straße von Malakka

Mehr auf der Event-Seite und über den Live-Stream, den YouTube-Kanal und die Apps für I-Phone und Android.

Das Leben am Anlieger

Aktuelle Positionen und Abstände im Live-Tracker.