Tatjana Pokorny
· 11.04.2015
Der Mast hat Itajaí schneller erreicht als das Boot, doch in Brasilien soll am Montag zusammenkommen, was für Dongfeng zusammen gehört
Vorsichtige Entwarnung für das Dongfeng Race Team: Nachdem der Ersatzmast des französisch-chinesischen Teams den nächsten Etappenhafen Itajaí bereits erreicht hat und das Boot voraussichtlich am frühen Montagmorgen eintreffen wird, sollte einem Start der Mannschaft im brasilianischen Hafenrennen am 18. April nichts mehr entgegenstehen. Auch Dongfengs Start in die sechste Etappe am 19. April scheint gesichert. Denn im Gegensatz zur anspruchsvollen Organisation des Transports ist das Stellen des Riggs beinahe eine Kleinigkeit.
Von Bord des Bootes meldete Dongfengs Crew gestern beinahe euphorisch:
"Wir haben jetzt keine 100 Seemeilen mehr bis nach Itajaí zu absolvieren. Jeder einzelne an Bord kann es kaum erwarten, den Hafen zu erreichen und die große Aufgabe anzugehen. Unglücklicherweise für die Leute an Land werden wir den Hafen zwischen 1 und 2 Uhr nachts erreichen. Das ist wohl so ziemlich das Ungeselligste, was geht. Es tut uns leid, Leute! Noch viel lustiger ist die Tatsache, dass wir uns alle für die Ankunft und die Woche, die vor uns liegt, so gut ausruhen konnten, dass wir wie Duracellhasen die Wände hochhüpfen und das Boot auseinandernehmen werden.
Tatsächlich haben wir mit der Arbeit an Bord längst begonnen und die Taschen (sowohl für die Verpflegung als auch für die Ersatzteile) gepackt. Die Sicherheitsausrüstung für die nächste Etappe ist ebenfalls gepackt, die Blöcke an Deck haben bereits ein Frischwasserbad genommen. Jeder von uns hat eine kleine Säuberungsprozedur durchlaufen, sodass wir bei unserer Ankunft niemandem zu nahe treten.
Morgen wird ein merkwürdiger Tag für uns sein, weil der Rest der Flotte die Boote wieder zu Wasser lassen wird und für das nächste Rennen bereit ist. Und dann sind da wir armen Kerle mit diesem armseligen Boot, das aussieht wie der letzte Truthahn im Weihnachtsgeschäft!!!
Aber sorgt euch nicht. Unser Ersatzrigg wartet schon in Itajaí auf uns und wird gerade hübsch gemacht, während wir euch schreiben. Es wird seinem neuen Besitzer schon bald vorgestellt. Hoffentlich wird es dieses Mal eine harmonische Beziehung, die über unsere Jungs bis zum Ende des Rennens in rasender Geschwindigkeit wachen wird!
Ich schätze, wir werden realistisch maximal drei Tage Zeit haben, um das Boot an Land für die nächste Etappe vorzubereiten. Es wird eine dieser ganz großen Kraftakte werden, doch merkwürdigerweise bin ich gar nicht beunruhigt...
Wünscht uns Glück. Wir können es kaum erwarten, Newport zu erreichen, um dort alle unserer Fans zu sehen, die uns wunderbare und ermutigende Mails geschickt haben. Und Einladungen zu Abendessen und Drinks (wir nehmen an!!!). Wir haben tolle Leute getroffen, als wir vor etwa einem Jahr in Newport waren, wohin wir das Boot aus China verschifft hatten. Wir hatten dort fantastische Hilfe und Unterstützung, als wir das Boot, Rigg und die Container in die Werft von Newport brachten, um es auf die Transatlantik-Trainingsetappe vorzubereiten. Wir können es kaum erwarten, euch bald wiederzusehen!
Wir alle hier auf Dongfeng danken euch dafür, dass ihr Teil der 'Dongfeng Deliveries' gewesen seid. Es hat Spaß gemacht, euch dabei zu haben. Ihr habt es hoffentlich auch genossen? Grüße von Gringo und seinen Witzbolden."
Das Dongfeng Race Team um Skipper Charles Caudrelier hat hart für ihr Comeback gearbeitet und ihre Fans in den vergangenen Tage mit auf den Wettlauf gegen die Zeit genommen. Sie hat von Sternschnuppen und Wunschträumen berichtet, von mondlosen Nächten, die dennoch mit kristallener Klarheit wie ein Schutzschild über die Mannschaft wachte. Vom wärmer werdenden Wetter und von der Veränderung der Farbe der See auf dem Weg nach Itajaí. Aus der grau-blauen windzerzausten See ist ein tiefblaues, von der Sonne erleuchtetes Meer geworden. Es leuchtet vielversprechend auf den letzten Seemeilen in den Hafen von Itajaí.