The Ocean RaceTeam Guyot glücklich auf Comeback-Kurs Aarhus

Tatjana Pokorny

 · 06.06.2023

Kurz vor dem Ablegen in Kiel verabschiedet Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer Team Guyot nach gelungener Reparatur in Kiel
Foto: Guyot Environnement – Team Europe
Am 7. Juni wird die Ocean-Race-Flotte erstmals seit rund einem Monat wieder vereint sein. Im dänischen Etappenhafen Aarhus wird am Mittwochmorgen das Team Guyot mit seinem reparierten Imoca erwartet. Unter großem Jubel hatte die Überführungscrew nach erfolgreichen Reparaturarbeiten auf der Kieler Werft Knierim Yachtbau die Leinen am Dienstagabend losgeworfen. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer wünschte Glück …

Schneller als erhofft hat das Guyot Environnement – Team Europe die Reparaturarbeiten an seiner beim Mastbruch in der Nacht zum 9. Mai beschädigten Yacht abgeschlossen. Nur sechs Tage haben das eigene Tech-Team und zehn vom Kieler Marc Pickel zusammengetrommelte internationale Bootsbauer gebraucht, um Team Guyots Imoca zu reparieren.

Erst Farewell-Party in Kiel, dann Rückkehr in die Ocean-Race-Familie

Schon am Dienstagabend legte die Crew ab und nahm Kurs auf den dänischen Etappenhafen Aarhus. Zur spontanen Farewell-Party an der Pier der Kieler Werft Knierim Yachtbau kam kurz vor dem Ablegen Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer und wünschte dem Team für die beiden ausstehenden Etappen im The Ocean Race, insbesondere für den Fly-by von Kiel am Freitagnachmittag, alles Gute.

Skipper Benjamin Dutreux war da bereits mit dem Auto nach Aarhus gereist, um am Dienstagnachmittag an der Skipper-Pressekonferenz in der dänischen Seglerstadt teilzunehmen. Dort saß er mit zerzaustem Haar und sichtlich bewegt zwischen Boris Herrmann und Team Holcim – PRBs neuem Mann Benjamin Schwartz auf der Bühne und sagte: “Seit dem Mastverlust hatten wir viele Möglichkeiten. Eine davon war, das Rennen aufzugeben. Aber wir haben viel Hilfe von vielen Leuten bekommen, auch von allen anderen Teams hier, die uns wirklich sehr unterstützt haben.”

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Jetzt können wir es kaum erwarten, weiter mit den anderen Teams zu kämpfen und unser Bestes zu geben. So, wie wir es von Anfang an getan haben” (Benjamin Dutreux)

Die erfahrene Solidarität bedeute seinem Team sehr viel, so Dutreux. “So konnten wir die Entscheidung treffen zu versuchen, wieder ins Rennen einzusteigen. Das Boot wird am Mittwoch in Aarhus eintreffen. Wir sind sehr gerührt von der Hilfe, die wir bekommen haben. Es war ziemlich emotional für uns. Und jetzt können wir es kaum erwarten, weiter mit den anderen Teams zu kämpfen und unser Bestes zu geben, so wie wir es von Anfang an getan haben.”

In Kiel wachte parallel Co-Skipper Robert Stanjek mit allen Helfern über die Reparaturen. Die schnelle Arbeit über sechs Tage war durch die eigene Tech-Crew des Guyot Environnement – Team Europe sowie eine Taskforce aus zehn internationalen Bootsbauern möglich geworden. Zusammengerufen hatte die Bootsbauer der Kieler Erfolgscoach, P-Star-Entwickler und zweimalige Olympiateilnehmer Marc Pickel, der selbst ein sehr versierter Techniker ist. Ihn hatten die Szenen vom Mastbruch so bewegt, dass er Team Guyot im Kampf um die Rückkehr ins Rennen unterstützen wollte.

Toll, dass es das Team wieder an die Startlinie schafft. Als Oberbürgermeister der Stadt Kiel darf ich sagen, dass wir stolz sind” (Ulf Kämpfer)

Der gemeinsame Einsatz aller Techniker, Segler und vieler weiterer helfender Hände war so erfolgreich, dass noch am 6. Juni um 19.30 Uhr ein Lotse für die Schleusendurchfahrt an Bord des Imoca gehen konnte. Für die Nacht stand der kurze Sprung nach Aarhus an, wo die Crew mit Phillip Kasüske, Sébastien Simon und Team-Technikern am Mittwochmorgen ankommen will. Sébastien Simons Prognose: „Laut Routing sollten wir bei leichten Winden am Vormittag ankommen. Vielleicht müssen wir sogar noch vor der Hafeneinfahrt etwas warten, da unsere Landcrew erst am Mittwochmorgen in Kiel losfährt und dann noch alles zum Anlegen vorbereiten muss.”

Auf dem Landweg kommen auch Robert Stanjek und Annie Lush nach Aarhus. Etappe sechs werden “Guyot”-Skipper Benjamin Dutreux, Co-Skipper Robert Stanjek, Annie Lush und Phillip Kasüske sowie Bordreporter Gauthier Lebec bestreiten. Beim Ablegen des Foilers erklärte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer: „Toll, dass es das Team wieder an die Startlinie schafft. Als Oberbürgermeister der Stadt Kiel darf ich sagen, dass wir stolz sind – auch wenn ich nichts dazu beigetragen habe. Es ist eben ein Privileg des Amtes, dass man in solch einem Moment dabei sein darf.“

Zum Fly-by am 9. Juni kommt Team Guyot mit der Ocean-Race-Flotte zurück nach Kiel

Kämpfer outete sich im Abschiedsjubel als großer Ocean-Race-Fan: „Es ist unglaublich spannend und toll, wie man es am Tracker mitverfolgen kann. Dass die Flotte am 9. Juni – exakt 21 Jahre nach dem Sieg der ‘Illbruck’ – mit dem Fly-by nach Kiel zurückkehrt, macht Hoffnung auf mehr. Denn auch Aarhus war beim letzten Rennen Fly-by und ist jetzt ein Etappenort.“

Robert Stanjek richtete am glücklichen Tag seines Teams ein großes Dankeschön an die engagierten Bootsbauer aus Frankreich, Italien, Spanien, Schweden und Deutschland. Sie hatten auf der Werft das scheinbar Unmögliche innerhalb weniger Tage möglich gemacht und sind die heimlichen Helden der Geschichte.

Die heimlichen Helden sind die Bootsbauer

Stanjek sagte: „In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai ist uns im Nordatlantik der Mast gebrochen. Und kurz danach – in einer der schwärzesten Stunden – hat mich Marc Pickel angerufen und seine Hilfe angeboten. Schon kurz darauf hatte er einen Plan, wie es gehen könnte. Es hat dann noch eine Weile gedauert, um alle Punkte zusammenzubringen. Am vergangenen Mittwoch kam die Yacht hier in Kiel an, und es war schon alles perfekt vorbereitet. Aber bis Donnerstag haben alle erst einmal auf positiven Verdacht hin gearbeitet.”

Während der wochenlangen Achterbahnfahrt ihres Teams durch technische, logistische und mentale Tiefen und Höhen hatten die Guyot-Kämpfer immer wieder ihr endgültiges Aus vor Augen. Erst am 1. Juni war klar, dass die Herkules-Aufgabe der Rückkehr ins Rennen um die Welt auch wirtschaftlich machbar sein würde. “Es ist großartig, dass wir jetzt wieder ein schwimmendes Boot haben. Aber es ist auf dem Weg nach Aarhus noch eine Menge Arbeit für die Überführungscrew zu erledigen, um die Yacht auf den Rennmodus einzustellen”, sagte Robert Stanjek.

Mit lautem Jubel wurde Team Guyot am Abend des 6. Juni in Kiel verabschiedet:

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