The Ocean RaceHappy End in Genua – Malizia-Sieg im Leichtwindpoker

Tatjana Pokorny

 · 27.06.2023

Im Ziel seiner Ocean-Race-Premiere: Team Malizias Gründer und Skipper Boris Herrmann
Foto: Antoine Auriol/Team Malizia/The Ocean Race
Auf See ist das 14. Ocean Race für Team Malizia beendet. Boris Herrmann und seine Crew sind mit einem umjubelten Etappensieg über die Ziellinie vor Genua gegangen. An Land aber geht die Entscheidung im Kampf um den Gesamtsieg in die Verlängerung. Eine Internationale Jury entscheidet am 29. Juni nach Anhörung aller Teams über den Antrag vom US-Team 11th Hour Racing auf Wiedergutmachung

Team Malizias erste gemeinsame Weltumsegelung ist mit Jubel, Tränen, vielen Emotionen und Happy End in Genua zu Ende gegangen. “Boris hat alles zusammengefügt. Dafür sind wir dankbar”, sagte Co-Skipper Will Harris kurz vor dem Zieldurchgang der letzten Etappe. Team Malizia hat sie gewonnen und damit das Ocean Race nicht nur optimal abgeschlossen, sondern sich auch die finale Genugtuung erkämpft, dass “Malizia – Seaexplorer” in leichten Winden bestehen und siegen kann.

Ich liebe die Malizianer!” (Fan-Kommentar)

Die Fan-Kommentare in den sozialen Netzwerken überschlugen sich zum Ocean-Race-Finale: “Ihr habt viele Menschen glücklich gemacht”, “Ich liebe die Malizianer” oder “Ich werde es vermissen, am Bildschirm zu kleben” war zu lesen. Gewidmet war der Beifall dem gesamten Team Malizia, aber an diesem Showdown-Tag in Genua insbesondere der Stamm-Crew mit Skipper Boris Herrmann, Navigator Nico Lunven, den Co-Skippern Rosalin Kuiper und Will Harris sowie An-Bord-Reporter und “Flight Captain” Antoine Auriol.

Vieles, was Team Malizia in diesem Ocean Race erreicht hat, ist denk- und preiswürdig. Darunter Rosalin Kuiper bei ihrer Ocean-Race-Premiere. Die beherzte Niederländerin ist die einzige Frau dieser Auflage, die alle sieben Etappen bestritten und die Welt lückenlos umsegelt hat. Damit und mit vielen anderen Großtaten wie der mutigen Mastreparatur auf der Kap-Hoorn-Königsetappe dürfte Rosie Kuiper eine Top-Kandidatin bei der Vergabe des “Rookie”-Preises dieser Edition sein.

Die Jury entscheidet nach der Anhörung am 29. Juni über das Gesamtergebnis

Mit der Zielankunft der siebten und letzten Etappe im 14. Ocean Race liegen – fast – alle Karten auf dem Tisch. Boris Herrmanns Team Malizia wird auch nach dem zweiten Etappensieg im Gesamtklassement voraussichtlich Platz drei belegen. Über die finale Besetzung des Ocean-Race-Podiums wird infolge der Kollision zwischen Team Guyot und dem US-Team 11th Hour Racing nach Anhörung aller Teams am 29. Juni in Genua die Jury entscheiden.

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Ich habe lange davon geträumt, am Ocean Race teilzunehmen” (Boris Herrmann)

Für den 42-jährigen Hamburger Weltumsegler spielt der Ausgang der Jury-Verhandlung bei seinem Premierenfazit keine Rolle mehr. “Es war eine tolle Teamerfahrung, wir haben sehr gut harmoniert und nicht sehr viele Fehler gemacht.” Unvergessen bleibt dem Südmeer-Liebhaber die Kap-Hoorn-Königsetappe, die sein Team trotz Riss im Mast nach heldenhafter Reparatur mit großer Kampfleistung gewinnen konnte.

Boris Herrmann erinnert sich gern daran: “Ich habe lange davon geträumt, am Ocean Race teilzunehmen und diese historisch längste, unglaubliche Etappe durchs Südpolarmeer zu absolvieren. Dass wir sie nach allen Schwierigkeiten, die wir am Anfang hatten, nicht nur beenden, sondern auch gewinnen konnten, war die Krönung.”

Die Imocas sind ins Ocean Race gekommen, um zu bleiben

Den Imoca-Yachten, die bei dieser 14. Auflage erstmals eingesetzt wurden und zum Auftakt nur fünf teilnehmende Teams zusammenbrachten, bescheinigt Boris Herrmann eine aussichtsreiche Zukunft im Ocean Race: “Sie sind gekommen, um zu bleiben. Sie haben sich stark bewährt. Es gab fast keine negativen Überraschungen.”

Mastbrüche, so Herrmann, habe es auch bei früheren Rennen schon gegeben. Den beiden Mastbrüchen von Team Holcim – PRB und Team Guyot auf der vierten Etappe lägen “keine großen Konstruktionsfehler”, sondern Materialversagen von einzelnen Bauteilen zugrunde. “Imoca-Masten sind schon sehr solide”, sagt Herrmann.

“Malizia – Seaexplorer” hat sich aus Herrmanns Sicht bewährt

Das eigene Boot, das ihn nach weiteren Regatten in den kommenden Jahren 2024/2025 mit der Vendée Globe noch einmal solo und nonstop um die Welt tragen soll, bezeichnet Boris Herrmann als „gut“. “Wir haben immer noch nicht ganz verstanden, wie wir alles perfekt machen können, weil man lange mit so einem neuen Boot lernt. Aber das Schiff ist auch bei Leichtwind gut und auch nicht schwerer als die anderen.”

Für seinen zweiten Vendée-Globe-Start sieht sich Herrmann bestens aufgestellt: „Ganz ehrlich: Ich würde mit keinem der anderen Schiffe überhaupt in Erwägung ziehen, bei der Vendée Globe zu starten.” Eine weitere Ocean-Race-Kampagne kann sich der Familienvater sehr gut vorstellen: “Wir wollen gern wieder dabei sein, denn es war eine tolle Teamerfahrung. Wir können jetzt noch keine offizielle Kampagne ankündigen, aber ich würde das vorsichtige Zwischenfazit ziehen, dass wir sehr, sehr wahrscheinlich hoch motiviert daran arbeiten werden, wieder an den Start zu gehen.”

Doppelt so viele Imocas für das 15. Ocean Race?

Das 15. The Ocean Race findet 2026/2027 statt. Aktuelle Teilnehmer und Experten rechnen damit, dass sich die bei diesem 14. Ocean Race in der Übergangsphase kleine Flotte von fünf Booten bis dahin verdoppeln könnte.

“Rosies Tränen” – emotionale Abschiedsmomente an Bord von “Seaexplorer – Malizia” am Ende der Weltumsegelung:

“The Final Push” – wie Team Malizia in die letzten Seemeilen der leichtwindigen Finaletappe ging:

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