Tatjana Pokorny
· 15.07.2020
The Ocean Race ist um ein Jahr verschoben. Corona hat beim ohnehin ambitionierten Umstieg auf zwei Klassen nicht geholfen. Ein Zehn-Jahres-Plan weist den Weg
Der Start zur 14. Auflage des wichtigsten Mannschaftsrennens um die Welt ist um ein Jahr verschoben worden, findet nicht im Herbst 2021, sondern erst 2022 statt. Die Gerüchte dazu kursierten schon länger. Die gemeldeten Teams waren vorab informiert. Heute Nachmittag hat das Management die Entscheidung öffentlich gemacht. Parallel wurde ein neuer Zehn-Jahres-Plan verkündet, der den Kurs in die Zukunft besser beleuchtet. Außerdem ist für das ursprünglich vorgesehene Startjahr 2021 ein Europa-Rennen angedacht.
Sicher ist, dass die kommende Edition im Oktober 2022 im spanischen Alicante beginnt und im Sommer 2023 im italienischen Genua endet, wo das 50-Jahre-Jubiläum des Meeres-Marathons, der 1973/1974 als Whitbread Round the World Race durchgestartet war, mit viel Azzurri-Leidenschaft gefeiert werden soll. Zum ersten Mal in der Renngeschichte haben die Veranstalter auch schon Eckdaten für Folgeauflagen festgelegt. Zudem wurde eine Machbarkeitsstudie zu dem angestrebten Europa-Rennen im Sommer 2021 in Auftrag gegeben.
Race Chairman Richard Brisius und Managing Director Johan Salén im Gespräch
Als Grund für die Verschiebung des The Ocean Race haben die Macher die Folgen der Covid-19-Pandemie genannt. Richard Brisius, Race Chairman für The Ocean Race, sagte: "Das Ocean Race ist seit 1973 eine der größten Herausforderungen in unserem Sport. Die Siegerteams haben gezeigt, dass eine gute Vorbereitung die Grundlage für den Erfolg ist. Wir befinden uns nun in einer beispiellosen Zeit, und unsere Priorität gilt allen jenen, die von der Pandemie betroffen waren und noch sind. Als internationaler Sport-Event mit Zwischenstopps auf sechs Kontinenten fühlen wir uns der sich verändernden Realität unserer Segler, Teams, Städte und Partner in aller Welt tief verbunden. Wir haben in den vergangenen Monaten eng zusammengearbeitet, um eine stabile und bessere Zukunft zu entwickeln. Das hat zum ersten Zehn-Jahres-Plan in der Geschichte des The Ocean Race geführt. Der Zehn-Jahres-Plan ist in innovativer, nachhaltiger und verantwortlicher Weise der neuen Realität angepasst."
Für die Teams und die gastgebenden Häfen bedeutet die Verschiebung überwiegend einen positiv empfundenen Zeitgewinn. Boris Herrmann, der gerade das Solorennen Vendée Arctique beendet hat, nach Blitz-Heimkehr schon wieder in seinem Heimathafen Hamburg angekommen ist und mit seinem Team Malizia intensiv für die kommende Auflage des The Ocean Race plant, nahm die ihm schon bekannte Verschiebung gelassen auf: "Wir begrüßen die Ankündigung der Ocean-Race-Organisatoren und passen uns an. Der Hauptvorteil liegt sicher darin, dass für viele Teams mehr Zeit bleibt – mehr Zeit, sich zu formieren und mehr Zeit, Sponsoren zu finden. Wir fühlen uns aktuell schon gut gerüstet, wissen seit dem gerade beendeten Vendée Arctique sicher, dass unser Boot (Red.: die Imoca "Seaexplorer – Yacht Club de Monaco, die auch im The Ocean Race eingesetzt werden soll) gut mithalten kann. Die neuen Pläne für The Ocean Race sind auch unseren Partnern sehr gut vermittelbar, machen viel Sinn."
Das kommende The Ocean Race wird in zwei Wertungsklassen ausgetragen: auf den bereits bekannten VO65-Yachten wie beispielsweise der österreichischen "Sisi" und auf Imoca-Yachten wie Herrmanns Boot. Julian Kircher, Teamchef des Austrian Ocean Race Project, sagte: "Die Covid-19-Krise hat vielen Teams das Agieren schwerer gemacht als gedacht und geplant. Wir begrüßen die Verschiebung ausdrücklich, sind glücklich, dass wir für unser starkes Projekt mehr Zeit haben. An unserer Entschlossenheit hat sich nichts geändert."
Zu den Neuigkeiten meldete sich auch Olympiasieger und America's-Cup-Verteidiger Peter Burling aus Neuseeland zu Wort, sagte: "Der Sieg im The Ocean Race ist für mich immer noch ein großes Ziel." Burling hatte bei der vergangenen Auflage 2017/18 mit Bouwe Bekkings Team Brunel am Ocean Race teilgenommen. Wie sein 49er-Vorschoter und Freund Blair Tuke, der mit dem spanischen Team Mapfre auf Platz zwei hinter Team Dongfeng segelte, hatte auch Burlings Team mit Platz drei das persönlich angestrebte Triple – Olympia-Gold, America's-Cup-Sieg und Triumph im Ocean Race – knapp verpasst. Beide Kiwis haben damit noch eine offene Rechnung im The Ocean Race zu begleichen. Burling sagte: "Ich weiß, wie viel Mühe und Planung und Vorbereitung in eine erfolgreiche Kampagne fließen. Das nun eingebaute Extra-Jahr erhöht die Chance auf starke, gut vorbereitete Teams, die an der Startlinie vor Alicante aufkreuzen werden. Ich denke, es ist eine gründlich durchdachte und gute Entscheidung."
Erste Säulen des Zehn-Jahres-Plans für das Rennen um die Welt bilden die gesicherte Austragung der kommenden drei Auflagen als Mannschaftsrennen ("fully crewed") und die festgelegten Austragungsjahre (2022/23, 2026/27, 2030/31). Zusätzlich sollen auch in den Jahren dazwischen Regatten ausgerichtet werden. Die erste ist mit dem europäischen Sommerrennen 2021 für Imocas und VO65-Yachten ins Visier genommen. Möglicherweise sollen dazu sogar weitere Bootsklassen zugelassen werden.
Wer es bis zur nächsten Auflage nicht mehr aushält, der kann sich dieses Feature zur Erinnerung an das letzte Rennen ansehen