Ocean Race EuropeWettlauf gegen die Zeit – Crash-Teams kämpfen ums Comeback

Tatjana Pokorny

 · 11.08.2025

Die Crash-Folgen waren bei "Holcim-PRB" drastisch zu sehen.
Foto: Vincent Curutchet/The Ocean Race Europe 2025
Ein Crash und viele Fragezeichen: Nach der Kollision beim Kieler Start zum Ocean Race Europe ringen die Teams der beschädigten Boote um ihr Comeback ins Rennen. An “Holcim-PRB” wird auf der Kieler Werft Knierim Yachtbau intensiv gearbeitet. Weil der Startschuss zu Etappe zwei bereits am 17. August in Portsmouth fällt, läuft für die Teams ein harter Wettlauf gegen die Zeit.

​Nach dem dramatischen Crash beim Kieler Start ins Ocean Race Europe ringen die betroffenen Teams um ihr Comeback. Während die offizielle Klärung der Schuldfrage zur Kollision zwischen den Teams Holcim-PRB (Schweiz) und Allagrande Mapei Racing (Italien) bis zur immer noch nicht terminierten Protestverhandlung vor der Internationalen Jury offen bleibt, hat Boris Herrmann am Montag gegenüber YACHT online seine Vermutung zum Unfallhergang geäußert.

Ocean Race Europe: “eine schwierige Situation”

Der “Malizia – Seaexplorer”-Skipper hat inzwischen auch auf See Videos von der Kollision gesehen, die sich am Sonntagnachmittag keine zwei Minuten nach dem Start ereignet hatte. Herrmann sagte am Montag: “Bei uns an Bord ist alles gut. Für mich sieht der Crash auf dem Video so aus, als sei Mapei mit mega viel Speed von hinten angekommen und im Prinzip in Holcim reingebrettert.”

Herrmanns Vermutung: “Bei Holcim konnte ich sehen, dass der Kiel nach Lee gekrängt war. Das kann mal passieren, wenn man beim Beschleunigen den Kielwinkel verringern will, damit es keinen ‚Wheelie‘ gibt. Vielleicht hat jemand nach dem Befehl, den Kiel nach rechts zu klappen, versäumt, wieder auf Stopp zu drücken. Es ist eine schwierige Situation. Wir hoffen natürlich, dass sie zurück ins Rennen kommen. Wir schicken auch Ersatzteile aus Frankreich. Ich glaube, auch Leute, die helfen.”

Die vom Crash betroffenen Teams können jede Hilfe gebrauchen, denn ihnen läuft im Kampf ums Comeback zu Etappe zwei die Zeit davon. Die zweite der fünf Etappen im Ocean Race Europe von startet bereits am 17. August in Portsmouth. Der Startschuss fällt um 16.55 Uhr Ortszeit (17.55 Uhr deutscher Zeit).

Deadline: die zweite Etappe beginnt am 17. August

In beiden Fällen werden die Reparaturen der Imocas im Ocean Race Europe mehrere Tage benötigen. Im Erfolgsfall müssen die Boote danach auf dem kürzesten, rund 500 Seemeilen langen Kurs via Nord-Ostsee-Kanal nach Portsmouth gebracht werden, um dort rechtzeitig zum Start der zweiten Etappe an der Startlinie aufkreuzen zu können.

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Die sichtbarsten Schäden waren direkt nach dem Crash die Löcher in der Bordwand von “Holcim-PRB”, die von Rosalin Kuiper als Skipperin geführt und beim Start vom Franzosen Franck Cammas gesteuert wurde. Das grün-blaue Boot war schon wenige Stunden nach dem Unglück in der Strander Bucht noch am Sonntagbend mit Hilfe eines Lotsen zur Reparatur in die Kieler Werft Knierim Yachtbau gebracht worden.

Schuften im Schichtbetrieb bei Knierim Yachtbau

Dort arbeiten mehr als zwei Dutzend Leute von Seiten des Teams Holcim-PRB und bis zu sieben Knierim-Mitarbeiter in mehreren Teams im Schichtbetrieb an der Imoca. Es ginge intensiv voran, hieß es aus der Werft. Vorbereitende Arbeiten seien bereits abgeschlossen. Man wisse voraussichtlich Dienstagnacht schon besser, wie viel Zeit der Reparaturprozess verschlingen werde.

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Zu Knierim Yachtbau sollte zwischenzeitlich auch die von Skipper Ambrogio Beccaria geführte und gesteuerte «Allagrande Mapei» verlegt werden, doch die kommt nach jüngsten Informationen nicht. Der Ponton, an dem die Italiener am Montag noch lagen, wird allerdings am Dienstag abgebaut und weggebracht. Inzwischen hat auch das italienische Team einen Protest zum Kollisionsfall eingereicht. Genauere Details zu ihren Reparaturen und Planungen gaben die Italiener bis Montagabend nicht bekannt.

Ocean Race Europe: “der schwierigste Moment”

Ambrogio Beccaria und sein Team wurden beim Crash eingeholt von den eigenen Gedanken an Worst-Case-Szenarien. Der Mailänder Skipper hatte vor Rennbeginn in Kiel gesagt: “Der Start ist der schwierigste Moment eines Rennens. Der Start ist sehr stressig. Du denkst an die Szenarien, was alles passieren kann. Die Fehler, die du machen kannst.” Ob die Fehler beim Crash mit “Holcim-PRB” bei seiner Crew alleine lagen, muss die noch ausstehende Protestverhandlung zeigen.

Beide Teams veröffentlichten am späten Montagnachmittag noch ein angekündigtes Statement, in dem aber nicht auf die weiteren Schritte eingegangen wurde. Darin heißt es:

“Nach dem Zwischenfall beim Start zum Ocean Race Europe in Kiel am 10. August konzentrieren sich das Team Holcim-PRB und Allagrande Mapei Racing weiterhin voll und ganz auf die Begutachtung der Schäden an ihren Booten auf der Werft Knierim Yachtbau beziehungsweise im Race Village in Kiel. Beide Teams bedanken sich herzlich bei all ihren inspirierenden Teammitgliedern, die Widerstandsfähigkeit, hervorragende Teamarbeit und großes Engagement bewiesen haben.

Sowohl das Team Holcim-PRB als auch Allagrande Mapei Racing haben formelle Proteste eingereicht. Diese Fälle werden zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt von einer internationalen Jury untersucht und bewertet. Wir werden euch weiterhin auf dem Laufenden halten, sobald wir weitere Neuigkeiten haben. Das Wichtigste ist, dass beide Crews sicher und unverletzt sind. Ein großes Dankeschön an alle anderen Teams, die unseren beiden Teams ihre Hilfe angeboten haben!”

“Du willst nicht umkehren, wenn du gerade in ein Rennen gestartet bist”, hat Rosalin Kuiper nach dem Crash gesagt. “Einen traurigen Moment”, nannte Ambrogio Beccaria die Kollision. Der unglückliche Moment und die Reaktionen danach:

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