Ein halbes Dutzend starker Teams sind nun für die zweite Auflage des Ocean Race Europe beisammen. Als sechster Rennstall gaben am 6. Mai Paul Meilhat und Team Biotherm ihre Teilnahme am Europa-Rennen bekannt. Nach Boris Herrmanns Team Malizia, dem von Rosalin Kuiper geführten Schweizer Team Holcim-PRB, Yoann Richommes Team Paprec Arkéa (Frankreich), Allagrande Mapei Racing (Italien) mit Ambrogio Beccaria und Thomas Ruyant sowie Scott Shawyers Team Canada Ocean Racing kommt mit Team Biotherm ein zweiter französischer Herausforderer ins Spiel.
Etwas mehr als drei Monate nach seinem im furiosen Endspurt erfochtenen fünften Platz bei der Vendée Globe bereitet sich Paul Meilhat mit Team Biotherm auf die Teilnahme am Ocean Race Europe vor. Die rund 40 Tage währende “kleine Schwester” der Weltumseglung The Ocean Race führt ihre Imoca-Flotte in fünf Etappen durch europäische Gewässer.
Ihre Teilnahme am Ocean Race Europa haben Paul Meilhat und Team Biotherm zum Höhepunkt der Saison erklärt. Ganz bewusst schauen der 42 Jahre alte Skipper und seine Mannschaft über die französischen Grenzen des Regattasports hinaus. Das Team weist darauf hin, dass “Segeln ursprünglich eine Geschichte von Reisen, Entdeckungen und Weltoffenheit” sei. Dieser Blickwinkel spiegelt die Herangehensweise des Skippers wider, den wir in der YACHT vor der Vendée Globe 2024 schon einmal im Portrait vorgestellt hatten.
Das Ocean Race Europe hat eine sehr starke Dynamik, ist sehr energiegeladen, sehr kollektiv.” Paul Meilhat
Das Ocean Race Europe, so Team Biotherm, bestehe “aus einer Reihe von kurzen Etappen bei unvorhersehbarem Sommerwetter, aus Küstenabschnitten oder finde in fast geschlossenen Meeren statt”. Es sei “ein intensives Segelprogramm, gepaart mit einem logistischen Marathon an Land”. Es ist genau die Art von Herausforderung, die Paul Meilhat liebt und mit seiner Crew möglichst mit Bravour meistern will.
Der in Lorient lebende Vater von zwei Kindern sagt: „Wir kennen die Abläufe dieses Rennens und seine Organisation gut. Und diesen Sommer haben wir die Mittel, um in diesem Format, das uns gut liegt und dem Potenzial des Bootes entspricht, ein gutes Ergebnis zu erzielen.“ Für das Rennen hat sich Paul Meilhat wie die Konkurrenten mit einer schlagkräftigen Crew umgeben.
Die Imoca wurde nach der Vendée Globe bereits einem Refit unterzogen. Das Guillaume-Verdier-Design war 2022 bei Persico Marine entstanden und gilt als fast so puristisch wie der Skipper selbst. “Biotherms” Kielbombe wurde modifiziert, das Gewicht reduziert, Verschleißteile ausgetauscht und neue Segel angeschafft. Das “blaue Boot” soll am 27. Mai wieder ins Wasser gehen.
Um im Ocean Race Europe von der Ostsee bis in die Adria maximal leistungsfähig zu sein, hat Paul Meilhat ein schlagkräftiges “Team von Gewinnern, Kampfmaschinen mit Figaro-Profilen” um sich herum versammelt. Ziel ist es laut Team, “unsere Trümpfe auszuspielen, eine aktive Rolle in diesem Rennen zu spielen und eine schöne Geschichte zu erzählen”.
Während eine Crew-Position noch offen ist, wurde mit der Französin Amélie Grassi bereits eine sehr erfahrene Offshore-Seglerin vorgestellt, die zuletzt mit der Crew von François Gabart auf der Ultim “SVR Lazartigue” im Einsatz war. Die 31 Jahre alte ehemalige Mini- und Class40-Seglerin hat bereits das Ocean Race um die Welt mit Team Biotherm bestritten, kennt ihren Skipper gut.
Paul Meilhat sagt über Amélie Grassi: “Sie kennt die Imoca ‘Biotherm’, das technische Team und das Format dieses Rennens sehr gut und ist super organisiert. Ich werde mich sehr auf sie verlassen! Sie wird auch für die Performance und die Daten verantwortlich sein, ein Bereich, in dem sie sich dieses Jahr mit der Ultim SVR perfektioniert hat.“
Dazu kommt der zweimalige Ocean-Race-Gewinner Jackson Bouttell, der sowohl die britische als auch die australische Staatsangehörigkeit hält. In der Figaro-Rennserie 2013 als bester Rookie hervorgestochen, gilt Bouttell als extrem vielseitig erfahrener Offshore-Profi, der das erste Ocean Race Europe 2021 mit dem Mirpuri Foundation Racing Team und Skipper Yoann Richomme gewann, gegen den er nun bei der zweiten Auflage an der Seite von Paul Meilhat antritt.
Interessant ist auch die Verpflichtung von Benjamin Ferrée. Der Sechszehnte der Vendée Globe 2024/2025 mag auf dem Papier als der am wenigsten erfahrene Segler auf “Biotherm” aussehen. Aber Paul Meilhat, der auch gerne einmal quer denkt, sagt: “Benjamin hat ein sehr interessantes Profil, weil er keine festen Regeln hat und nicht in Schubladen passt. Er hat ein gutes Gespür. Seine Frische und seine Begeisterung werden auf den Mittelmeer-Etappen von unschätzbarem Wert sein.”
Der Bretone Benjamin Ferré war erst 2017 in die ihm bis dahin unbekannte Welt des Offshore-Segelns eingetaucht. Zwei Jahre später war er im Mini-Transat 2019 bereits aufs Podium gesegelt. Anschließend widmete er sich intensiv seinem neuen Lebenstraum: der Teilnahme an der Vendée Globe. Er beendete sein erstes Solo um die Welt auf “Monnoyeur – Duo for a job” nicht nur bravourös, sondern gewann auch das Rennen im Rennen und passierte die Ziellinie vor Les Sables-d’Olonne als erster Non-Foiler.
Paul Meilhats Team und Partner Biotherm teilen nicht nur ihr sportlichen Ambitionen, sondern auch ihre Ambitionen zur Erforschung und dem Schutz der Ozeane. Weshalb das Ocean Race Europe besonders gut ins Programm passt. Im Team_Statement heißt es: „Dieses Thema steht im Mittelpunkt der Organisation dieser Veranstaltung. Wir können bei jeder Etappe unsere Stimme erheben.“ Das an Bord befindliche Mikroskop, das während der Vendée Globe Tausende von Planktonbildern aufgenommen hat, wird seine Mission während der gesamten Regatta fortsetzen.
Heißer Sommer! So läuft das Ocean Race Europe ab dem Startschuss am 10. August vor Kiel: