Es geht nun nach Norden auf Etappe fünf im Ocean Race. Im führenden Imoca-Quintett ringen “Biotherm”, “Holcim-PRB”, “Paprec Arkéa”, “Malizia – Seaexplorer” und “Allagrande Mapei” im Endspurt auf Kurs Boka Bay immer wieder in Sichtweite zueinander um die besten Positionen. Seit Samstagmorgen ist der letzte von der Wettfahrtleitung gesetzte Wegpunkt passiert. Der kurz vor Rennbeginn mit insgesamt 1600 Seemeilen leicht umgesteckte Kurs führt nun auf der Ideallinie in den Zielhafen in Montenegro.
Mit einem Vorsprung von zehn Seemeilen hatte Paul Meilhats Team Biotherm den letzten virtuellen Wegpunkt am Freitagabend gegen 20.30 Uhr passiert. Den Franzosen waren Ambrogio Beccaria und sein Team Allagrande Mapei Racing sowie Boris Herrmanns Team Malizia und Yoann Richommes “Paprec Arkéa” gefolgt. Dann kam Rosalin Kuipers Team Holcim-PRB als fünftes Boot.
Einen Tag später sieht es – wie so oft auf dieser letzten Etappe – and diesem späten Samstagnachmittag schon wieder anders aus. In teilweise stark wechselnden Winden ist zwar “Biotherm” vorne geblieben, doch hinter ihr folgte das wieder aufgekommene Team Holcim-PRB. Zuvor hatte “Holcim-PRB”-Steuerfrau Carolijn Brouwer gesagt: “Die Bedingungen sind sehr schwierig, weil der Wind stark schwankt und immer noch ziemlich unbeständig nach links und rechts dreht. Es ist also schwierig, in den Rhythmus zu kommen und vor allem: darin zu bleiben.”
Wir versuchen, so konstant wie möglich zu sein und eine möglichst hohe Durchschnittsgeschwindigkeit zu erreichen.” Carolijn Brouwer
Weiter sagte die Landsfrau von “Holcim-PRB”-Skipperin Rosalin Kuiper: „Wir sind wieder in der Spitzengruppe, daher zählt jedes kleine Detail. Wir müssen das Boot wirklich hart arbeiten lassen, um mithalten und an die Spitze kommen zu können. Wir haben so hart gearbeitet, um hierher zu kommen, und jetzt haben wir das Gefühl, dass wir noch härter arbeiten müssen, um hier zu bleiben.“
Am Samstag ging es in mittleren Nordwinden auf recht ruhiger See nach Norden. „Das sind gute Biotherm-Bedingungen – flaches Wasser, mittlerer Wind – es ist perfekt“, kommentierte nachvollziehbar zufrieden Spitzenreiter Paul Meilhat das Szenario. Die Flotte sei nun auf ihrem Nordkurs im Gegenwind unterwegs.
Vom Kurs abgewichen sind inzwischen die Azzurri. Als wäre er lieber seine Heimat nah, haben sich Ambrogio Beccaria und seine französische Crew um Thomas Ruyant auf “Allagrande Mapei” nach Westen abgesetzt. Etwa 70 Seemeilen trennten sie vom restlichen Führungsquartett im Osten. Während Team Holcim-PRB dort “Biotherm” gegen 17.30 Uhr mit einem Rückstand von rund zwölf Seemeilen als zweites Boot folgte, rangen die Crews auf “Paprec Arkéa” und “Malizia – Seaexplorer” gerade einmal drei Seemeilen hinter “Holcim-PRB” keine Seemeile entfernt voneinander um Platz drei.
Es ist schön zu sehen, dass wir immer noch manchmal die Maschinen besiegen können.” Frankie Clapcich
Gut 200 Seemeilen hatte “Biotherm” zu dem Zeitpunkt noch bis nach Boka Bay zu segeln. Die Verfolger kämpften mit allen Mitteln um den Wiederanschluss. Auf “Malizia – Seaexplorer” hielt die kommende Skipperin Francesca Clapcich schon jetzt fest: “Es gibt Zeiten, in denen das Handsteuern effektiver ist als der Autopilot.”
Wie eng es da draußen in der Adria zwischen den Teams pausenlos zur Sache geht, war auch einer Aussage von Boris Herrmann zu entnehmen. Der “Malizia – Seaexplorer”-Skipper sagte nach der Rundung des letzten Wegpunktes beim Anblick der sichtbaren Lichter der folgenden “Paprec Arkéa”: “Ein paar Bootslängen entfernt sehen wir ‘Paprec Arkéa’. Die Distanz zu ihnen ist die gleich wie vier Minuten nach dem Start.”
Als erste Richtzeit für die Ankunft der Flottenschnellsten habe die Veranstalter im Ocean Race Europe inzwischen den kommenden Montag zwischen 5 und 13 Uhr mitgeteilt. Im Zielhafen richtet man sich aufgrund der engen Abstände immer noch auf ein Krimifinale ein.