Seit 52 Jahren zieht das Ocean Race Segelbegeisterte aus aller Welt in seinen Bann. Was 1973 als "Whitbread Round the World Race" begann und später als "Volvo Ocean Race" bekannt wurde, hat sich zu einem der härtesten und faszinierendsten Segelwettbewerbe der Welt entwickelt. Besonders deutsche Fans erinnern sich an den denkwürdigen Sieg der "Illbruck" unter Skipper John Kostecki im Jahr 2002.
Die Geschichte des Ocean Race ist geprägt von dramatischen Momenten. 2014 hielt die Welt den Atem an, als Team Vestas mitten im Indischen Ozean auf ein Riff auflief und das Boot aufgeben musste. Inmitten der Katastrophe kam die erlösende Nachricht: Alle Besatzungsmitglieder waren wohlauf.
Das Rennen erzählt immer wieder Geschichten von Extremen: Mastbrüche und Jubelschreie über neue Rekorde, unbändige Freude und tiefe Erschütterung liegen oft dicht beieinander. Die Crews trotzen dabei stets allen Widrigkeiten und beweisen, dass sie das scheinbar Unmögliche möglich machen können: über Ozeane "fliegen", extremen Temperaturen standhalten und trotz widriger Bedingungen weitermachen.
Das aktuell laufende Ocean Race Europe erlebte nach einem zunächst gelungenen Start in Kiel einen Schockmoment. Nur zwei Minuten nach dem Startschuss kollidierten das italienische Team "Allagrande Mapei" und das Schweizer Boot "Holcim PRB" in einer Böe. Beide Imoca-Yachten erlitten schwere Schäden und mussten nach Kiel zurückkehren – ein bitterer Moment für alle Beteiligten.
"Wir sind natürlich total traurig, wieder hier zu sein, auch weil das gesamte Team sich so ins Zeug gelegt hatte, um an den Start zu gehen. Jetzt haben wir gerade mal eine Seemeile gesegelt. Das ist bitter, auch für unsere Konkurrenten", kommentierte Skipper Ambrogio Beccaria die Situation.
Bei dem Unfall schien Holcim in einer Böe anzuluven, während Allagrande von hinten heranschoss. Holcims Luvseite beschädigte dabei Genua und Großsegel bei Allagrande. Team Holcim PRB trug mit einem klaffenden Loch in der Rumpfwand, verursacht durch den Ausleger von Allagrande, vermutlich den größeren Schaden davon und legte Protest ein.
Trotz der unklaren Situation zeigte sich Holcim-Skipperin Rosalin Kuiper optimistisch: "Schon bevor wir wieder an Land waren, hatte ein Krisenteam bereits die Arbeit aufgenommen. Wir werden auch diese Herausforderung meistern. Unser Team ist sehr stark."
Nach den beiden Ausfällen sind noch fünf Teams im The Ocean Race Europe verblieben, das unter dem Motto "Connecting Europe" über mehrere Etappen und 4.500 Seemeilen bis ins Mittelmeer führt. Im Vergleich zum weltumspannenden Ocean Race ist dies ein spannender Sprint.
Der deutsche Profi-Segler Boris Herrmann erläuterte vor dem Start die besonderen Herausforderungen der ersten Etappe von Kiel nach Portsmouth: "Es ist eine unglaublich anspruchsvolle Etappe, mit vielen Untiefen, engen Passagen, wechselnden Winden durch die Landschaft, Strömungen und zahlreichen Windparks und Ölplattformen in der Nordsee.“
Aktuell liegt die „Malizia“ auf Platz drei hinter den Teams Biotherm und Paprec Arkea. Das Skagerrak haben alle verbliebenen Boote bereits durchquert.