Zwischen heiter und nachdenklich, voller guter Erinnerungen und gleichzeitig entschlossen: So zeigt sich Boris Herrmann in einem neuen Video-Kurzportrait, das sein Team Malizia veröffentlicht hat. Eine Kernbotschaft nach langem Anlauf: “Ich hatte Zeit, mich nach der Vendée Globe zu erholen und habe wieder Lust aufs Segeln. Das habe ich auch schon getan. Ich freue mich sehr auf die Saison.”
Nicht mehr Teil von Boris Herrmanns Saisonplanung ist die ursprünglich ins Visier genommene Admiral’s-Cup-Teilnahme. “Ich werde gebraucht für die Vorbereitungen auf das Ocean Race Europe. Das war dann letztlich doch zu eng“, sagte der sechsmalige Weltumsegler in dieser Woche. Ursprünglich wollte Herrmann das Team auf der Carkeek 40 „Jolt 6“ von Peter Harrison für den Yacht Club de Monaco verstärken. Den Admiral’s Cup bestreiten aber mit Gründer Pierre Casiraghi als Co-Skipper sowie Will Harris und Cole Brauer immer noch drei Malizianer.
Damit ist für Boris Herrmann das nächste wichtigste Regattadatum der 10. August. Dann startet in Kiel das Ocean Race Europe. Team Malizia tritt zur Abschiedsgala mit “Malizia – Seaexplorer” an. Das von Boris Herrmann mitentwickelte Boot wird danach an seine neue Skipperin Francesca Clapcich für deren Vendée-Globe-Kampagne 2028 übergeben.
Im Ocean Race Europe tritt Team Malizia gegen sechs weitere Herausforderer an: Team Paprec Arkéa (Frankreich), Team Holcim-PRB (Schweiz), Allagrande Mapei Racing (Italien), Team Biotherm (Frankreich), Canada Ocean Racing – Be water positive (Kanada) und Team Amaala (Schweiz/Saudi-Arabien).
Boris Herrmann berichtet in seinem jüngsten Clip von einem “sehr produktiven” Frühjahr, in dem er viel mit Partnern, Sponsoren und auch am Neubauprojekt gearbeitet hat. Auf die Frage nach der größten Herausforderung zögert Herrmann nicht lange, sagt: “Pur betrachtet, ist die Vendée Globe die am schwierigsten zu meisternde Challenge. Ich habe sie zweimal beendet, aber es nicht aufs Podium geschafft. Also habe ich mein Ziel wirklich noch nicht erreicht. Das ist so schwer. Es ist ein so schweres Rennen!” Die dritte Teilnahme bleibt Boris Herrmanns Ziel für 2028.
Gleiches gelte für das Ocean Race um die Welt in zwei Jahren. “Wir wollen dieses Mal wirklich performen, ein großartiges Ergebnis erzielen. Wir wollen besser werden in dem, was wir tun”, sagte Boris Herrmann mit Blick auf die nächste Weltumseglung für Mannschaften im Jahr 2027. Bei seinen Gedankengängen zoomte sich Boris Herrmann auch raus aus der Einzelbetrachtung der Rennen und sagte: “Aus dem allgemeineren Blickwinkel betrachtet, liegt die Schwierigkeit ja darin, es an die Startlinie zu schaffen, eine Kampagne zu starten.”
Team Malizias Gründer sagte: “Es hat 20 Jahre gedauert, bis ich meinen Weg gefunden habe und dem Sport nähergekommen bin. Jetzt sind wir hier und können wirklich versuchen, Rennen zu gewinnen.” Herrman erzählt, dass er oft von anderen, auch jüngeren Seglern um Rat gebeten wird. Seine Überzeugung: “Wenn du etwas wirklich willst, wenn du wirklich drum kämpfst und alles gibt, findet sich da normalerweise auch ein Weg. Das kann man nicht versprechen, aber es gibt eine hohe Chance dafür.”
Am wichtigsten Jahreshöhepunkt aus seiner Sicht lässt Boris Herrmann keinen Zweifel: “Es ist das Ocean Race Europe, das am 10. August in Kiel startet. Kiel ist eine meiner Segelheimatstädte. Ich habe vermutlich die meiste Zeit in meiner Jugend und an der Universität in Kiel erlebt. Es ist ein so wichtiger Ort für mich.”
Kiel ist der beste Ort in Deutschland fürs Racen und fürs Segeln.” Boris Herrmann
Der Segelprofi weist in dem Zusammenhang auf die Kieler Woche im Revier der Sailing City und auch das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung hin und sagte: “Ich freue mich wirklich sehr auf den Ocean-Race-Europe-Start am 10. in Kiel!” Dazu trage bei, dass die Malizianer ein “fantastisches Team für die kommenden Jahre” zusammengestellt haben. Die Idee dahinter? “Wir wollten das bestmögliche Team zusammenbringen, um das Ocean Race zu gewinnen. Das ist ganz klar unsere Ambition”, sagt Boris Herrmann mit Blick voraus auf die wichtigste Mannschaftsweltumseglung 2027..
“Wir waren Dritte im letzten Ocean Race. Wir bauen ein neues Boot. Wir haben alle diese großartigen Partner beisammen, die uns unterstützen und alles geben, was wir brauchen. Wir sind hier, um unser Bestes zu geben. Also haben wir uns nach der bestmöglichen Mannschaft umgesehen”, erklärt Boris Herrmann den Teamaufbau. Bei der Weiterentwicklung helfe sowohl die Crew-Rotation im Ocean Race Europe als auch das Kombinieren verschiedener Projekte, “so dass wir gegenseitig von den Projekten der anderen lernen können”.
Gemeint ist damit auch die Zusammenarbeit im Dreier-Verbund mit Thomas Ruyant und Loïs Berrhaar beim Imoca-Neubau. Es sei eine insgesamt “ziemlich komplexe Planung bis ins Jahr 2029” auf den Terminkalender der meisten. Gewachsen sei die Gesamtplanung in einer Art “Rückwärtsgang” – vom Ocean Race um die Welt in zwei Jahren – zurück zum jetzt bald startenden Ocean Race Europe. Das sei bei Team Malizia, so Herrmann, etwas anders als bei anderen Teams.
“Ich glaube, die anderen machen das Ocean Race Europe vielleicht eher als Anhang zum Ocean Race World. Sie haben ihre Kampagne und ihr Boot, fügen es also in diesem Jahr ihrem Programm hinzu, weil es ein sehr attraktives Rennen ist. Für uns ist es anders herum: Für uns ist es das erste Rennen einer neuen Kampagne, die bis 2030 geht. Dieses Rennen ist wirklich die Testplattform, auf der wir unser Team zusammenbringen, um zu sehen, wie wir zusammenarbeiten. Um dann unsere Aufstellung sehr gut zu kennen und zu sehen, wie wir weiter trainieren und uns weiterentwickeln.”
Nahaufnahme! Boris Herrmann über seinen Weg, die aktuelle Saison, die Entwicklung von Team Malizia und die Planung bis 2030. Sogar für das Ocean Race um die Welt in zwei Jahren hat er schon einen ersten Plan, erklärt aber auch, dass sein Co-Skipper Will Harris als Sportdirektor von Team Malizia die Entscheidungen treffen werde.