Tatjana Pokorny
· 05.06.2021
Im Kampf um wertvolle Bonuspunkte für ihr Ocean-Race-Europe-Konto konnten sich im Küstenrennen das Offshore Team Germany und das Mirpuri-Team durchsetzen
Das Offshore Team Germany hat sein erstes Rennen im Ocean Race Europe gewonnen. Skipper Robert Stanjek und seine Crew setzten sich als einziger Non-Foiler in der Flotte der fünf Imoca-Yachtem im Küstenrennen um die Mirpuri Foundation Sailing Trophy durch. Mit den drei wertvollen Bonuspunkten für den Erfolg auf dem 40-Seemeilen-Kurs und nun insgesamt fünf Zählern auf dem Konto rückte das "Einstein"-Quartett in der Wertung des Europa-Rennens vor: Das Offshore Team Germany liegt jetzt punktgleich mit der französischen "Corum L'Épargne" auf Platz zwei hinter Charlie Enrights führendem 11th Hour Racing Team (6 Punkte).
In der Klasse der VO65-Yachten konnten sich die Segler vom Mirpuri Foundation Racing Team nach verpatzter erster Etappe gemeinsam mit ihren in Portugal ansässigen Partnern über den Heimsieg freuen. Der Erfolg auf dem Kurs von Cascais nach Lissabon und zurück ließ die Mannschaft um Skipper Yoann Richomme im Feld der sieben VO65-Yachten auf Platz sechs vorrücken. Mirpuri-Profi Jack Boutell sagte erleichtert: "Es war einfach unglaublich, heute da rauszugehen und allen zu zeigen, zu was wir imstande sind. Wir wollten in Cascais eine gute Vorstellung geben, und es ist fantastisch, dass wir Paul (Red.: Mirpuri) zurückgeben können, was er uns als Chance ermöglicht hat."
Für die Österreicher stand ihre Ergebniswelt an diesem Samstag nach dem aufsehenerregenden Auftakt-Etappensieg auf dem Kopf: Das Austrian Ocean Race Project erreichte die Ziellinie des Küstenrennens erst als letztes Team, bleibt aber trotzdem Spitzenreiter in der Flotte der sieben VO65-Yachten. "AmberSail 2" verteidigte in der Gesamtwertung Platz zwei vor dem drittplatzierten Team AkzoNobel Ocean Racing. Das niederländische Team hatte mit dem australischen Skipper Chris Nicholson im Küstenrennen Platz zwei geholt.
Unter strahlend blauem Himmel und in Winden um 15 bis 20 Knoten genossen die Crews einen Tag vor dem nächsten Etappenstart ein nahezu perfektes Rennen. "Einstein"-Skipper Robert Stanjek sagte: "Ich denke, wir haben es in Bedingungen gut gemanagt, die uns nicht liegen. Wir haben überlebt und den Kontakt gehalten. Dann hatten wir einen überragenden Vorwindgang, und Ben (Red.: Dutreux) hat die Laylines wirkich gut angesagt. Wir sind in einen guten Rhythmus gekommen und konnten aufschließen. Ich denke, dass wir auf dem letzten Amwind-Abschnitt technisch ziemlich smart gesegelt sind. Es ist ein großartiges Gefühl vor dem morgigen Start in Etappe zwei."
Bereits am Start hatte sich das "Einstein"-Quartett mit Robert Stanjek, Benjamin Dutreux, Annie Lush und Phillip Kasüske in Top-Position gut in Szene setzen können. Das Rennen führte die Teams in den beiden Ocean-Race-Klassen Imoca und VO65 entlang der Küste, vorbei an Cascais' berühmter Felsenküste Boca do Inferno. Hier konnten sich die vier konkurrierenden Foiler-Imocas zwar auf ihre Flügel erheben und einen kleinen Vorsprung herausfahren. Als der Winkel zur ersten Rundungsmarke jedoch spitzer wurde, nutzte die „Einstein“-Crew den Vorteil, mit den geraden Schwertern ihres Bootes einen besseren Winkel zum Wind segeln zu können. Den Vorteil der besseren Positionierungsmöglichkeiten nutzte das Team auf der weißen Imoca unter schwarz-rot-goldener Flagge auch auf dem Vorwind-Abschnitt. Mit tieferem Kurs und damit weniger Halsen war bald schon Platz zwei erkämpft. Als es später für das Offshore Team Germany auf den Kreuzkurs zurück nach Cascais ging, spielten die Olympia-erfahrenen Akteure ihre Expertise in den Wendeduellen mit dem lange führenden Team 11th Hour Racing aus. Schließlich übernahmen sie auf dem letzten Teilabschnitt ins Ziel die Führung. Und die gab das "Einstein"-Team bis ins Ziel nicht mehr ab.
Die zweite von drei Etappen im Ocean Race Europe startet bereits am Sonntag (6. Juni). Sie führt die zwölf Boote aus neun Ländern von Cascais ins spanische Alicante. Der Startschuss fällt um 13 Uhr Ortszeit (14 Uhr deutsche Zeit). Die Prognose von "Einstein"-Navigator Benjamin Dutreux: "Ich muss das noch genau analysieren, die Vorhersagen wechseln ständig. Zuletzt war sehr starker Wind angesagt. Aber die Windrichtung könnte ab Gibraltar für uns passen." Als mögliche Ankunftszeit hat das Team zunächst Mittwochmorgen ermittelt.
"Ambersail 2"-Skipper Rokas Milevičius sagte, sein Team habe für die zweite Etappe die Sicherheitsmaßnahmen erhöht: "Ich denke, dass es eine sehr fordernde Etappe sein wird – und, mit Blick auf die Sicherheit, eine sehr schwierige. Wir hatten schon auf der ersten Etappe Verletzungen. Also haben wir zusätzliche Maßnahmen für die zweite ergriffen, weil es so aussieht, als stünde uns ein echt buckeliger Amwind-Ritt nach Gibraltar bevor. Die Straße von Gibraltar wird der wichtigste Teil dieser Etappe sein."