Tatjana Pokorny
· 06.06.2021
Das amerikanische Team um Skipper Charlie Enright kollidierte am Sonntag kurz nach dem Start mit einem Zuschauerboot. Die Beteiligten hatten Glück im Unglück…
Die zweite Etappe im Ocean Race Europe läuft. Die Startschüsse für die fünf Imoca-Yachten und die sieben VO65-Yachten fielen am frühen Sonntagnachmittag ab 14 Uhr deutscher Zeit vor Cascais (Portugal). Der mittlere Abschnitt des südeuropäischen Segel-Dreiteilers führt die Teams über rund 700 Seemeilen ins spanische Alicante, dem Heimathafen der The-Ocean-Race-Organisatoren. Die deutsche "Einstein" mit Skipper Robert Stanjek (Berlin) lag rund sechs Stunden nach Rennbeginn am Sonntagabend auf Rang zwei im kurz nach dem Start vorübergehend auf vier Imocas geschrumpften Feld.
Was war passiert? Das in der Gesamtwertung der Imoca-Flotte führende US-Team 11th Hour Racing musste nach einer Kollision mit einem vor Anker liegenden kleinen Zuschauerboot zunächst in den Hafen zurückkehren, um die Yacht auf Schäden zu prüfen. Die Szene hatte bei der Live-Übertragung für Schreckmomente gesorgt. Die beteiligten Personen auf beiden Booten waren bei dem Vorfall unverletzt geblieben. Das Zuschauerboot konnte den Starthafen – zur Sicherheit von einem Begleitboot des Teams 11th Hour Racing eskortiert – ebenso aus eigener Kraft anlaufen wie die US-Yacht selbst, deren Crew das vor Anker liegende Boot erst in letzter Sekunde gesehen hatte. Der Steuermann konnte das Ruder gerade noch herumreißen und verhütete damit Schlimmeres.
In einem späteren Statement vom Team 11th Hour Racing sagte Skipper Charlie Enright: "Wir konnten dem Regatta-Management bestätigen, dass alle auf dem Motorboot okay sind und wir eine Gruppe aus unserer Landmannschaft geschickt haben, sie in die Marina zu begleiten, was ihnen aus eigener Kraft gelang. Ich kann auch bestätigen, dass in unserem Team alle okay sind. Wir übernehmen die volle Verantwortung für das, was heute auf dem Wasser geschehen ist. Wir sind zurück im Hafen und untersuchen, was unserem Boot geschehen ist. Wir haben definitiv Schäden an unserem Backbord-Foil erlitten. Wir arbeiten mit unserer Landmannschaft und den Designern daran herauszufinden, was das für unsere Teilnahme bedeutet." Entwarnung konnte Enrights Team bereits zwei Stunden später mit der Ankündigung geben, dass seine Crew das Rennen noch am selben Abend wieder aufnehmen würde. Das ist inzwischen geschehen.
Die Flotte der zwölf Boote aus neun Ländern wird am Mittwochvormittag in Alicante erwartet. Zu bezwingen gilt es auf dem Kurs schweres Wetter in der Straße von Gibraltar und flaue Winde im Mittelmeer. "Wir hatten schon auf der ersten Etappe Verletzungen und haben unsere Sicherheitsmaßnahmen verstärkt", sagte nicht nur "AmberSail 2"-Skipper Rokas Milevičius (Litauen). Auch Eike Schurr, Bremer Anbord-Reporter im Einsatz für The Austrian Ocean Race Project auf Etappe zwei, berichtete kurz vor dem Start und der eigenen Premiere in diesem Rennen: "Wir erwarten in der Straße von Gibraltar Winde um 35 Knoten. Das wird anspruchsvoll."
Gegen 20 Uhr am Etappenstarttag lag bei den Imocas weiter Thomas Ruyants Blitzstarterin "LinkedOut" vorn. Knapp dahinter machten das Offshore Team Germany und die neue französische "Bureau Vallée" fast gleichauf mit guten vier Seemeilen Rückstand auf die Spitzenreiterin Druck. In der Flotte der VO65-Yachten führte vor Anbruch der ersten Etappennacht auf See das Mirpuri Foundation Racing Team vor Team Childhood I und Bouwe Bekkings Team Sailing Poland. Das in dieser Klasse in der Gesamtwertung führende österreichische Team lag zunächst auf dem siebten und letzten Rang, glänzte am Abend aber bei mehr als 20 Knoten Speed mit der schnellsten Geschwindigkeit in der VO65-Flotte.