Das liegt vor allem daran, dass das Boot mit einem extra für niedrigere Geschwindigkeiten bis maximal 45 Knoten gebauten Foil unterwegs war. So sollen erst die Bewegungen und Kräfte des Bootes sowie die Steuerung des Gleitschirmes perfektioniert werden, erst dann wird ein High-Speed-Foil gebaut, dessen Produktion sehr aufwändig und teuer ist und dann den mittlerweile 12 Jahre alten Rekord von Paul Larsens “Vestas Sailrocket” von 65,45 Knoten brechen soll.
“Es war etwas furchteinflößend! Über 40 Knoten hatten wir nicht immer die volle Kontrolle.”
Der Co-Pilot Benoit Gaudiot fasste die ersten plus 40 Knoten Läufe des SP-80 Teams so zusammen: “Es war furchteinflößend! Über 40 Knoten hatten wir nicht zu 100 Prozent die volle Kontrolle, aber das Gefühl war einfach unglaublich. Man konnte merken, dass das Boot weiter beschleunigen wollte. Wir mussten es bremsen, damit nicht irgendetwas kaputt ging, aber es war super aufregend für das was noch kommen wird!” Im Gegensatz zu Sailrocket wird das SP 80 Boot von zwei Mann gesteuert, einer kontrolliert das Boot, der andere den Kite. Der ist mittlerweile von Test mit einem kleinen 12 Quadratmeter-Segel auf beachtliche 40 Quadratmeter vergrößert worden.
Die Sommer Test-Kampagne hat es dem dem Team ermöglicht, wertvolle Daten zu sammeln und das Verhalten des Bootes bei hohen Geschwindigkeiten besser zu verstehen.
„Das Foil ist der Schlüssel, um den Rekord zu brechen“, erklärt Benoît Gaudiot, COO und SP80-Kitepilot. „Wir wollten schnell eine vereinfachte Version auf dem Wasser testen und so viel wie möglich lernen, bevor wir das Design des Rekordprofils fertigstellen, das komplexer und teurer in der Herstellung ist. Jetzt, da wir Daten vom Boot bei hohen Geschwindigkeiten haben, können wir unsere Simulationen verfeinern und die Produktion des endgültigen Foils mit viel mehr Informationen starten, als wir noch vor ein paar Monaten hatten!“
Dank der in diesem Sommer gewonnenen Erkenntnisse wird das Boot im September in die Werft zurückkehren, um die Sicherheitssysteme rund um die Piloten zu verbessern und die neue Foils zu integrieren, so das Team. Anvisierter nächster Meilenstein ist nun zwischen Oktober und Dezember die 55-Knoten-Marke (100 km/h) zu durchbrechen.
40 Knoten klingt in Zeiten, in denen Americas-Cup Boote bei Tonnenrundungen schon die 50 Knoten Marke streifen, nicht nach viel, doch tatsächlich beginnt es erst dort richtig schwierig zu werden. Die große Hürde dabei ist die Kavitation. Bei einem herkömmlichen Foil hat eine Seite Über-, und die andere Unterdruck. Bei höheren Geschwindigkeiten wird der Unterdruck so groß, dass der Dampfdruck von Wasser unterschritten wird, und es verdampft direkt an der Oberfläche des Profils. Das heißt, ein Teil des Foils arbeitet nicht mehr im flüssigen Wasser, sondern im Wasserdampf. Das führt zu einer Blasenschleppe, die den Widerstand drastisch ansteigen lässt.
Um eine Geschwindigkeit von mehr als 60 Knoten zu erreichen, brauchen die Schweizer eine ganz andere Form des Profils die für den Speed-Bereich optimiert ist, was zugleich bedeutet, dass es im langsamen Speed Bereich deutlich schlechter funktioniert. Da das Anschleppen des Bootes aber verboten ist, ist muss es diesen schwierigen Bereich erst überwinden, bevor es in den erwünschten Speed-Bereich kommt. “Wenn unser Boot diese Schallmauer überwinden kann, können wir mit der Vestas Sailrocket II nicht nur konkurrieren, sondern sie übertreffen“, so Xavier Lepercq, Chef-Techniker des Teams.
Man darf gespannt sein, was die Schweizer mit ihrem nächsten Foil, dass für 55 Knoten optimiert ist erreichen, so richtig ernst wird es dann bei den definitiven Rekord-Runs 2025.