Tatjana Pokorny
· 22.05.2022
Süd-Sieger, starke Hamburger, Favoritenstürze, sechs gerissene Gennaker an einem Tag, Sturmböen, Flaute, Kunst und Engagement – die Jubiläumssaison läuft!
Zwei von vier Hamburger Erstliga-Vereinen sind an diesem Wochenende stark in die zehnte Jubiläumssaison der Bundesliga gestartet. Ihre Spielwiese Alster allerdings konnten sie trotzdem nicht ganz verteidigen. Im Wettstreit der 18 Erstligisten war es das Bodensee-Team vom Segel- und Motorbootclub Überlingen mit Steuermann Michael Zittlau, das mit dem Mix aus Samstagsknaster und Sonntagsflaute am besten zurechtkam. Mit Michael Zittlau feierten Charlotta Fritz, Jan Fritze und Sven Heßberger den gelungenen Süd-Coup im Norden. Der Steuermann sagte: "Wir sind megaglücklich, dass wir den Spieltag gewinnen konnten. Es hat sich gelohnt, auf dem Gardasee bei Starkwind zu trainieren und uns schon letztes Wochenende in Hamburg mit den Alsterbedingungen vertraut zu machen. Mit einer besseren Platzierung kann man nicht in die Saison starten."
Der co-favorisierte Mühlenberger Segel-Club von der Elbe bei Blankenese verpasste den Auftaktsieg mit nur drei Punkten Rückstand auf die Sieger vom Bodensee knapp. Für die gute Leistung sorgten der zu seinen Wurzeln zurückgekehrte Magnus Simon, Benjamin Ahlers, Max Augustin und Finn Olsen. Magnus Simon hatte die Deutsche Vereinsmeisterschaft im vergangenen Jahr noch mit dem Verein OneKiel gewonnen. Die Senkrechtstarter der letzten drei Jahre hatten ihr ursprünglich für diese Saison schon gemeldetes Team aber aus Zeitmangel wieder zurückgezogen. Magnus Simon startet nun im Wechsel mit Steuermann Till Krüger wieder für den Mühlenberger Segel-Club, in dem er einst im Opti durchgestartet war.
Die weiteren drei Hamburger Vereine in der 1. Bundesliga beendeten die Auftakt-Regatta im Liga-Jubiläumsjahr mit gemischter Bilanz. Das Damenquartett vom gastgebenden Hamburger Segel-Club mit Steuerfrau Silke Basedow eröffnete die Saison mit Platz drei eindrucksvoll. Die fünfmaligen deutschen Vereinsmeister und Rekordsieger vom Norddeutschen Regatta Verein mit Steuermann Johann Kohlhoff dagegen kamen nicht über Platz 13 hinaus. Der Blankeneser Segel-Club fand sich nach nur elf Flights ohne Chance auf Wiedergutmachung am Sonntag auf Platz 15 wieder. Auch die letztjährigen Vize-Meister vom Wassersport-Verein Hemelingen nehmen mit Platz 13 eine unerwartet hohe Punktelast aus Hamburg mit in die Saison. Der ebenfalls hochgehandelte Bayerische Yacht-Club muss seine Aufholjagd beim zweiten Liga-Gipfel vom 15. bis zum 17. Juli in Kiel gar von Platz 17 aus starten. Die rote Laterne des Erstliga-Schlusslichts hängt vorerst im Heck der Seglervereinigung Itzehoe. Hier geht es zu den Erstliga-Ergebnissen (bitte anklicken!). "Es ist schon aufgefallen, dass sich das Feld neu sortiert hat", sagte Liga-Manager Oliver Schwall mit Blick auf einige der großen Liga-Vereine, die sich zunächst nicht in der ersten Tabellenhälfte platzieren konnten. Dem Verein Seglerhaus am Wannsee, im vergangenen Jahr Gesamt-Siebter und 2019 noch Meister, gelang es mit Platz neun gerade eben. Besser machte der Flensburger Segel-Club, der das Podium auf Platz vier mit nur zwei Punkten Rückstand auf die HSC-Seglerinnen knapp verpasste.
Das sportliche Fazit fiel trotz Windmangel und verkürztem Programm am Finaltag bei vielen Aktiven positiv aus. "Es war ein gelungener und spannender Liga-Auftakt in Hamburg mit Weltklassebedingungen am Samstag und schwierigen, leichten bis gar keinen Winden am Sonntag", zog Oliver Schwall Bilanz. Beim parallel ausgetragenen ersten Zweitliga-Segelwochenende der Saison setzte sich der Akademische Seglerverein Warnemünde gegen den Konstanzer Yacht Club und den Bocholter Yachtclub durch. Hier geht es zur Zweitliga-Tabelle nach dem ersten Segelwochenende der Saison (bitte anklicken!).
Die zunächst für Samstag geplante "Kulturregatta" musste in teilweise stark böigen Winden auf Sonntag verschoben werden. Da herrschte in frühsommerlich flauen Winden keine Gefahr mehr für die von Stefan Szczesny auffällig bemalten Großsegel. Auf 17 von ihnen hat der international renommierte Künstler die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN dargestellt, die Segler, Publikum und Sonntagsspaziergänger auf der Alster zu sehen bekamen. "Diese Aktion, die wir als Segel-Bundesliga zusammen mit den Monheimer Kulturwerken und der Galerie Geuer und Geuer durchführen, ist eine hervorragende Gelegenheit, um den Segelsport als Plattform für eine bessere, gerechtere Welt zu nutzen", sagte Oliver Schwall. "Daran knüpft auch unsere Kooperation mit der Initiative 'Klar zur Wende' an, die sich für Klima- und Ressourcenschutz einsetzt und insbesondere für mehr Nachhaltigkeit im Sport eintritt."
Noch mehr Lust auf Liga-Sport? In der aktuellen YACHT 11 findet sich der große Bundesliga-Report zur Jubiläumssaison mit exklusiven Statistiken, historischen Momenten und einem Blick auf die XL-Pläne für die Zukunft.