Tatjana Pokorny
· 30.10.2014
18 Vereine treten an diesem Wochenende zum Bundesliga-Saisonfinale an. Die Meisterschale ist schon vergeben, am Tabellenende wird gezittert
Offenbar war sogar der Wind in Hamburg so gespannt auf die Abstiegsduelle beim Saisonfinale der 1. Deutschen Segel-Bundesliga, dass er sich nicht schön entfalten konnte. So wurden zum Auftakt der sechsten und letzten Regatta der zweiten Erstliga-Saison zunächst nur zwei Durchgänge absolviert. Dabei gelang Tino Ellegasts Team vom Konstanzer Yacht-Club mit zwei Rennsiegen in flauen Winden ein Idealstart. Um die Vize-Meisterschaft hinter den bereits vorzeitig gefeierten Vereinsmeistern vom gastgebenden Norddeutschen Regatta Verein (NRV) ringen auf der Außenalster der Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW) mit Steuerfrau Kathrin Kadelbach und der Deutsche Touring Yacht-Club (DTYC) mit Skipper Maximilian Weiss. Beide Vereine starteten unbeständig in das spannende Duell: Der knapp vorn liegende VSaW mit den Rängen eins und sechs, der DTYC mit den Rängen sechs und eins. In der Tabelle behauptete der VSaW damit seinen zweiten Platz mit zwei Punkten Vorsprung vor den Bayern. Das Nord-Süd-Duell wird voraussichtlich bis zur Entscheidung am Sonntagnachmittag für Spannung sorgen. Hinter den Rivalen lauern weitere Teams auf einen Podestplatz.
Gebangt wird in den Relegations- und Abstiegszonen. Der Mühlenberger Segel-Club (MSC) hat als Tabellenschlusslicht ohne große Chancen, den drohenden Abstieg noch zu vermeiden, eine junge Nachwuchs-Crew ins Rennen geschickt: Henry Peters steuert die sportlichen Kielyachten vom Typ J 70, Frank Schönfeldts Sohn Tom Luis Schönfeldt (Deutscher Meister im 420er) sowie Alexander Goltz und MSC-Coach Mathias Grüning sind mit von der Abstiegspartie. Obwohl der MSC bei keiner Erstliga-Regatta den letzten Platz belegt hatte – auf dem Liga-Konto stehen die Plätze 12, 17, 16, 14 und 8 –, droht die Zweitklassigkeit. Sollte den Elbseglern mit einiger Alsterroutine allerdings so etwa wie ein "Wunder von Hamburg" gelingen, dann könnten sie noch die Relegationsrunde erreichen und am 8. und 9. November auf demselben Revier gegen potenzielle Aufsteiger um den Erstliga-Verbleib kämpfen. Mit den Rängen sechs und fünf starteten die Mühlenberger allerdings nicht vielversprechend in den Kampf um den Klassenerhalt.
Sorgen haben am Tabellenende auch der Lübecker Yacht-Club (LYC) und die Segelkameradschaft "Das Wappen von Bremen", die auf den direkten Abstiegsplätzen 16 und 17 liegen. Auf einen Relegationsplatz hätten sich nach dem ersten von drei Regattatagen in Hamburg der Schweriner Yacht-Club (13.), der Chiemsee Yacht Club (14.) und der Yacht-Club Berlin Grünau (15.) gerettet. Für letzteren soll und will Deutschlands erfolgreichster Segler der Sportgeschichte die Kohlen aus dem Feuer holen: Jochen Schümann war in der zurückliegenden Saison einmal für seinen Verein gestartet, hatte dem YCBG dabei mit seinem Sieg auf dem Wannsee satte 18 Punkte aufs Liga-Konto überwiesen. Zur Sorgenfreiheit reichten die aber nicht. Der Club, Schümann selbst und seine Crew mit Ingo Borkowski, Heiko Seelig und Oliver Freiheit erhoffen sich nun beim Gipfel in Hamburg einen weiteren Erfolg als Befreiungsschlag im Abstiegskampf. Der Auftakt misslang den Berlinern in den flauen Alsterwinden mit einem letzten Rang und einem Frühstart allerdings gründlich. Will das YCBG-Quartett nicht in den Abstiegsstrudel geraten, muss am Wochenende eine deutliche Ergebnissteigerung her. Aus Schümanns Sicht steht dem nichts im Wege: "Es waren heute nicht nur die flauen Winde an unserem Ergebnis schuld – wir haben auch Fehler gemacht und einen Penalty kassiert. Aber: So haben wir auch in Berlin angefangen. Wir haben also noch viel Hoffnung ..."
Zuschauer sind am Wochenende rund um die Alster willkommen. Moderiert wird auf dem Gelände vom benachbarten Hamburger Segel-Clubs, wo am vergangenen Wochenende der Herbstgipfel der YACHT Meisterschaft der Meister ausgetragen wurde. Darüber hinaus werden die Wettfahrten live im Internet übertragen.
Hier geht es zum Live-Stream: