Tatjana Pokorny
· 20.05.2022
2021 feierte OneKiel den Meistertitel. Dann zog das Team seine Meldung für diese Saison zurück. Meister-Steuermann Magnus Simon ist trotzdem dabei. Und wie …
Die Bundesliga ist mit den ersten Rennen auf der Hamburger Außenalster in ihre zehnte Jubiläumssaison gestartet. Beim gastgebenden Hamburger Segel-Club sind an diesem Wochenende die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga im Einsatz. Das erste Aufeinandertreffen im neuen Liga-Jahr begann in der Elbmetropole am Freitag stimmungs- und verheißungsvoll. Sportlich konnten sich schon in den wenigen ersten Rennen am Freitag die Elbsegler vom Mühlenberger Segel-Club (MSC) auf der Alster glänzend in Szene setzen. Sie läuteten ihren Auftakt mit den Rängen 1 und 2 ein und führten damit die Erstliga-Tabelle nach dem ersten von drei Segeltagen an. Bemerkenswert daran ist, dass an diesem Wochenende trotz Rückzug der Meister vom Verein OneKiel aus der Liga ein Titelverteidiger im Einsatz ist: Steuermann Magnus Simon, der 2021 noch mit OneKiel die Meisterschale in den Himmel hob, ist zu seinem alten Heimatverein zurückgekehrt. Mit ihm und der hungrigen wie erfahrenen MSC-Crew um den zweiten, sich mit Simon abwechselnden Steuermann und E-Sailing-Maestro Till Krüger könnte es nach Platz 13 im vergangenen Jahr nun deutlich weiter nach oben gehen. Wer die Liga-Rennen am Samstag und Sonntag live verfolgen möchte, der ist auf der großen Steganlage des Hamburger Segel-Clubs willkommen und steht dort in der ersten Reihe mit bester Aussicht auf die Wettfahrten der identischen Kielboote vom Typ J/70.
Zusätzlich zu spannendem Segelsport ist am Samstag (21. Mai) eine außergewöhnliche schwimmende Kunstausstellung zu sehen. Ab 16 Uhr setzen die Liga-Boote von Stefan Szczesny auffällig bemalte Segel. Auf 17 Großsegeln hat der international renommierte Künstler die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN dargestellt. Auf Segeln statt auf Plakaten wird der Einsatz der UN gegen Hunger und Armut, für saubere Energie und die Einhaltung der Klimaziele gezeigt. Für die schwimmende "Kulturregatta" werden die Wettfahrten der Bundesliga unterbrochen, die Aktiven segeln in kurzen Show-Acts gegeneinander. "Diese Aktion, die wir als Segel-Bundesliga zusammen mit den Monheimer Kulturwerken und der Galerie Geuer und Geuer durchführen, ist eine hervorragende Gelegenheit, um den Segelsport als Plattform für eine bessere, gerechtere Welt zu nutzen", sagt Oliver Schwall. "Daran knüpft auch unsere Kooperation mit der Initiative 'Klar zur Wende' an, die sich für Klima- und Ressourcenschutz einsetzt und insbesondere für mehr Nachhaltigkeit im Sport eintritt."
Danach geht es zurück zum Liga-Sport. Sechs Liga-Regatten stehen in diesem Jahr insgesamt auf dem Programm. Dabei geht es um die Meisterschale, um Qualifikationspunkte für die Sailing Champions League, um Punkte für den Auf- und gegen den Abstieg. Zu den Favoriten zählen wie in den Vorjahren die Teams großer Vereine wie des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV), des Berliner Vereins Seglerhaus am Wannsee (VSAW) und des Bayerischen Yacht-Clubs (BYC), aber auch einige kleinere Clubs mit eingespielten Crews. Nach Einschätzung von Liga-Mitgründer und Dirigent Oliver Schwall haben neben den drei Top-Teams mindestens drei weitere Vereine eine reelle Chance auf den Titel: "Oft sind es die hervorragend eingespielten Teams kleiner Vereine, die sich aus einer Spitzenmannschaft zusammensetzen, die schon in anderen Bootsklassen sehr erfolgreich war, und sich souverän ganz oben in der Tabelle positionieren."
Ein Selbstgänger ist der Liga-Erfolg noch nie gewesen. Das bekamen beim Durchstart auch einige Etablierte zu spüren. Die Rekordmeister vom NRV haben das Auftakt-Event in Hamburg als 13. nach ihren ersten drei Rennen ebenso wenig optimal eingeläutet wie der hoch eingeschätzte Flensburger Segel-Club auf Platz 14. Der sonst regelmäßig in den Top Fünf agierende Wassersport-Verein Hemelingen fand sich nach seinen drei ersten Freitagsrennen zunächst gar nur auf dem ungewohnten 18. und letzten Platz wieder. Es bleiben allen Vereinen am Wochenende ein Dutzend weitere Durchgänge oder sogar mehr, um dieses Anfangsbild zu verbessern oder – aus Sicht der führenden Teams – zu verteidigen. Im Rampenlicht steht an diesem hanseatischen Wochenende auch das Frauen-Segelquartett vom Hamburger Segel-Club. "Ich freue mich besonders, dass der Hamburger Segel-Club, bei dem das erste Liga-Event der Saison stattfindet, wieder zurück in der 1. Liga ist", sagt Oliver Schwall, "mit Silke Basedow, die seit zehn Jahren der überwiegend männlichen Konkurrenz in der Liga Paroli bietet, hat das HSC-Team eine der wenigen Steuerfrauen der Liga."
Wer in dieser zehnten Saison mehr über die Liga-Geschichte, die Vereine und die Aktiven erfahren möchte, sollte sich den Jubiläumsreport in der aktuellen Ausgabe der YACHT 11 nicht entgehen lassen, die jetzt am Kiosk zu haben ist. Dort geben exklusive Statistiken einen Überblick über alle deutschen Segelvereine, die seit dem Premierenjahr 2013 mindestens eine Erstliga-Saison bestritten haben. Dazu zeigen wir das spannende Auf und Ab der Dauerbrenner und verraten, welche XL-Pläne es für die Zukunft gibt.