BundesligaStartschuss zur zwölften Saison – 36 Teams beim Liga-Auftakt auf dem Wannsee

Tatjana Pokorny

 · 18.04.2024

Es geht wieder zur Sache in der Bundesliga: Am 19. April fällt der erste Startschuss auf dem Wannsee
Foto: Adam Burdylo/DSBL
Die zwölfte Bundesliga-Saison wird am Freitag in Berlin eröffnet. 36 Erst- und Zweitligisten sind vom 19. bis 21. April zu Gast beim Verein Seglerhaus am Wannsee. Insgesamt sechs Hauptstadt-Teams sind im Spiel. Die meisten Vereine aber kommen in der Liga-Saison 2024 aus Hamburg: Inklusive Rekordmeister NRV und Pokalsieger MSC sind es sieben Clubs aus der Hansestadt, die in Ober- und Unterhaus der Liga angreifen wollen

Mit sechs Regattagipfeln fordert die Bundesliga ihre Erstligisten in dieser Saison. Fünfmal werden die Zweitligisten geprüft. Den Auftakt bestreiten alle 36 Teams am kommenden langen Wochenende in Berlin: Ab 19. April geht die Deutsche Segel-Bundesliga in ihre zwölfte Saison. Damit ist die Jagd auf die siebenmaligen Rekordsieger vom Norddeutschen Regatta Verein eröffnet, die allerdings ohne ihren Top-Steuermann der vergangenen Erfolgsjahre auskommen müssen. Tobi Schadewaldt pausiert als frischgebackener Vater.

Hamburg und Berlin mit großem Bundesliga-Aufgebot

In Berlin steuert Julia Kühn für den Norddeutschen Regatta Verein. Sie hat mit Johann Kohlhoff, Ferdinand Pfung und Miklas Schaper eine ehrgeizige Crew im Boot. Im weiteren Verlauf der Saison übernehmen auch Leon Passlack und Mats Schönebeck das Liga-Steuer für den NRV. Insgesamt kommen in dieser Saison sieben Liga-Vereine aus Hamburg. Neben den Erstligisten NRV und dem Mühlenberger Segel-Club (MSC) sind es fünf Zweitligisten: der Hamburger Segel-Club (HSC), der Blankeneser Segel-Club (BSC), die Entdecker- und Seefahrer Fördervereinigung (EnSFr), das Team der Bucerius Law School und der Akademische Segelverein Hamburg (ASV).

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Auch der gastgebende VSaW schickt mit Frederike Westphalen eine Steuerfrau in die Auftaktrennen. Ihre Crew ist mit Anna Krömke, Julia Vitek sowie Sophie und Sissi Wensel rein weiblich. Mit vier Erstligisten (VSaW, Joersfelder Segel-Club, Seglervereinigung 1903 Berlin, Berliner Yacht-Club) und zwei Zweitligisten (Klub am Rupenhorn, Potsdamer Yacht-Club) demonstrieren die Berliner ihre Liga-Stärke. Auffällig ist beim Blick auf die Crew-Listen beider Ligen, dass einige bekannte Namen fehlen – ein Indiz für den sich vollziehenden Generationswechsel im deutschen Liga-Betrieb.

Hier geht es zu den Crew-Listen von Erst- und Zweitligisten beim Bundesliga-Auftakt auf dem Wannsee.

Nach dem ersten Gipfel in der Hauptstadt geht es für alle 36 Vereinsteams weiter in Warnemünde (12. bis 14. Juli), wo der Akademische SegelVerein Warnemünde Ausrichter ist. Vom 26. bis 28. Juli kreuzen nur die Erstligisten in Kiel auf. Dort dürfte es auf dem Wasser und an Land spannend zugehen, denn der 28. Juli ist gleichzeitig der Eröffnungstag der olympischen Regatta in Frankreich. Dort werden zu Beginn in der Bucht von Marseille Männer und Frauen in den iQFoil-Windsurfflotten sowie die Skiffsegler im 49er und 49er FX gefordert sein. Nicht wenige Liga-Segler werden ein Auge auf die olympischen Ereignisse werfen, während sie selbst um Liga-Punkte kämpfen.

Zum dritten Liga-Wochenende vom 30. August bis zum 1. September bleiben die Erstligisten in Kiel, die Zweitligisten kommen dazu. Weiter geht es für beide Liga-Häuser vom 13. bis 15. September beim Münchner Yacht-Club auf dem Starnberger See. Hier bleiben die Erst- und Zweitligisten auch für ihr Finale, dann aber vom 17. bis zum 19. Oktober in Regie des Bayerischen Yacht-Clubs. Mit den beiden “Doppel-Events” im Norden und im Süden sollen zu viele lange Transportwege vermieden, Aufwand und Kosten gespart werden.

Nachwuchsprobleme bringen Nachrücker-Chancen

Während sich die Liga-Teams in den vergangenen Monaten auf die neue Saison vorbereitet haben, gab es noch Teilnehmer-Veränderungen in beiden Ligen. Während manche Vereine ihre Liga-Zugehörigkeit aufgaben, freuten sich andere über die daraus resultierenden Nachrücker-Chancen. „Manchen Vereinen machen Nachwuchsprobleme zu schaffen, sodass sie ihren Startplatz zurückgegeben haben“, sagt Liga-Organisator Oliver Schwall. „So haben sich noch Verschiebungen ergeben, von denen vor allem der Konstanzer Yacht-Club und der Akademische Segel-Club Warnemünde profitieren, die im Oberhaus der Liga bleiben können.“

Vom Ausstieg qualifizierter Teams profitiert neben dem ASV Hamburg auch der Cospudener Yachtclub Markkleeberg bei Leipzig. Zusammen mit dem inklusiven Segelclub “Wir sind Wir” haben sich zwei Vereine aus Sachsen für die 2. Segel-Bundesliga qualifiziert. Darüber war der Jubel beim Bat Sailing Team aus Hamburg riesig. Marvin Hamm, Mieke Klein, David Koch und Jan Mense starten für den Verein Wir sind Wir – Inclusion in Sailing. Beim ehrgeizigen Gemeinschaftsprojekt der Inklusions-Antreiber von Wir sind Wir und des Norddeutschen Regatta Vereins tritt erstmals in der Liga-Geschichte ein Team von Akteuren mit und ohne Handicap für Erfolg und ein starkes Statement für den inklusiven Segelsport an.

Erstes Inklusions-Team vor Zweitliga-Start

Das Bat Sailing Team war infolge eines Segelworkshops für blinde und sehbehinderte Menschen in Hamburg im September 2020 entstanden. Mit dabei war der sehbehinderte David Koch, ein langjähriger Goalball-Leistungssportler. Koch war nach dem Workshop begeistert, sagte: „Ich habe es genossen zu segeln und wollte, dass es nicht bei einer einmaligen Aktion bleibt. Deshalb habe ich gefragt: ‚Was kann man damit noch segeln?‘ So kamen wir auf das Regattathema“, erklärt der Hamburger. Viele Trainings, Kieler-Woche-Einsätze und weitere intensive Vorbereitungstreffen später steht das Bat Sailing Team nun vor der mit Spannung erwarteten Liga-Premiere.

Physiotherapeut David Koch wird für das Bat Sailing Team auf dem Vorschiff im Einsatz sein. Der 35-Jährige hat eine Sehbehinderung, bei der sich die Netzhaut ablöst. Durch diese Form der Makula-Degeneration ist sein zentrales Sichtfeld stark eingeschränkt, sodass er mittig quasi nichts sieht, nur in der Peripherie ein wenig. „Im September 2020 stand ich das erste Mal auf einem Segelboot und begann 2021 aktiv, mit der J/70 zu segeln und mich auf Regatten vorzubereiten“, blickte Koch vor der Liga-Premiere auf seinen Weg im Segelsport zurück.

Der Rückblick auf das Liga-Finale 2023 – die Live-Übertragung in der Wiederholung:

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