Tatjana Pokorny
· 21.09.2025
Vieles hatte in der ersten Saisonhälfte der 1. Bundesliga darauf hingedeutet, dass womöglich – wie zuletzt auch im vergangenen Jahr – wieder die Titelverteidiger vom Mühlenberger Segel-Club und die Rekordmeister vom Norddeutschen Regatta Verein miteinander um den Titel des Deutschen Vereinsmeisters ringen würden. Doch an diesem Berliner Wannse-Wochenende hat mit dem Joersfelder Segel-Club ein weiterer Anwärter den Fehdehandschuh fulminant in den Ring geworfen.
Mit sechs Rennsiegen und insgesamt zwölf Top-Drei-Platzierungen in 16 Läufen gewannen die Berliner den vorletzten Liga-Gipfel bei 38 Punkten mit zwei Zählern Vorsprung vor dem gastgebenden Potsdamer Yacht Club (40 Punkte). Auf dem dritten Podiumsplatz folgten die amtierenden Deutschen Vereinmeister vom Mühlenberger Segel-Club (47 Punkte) mit neun Punkten Rückstand auf die Joersfelder.
Dabei konnten die MSC-Elbsegler den Konstanzer Yacht-Club und den Klub am Rupenhorn bei Puntgleichheit aller drei Vereine nur knapp auf die Plätze vier und fünf verweisen. Für seine Verhältnisse “erst” auf Platz neun konnte sich der Norddeutsche Regatta Verein (50 Punkte) beim Hauptstadtspiel einreihen.
Was diese Ergebnisse für den Tabellenstand in der 1. Bundesliga vor dem Finale vom 30. Oktober bis zum 1. November bedeuten, das vom Berliner Yacht-Club und der Seglervereinigung 1903 ebenfalls auf dem Wannsee ausgerichtet wird? Vor allem noch mehr Spannung, denn aus zwei Titelanwärtern sind drei geworden. Für die Zweitligisten vom Württembergischen Yacht-Club dagegen hat sich alle Anspannung schon aufgelöst: Der Bodensee-Verein sicherte sich den vorzeitigen Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Dieses Wochenende hat der 13. Bundesliga-Saison seit der Premiere 2013 einigen frischen Wind in und aus Berlin beschert. Liga-Managerin Anke Nowak sagte: “Sowohl der NRV als auch der MSC hatten mit den Bedingungen zu kämpfen und haben so dem JSC Chancen gegeben. Der JSC dagegen hat eine bravouröse Leistung gezeigt und geht nun punktgleich mit dem MSC in den letzten Spieltag.“ Die Berliner und die Hamburger teilen sich die Tabellenführung mit jeweils 21 Saisonpunkten.
Nur zwei Punkte dahinter lauert aber der an diesem Wochenende nicht ganz so erfolgreiche NRV. Nach sieben Titeln in der Liga-Geschichte bleiben die Alstersegler auf der Zielgeraden eine stets gefährliche Kraft. Gut am nun neuen Szenario ist für die Fans, dass es für das Bundesliga-Finale keine reine Duellsituation gibt, in der sich nur zwei Vereine gegenseitig belauern. „Jetzt ist noch einmal alles offen“, sagte Anke Nowak. Dazu gab sie noch diesen Hinweis: „Die Meisterschale ist seit 2020 fest in Hamburger Hand, nun könnte sie nach Berlin gehen.“
Im Tabellenkeller müssen parallel zum Titelkampf der Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW), der Blankeneser Segel-Club (BSC), der Akademische SegelVerein Warnemünde (ASVW) und die Berliner Seglervereinigung von 1903 (SV03) vor dem drohenden Abstieg zittern. Auch hier wird der letzte Spieltag die Entscheidung bringen.
„Sehr trickreich, sehr drehig – das hat die gesamte Ligakonstellation durcheinandergewirbelt“, beschrieb JSC-Steuermann Daniel Schwarze die sportlichen Herausforderungen am Hauptstadtwochenende. Seine Erkenntnis: „Die Top-3-Teams liegen jetzt eng beieinander. Wir freuen uns auf das Finale und danken dem Liga-Team und der Wettfahrtleitung für das tolle Event.“
Hinter den je 18 Teams der 1. und 2. Bundesliga lagen am Sonntagabend drei intensive Segeltage auf dem Wannsee, die von sehr unterschiedlichen Segelbedingungen geprägt waren. Am Freitag und Samstag zeigte sich der Wannsee „typisch“ – mit drehenden Winden und Leichtwindbedingungen. Am Sonntag frischte der Wind dann erheblich auf: Böiger Westwind bescherte den Crews einen Härtetest, auf den sie idealerweise mit sauberen Manövern antworteten, wollten sie ihre J/70-Yachten auf Kurs halten.
In der 22. Bundesliga gab es gleich zwei Gewinner: Der Bochholter Yacht-Club gewann das Event vor dem Württembergischen Yacht-Club und dem Flensburger Segel-Club. „Es war ein sehr schönes Event für uns. Am Freitag sind wir stark gestartet, am Samstag war es für alle Teams tricky, aber wir konnten gut nachlegen und unseren Vorsprung ausbauen“, sagte Kolja Paus vom Bocholter YC. Und weiter: „Dieses Topergebnis bestätigt die Leistung, die wir schon beim ersten Event mit derselben Crewkonstellation gezeigt haben.“
Einen anderen sehr guten Grund zum Jubeln hatten die Zweitligisten vom Württembergischen Yacht-Club. Nur zehn Zähler auf dem Konto machten den Weg schon vor dem Wannsee-Finale Ende Oktober frei für die vorzeitige Aufstiegsfeier. Auch die Segler des SC Rheingau hatten Grund zur Freude: Mit ihrem siebten Platz in Berlin sicherten sich die Newcomer der Segel-Bundesliga den Klassenerhalt. Hier geht es zur Tabelle der 2. Bundesliga nach vier von fünf Events.
Bei allen gemeinsamen Liga-Treffen und Festen ging es an Land beim Potsdamer Yacht Club dank vieler engagierter ehrenamtlicher Helfer so professionell wie herzlich zu. Am Samstagabend lud der SC Rheingau zur Weinprobe ein. „Die Idee, zu den Spieltagen Spezialitäten aus der Heimatregion der Vereine mitzubringen, stammt vom SC Rheingau“, erklärt Anke Nowak. „Die exzellente Verkostung, begleitet von einem Vortrag über Anbaugebiete und Aromanoten, kam bei allen sehr gut an.“ Zu Übersicht über die Bundesliga-Saison 2025 und die weiteren Termine geht es hier.