Tatjana Pokorny
· 23.09.2020
Am Wochenende steigt der vierte Liga-Gipfel. Obwohl die Corona-Regeln nun doch Münchner in Schleswig-Holstein zulassen, bleiben Herausforderungen
Sie dürfen. Sie dürfen nicht. Sie dürfen. Die zu Ende gehende Woche hat Münchens Segelsportlern mit dem Ziel der Teilnahme am vierten Liga-Gipfel der Saison im schleswig-holsteinischen Kiel-Schilksee äußerste Flexibilität abgefordert. Nicht alle Vereine starten nun am Freitag mit Top-Crew in die Rennen. Der Bayerische Yacht-Club (BYC), entgegen früherer Höhenflüge aktuell Tabellen-Vierzehnter der 1. Bundesliga, kann am Wochenende im ehemaligen Olympia-Revier "nur" mit seinem Junioren-Team antreten, das eigentlich zur selben Zeit am Finale der Junioren-Bundesliga beim Mühlenberger Segel-Club auf der Elbe hätte starten sollen. Das in der Junioren-Bundesliga auf Platz sechs liegende, im Durchschnitt 19 Jahre alte Team um Steuermann Felix Kaiser hätte im Kampf mit den Altersgenossen noch Titelchancen gehabt. Nun aber müssen die Nachwuchs-Asse 100 Kilometer entfernt bei den Senioren ran und dort ihr Können im Kampf gegen den Abstieg in die Waagschale werfen.
Vorausgegangen war der Entscheidung von BYC-Manager Ilja Wolf eine Achterbahnfahrt durch die sich verändernden Corona-Regeln, die zwischenzeitlich von Münchner Seglern bei Einreise nach Schleswig-Holstein nicht nur eine Quarantäne, sondern auch zwei Corona-Tests in Folge mit jeweis negativem Befund erfordert hätten. Weil erst seit Mittwochabend klar ist, dass es nun doch ohne die Auflagen geht – so die Mitteilung von Bundesliga-Projektleiterin Anke Lukosch an BYC-Manager Ilja Wolf – wäre zwar die ursprünglich geplante BYC-Mannschaft doch startberechtigt, doch die Segler haben nach dem Hin und Her nun andere Pläne nicht mehr ändern und so schnell in den Norden abfahren können. Also schicken sie ihren Nachwuchs, der immerhin in dieser Saison schon einmal Erstliga-Erfahrungen machen konnte und mit einem Mittelfeldplatz heimkehrte.
"Wir hatten ursprünglich Kicker Schäfer und sein Team gemeldet", berichtet Wolf, "die haben in den vergangenen Wochen auch sehr intensiv trainiert. Ich hatte dann aufgrund der Bestimmungen allen absagen müssen. Um 22 Uhr gestern Abend kam die Info von Liga-Projektmanagerin Anke Lukosch, dass wir doch starten können. Das hätte das Team aber mit nahezu umgehend erforderlicher Abreise nicht mehr geschafft. Also haben wir uns entschlossen, das Junioren-Team vom Finale beim MSC abzuziehen und nach Kiel zu entsenden. Einer der Junioren ist zwar auch Münchner, aber wir haben ja die Mitteilung bekommen, dass die Regelung wieder aufgehoben ist. Ärgerlich daran ist, dass die nun nicht mehr in der Junioren-Liga fahren können."
Micki Liebl, Teammanager vom Münchner Yacht-Club (MYC, Tabellenplatz 15) und selbst in Barcelona vor dem Start in ein Mini-Rennen, sagte YACHT online am Donnerstag, dass sein Verein das ursprünglich geplante Team um Steuermann Manuel Wunderle "last minute" entsenden konnte. Auch die Münchner hatten in Folge der strengen Corona-Auflagen zunächst eine Fusion mit ihrem Junioren-Team erwägt, weil ein Crew-Mitglied der Senioren-Mannschaft in München lebt. Nach einigen Hin und Her über Nacht und der Umkehr des bereits abgefahrenen Team-Autos jedoch ist inzwischen die Original-Crew in Schilksee angekommen. Micki Liebl sagt: "Unsere Mannschaft wollte ursprünglich früher eintreffen und noch trainieren. Dann gab es die Beschränkungen und dann haben wir gestern erfahren, dass Schleswig-Holstein die Risikoeinschätzung der Stadt München wieder aufgehoben hat. Ich hoffe, unser Team kommt heute noch aufs Wasser und sie können alles auch mental gut wegstecken. Und dann hoffen wir, dass es die Tage nicht noch einmal andersherum geht."
Die zweimaligen Deutschen Vereinsmeister und Tabellen-Zwölften vom Deutschen Touring Yacht-Club (DTYC) können wie das MYC-Team komplett und nach Plan antreten. Das bestätigte mit Patrick Follmann einer der beiden Teammanager. "Wir hatten uns schon damit abgefunden, gar nicht starten zu dürfen und zwischenzeitlich die Unterkünfte storniert. Auch das Statement dazu war formuliert: Dass wir das sehr bedauern. Bei uns sind fast alle Teammitlieder in München gemeldet. Auch die meisten Junioren, weshalb wir da nicht viel hätten machen können. Diese Regeln machen aber nicht die Clubs und nicht die Liga, der deswegen in diesem Zusammenhang auch kein Vorwurf zu machen ist. Es wäre nur schöner gewesen, wenn man sich zu einer solchen Situation vorher klare Gedanken gemacht hätte. Dazu hatten wir zu Saisonbeginn mit den anderen Süd-Clubs eine Mail geschrieben, aber leider nichts Konkretes gehört. Nun soll es im Fall einer Nicht-Teilnahme den Durchschnitt der bei den vorherigen Regatten ersegelten Punkte geben. Da rutscht man womöglich bei mehreren betroffenen Vereinen in die Abstiegszone, obwohl man gar nichts dafür kann. Aber jetzt freuen wir uns erst einmal, dass es doch noch geklappt hat." Für den Deutschen Touring Yacht-Club starten am Wochenende Julian Stückl, Max Weiss, Laura Fischer und Paul Mothwurf.
Tabellenführer sind vor dem vorletzten Liga-Gipfel in Kiel-Schilksee die Rekordmeister vom Norddeutsche Regatta Verein vor dem Segel- und Motorboot Club Überlingen und den Senkrechtstartern vom OneKiel. Hier geht es zur aktuellen Bundesliga-Tabelle.