Tatjana Pokorny
· 03.10.2025
Beim vorletzten Event der fünften SailGP-Saison werden die Weichen im Kampf um den Einzug ins Zwei-Millionen-Dollar-Finale Ende November in Abu Dhabi gestellt. Machen es die im America’s Cup gestählten Favoriten unter sich aus, oder können die spanischen Titelverteidiger beim Cádiz-Heimspiel an diesem Wochenende erneut zum Coup ausholen?
An 4. und 5. Oktober ist der SailGP zu Gast in Cádiz. Beim vorletzten Event der fünften SailGP-Saison steht für die führenden Teams im Oberhaus der Weltliga viel auf dem Spiel. Die Teams aus Australien, Großbritannien und Neuseeland wollen mit starken Ergebnissen ihre Top-Drei-Positionen in der Meisterschaft verteidigen. Denn nur ein Podestplatz führt zum Saisonende nach den letzten Rennen in Abu Dhabi ins große Dreier-Finale. Nur den Siegern winken zwei Millionen US-Dollar Preisgeld.
Hinter den Liga-Besten suchen aber auch noch Diego Botins Los Gallos ihre erneute Finalchance. Den Spaniern war im vergangenen Jahr der große SailGP-Coup gelungen, als sie sich erst ins Finale gekämpft und dort dann Peter Burlings Black Foils und Tom Slingsbys Bonds Flying Roos besiegt hatten. Der SailGP-Krönung hatten Diego Botin und sein Flügeltrimmer zwei Wochen später ihren Olympiasieg im 49er folgen lassen. Es war ein goldenes Jahr für die Spanier.
Ob sie im Endspurt der aktuellen Saison erneut an diese Form anknüpfen können? Das wird auch von Form und Fortune der drei Top-Teams und den anderen Playern abhängen. Zuletzt waren im Flautenpoker auf dem Genfersee die Neuseeländer mit Platz acht heftig gestolpert, hatten ihre Tabellenführung an Australien abgeben müssen. In der Meisterschaftswertung führen vor dem Cádiz-Kräftemessen die Bonds Flying Roos (76 Punkte) mit einem Zähler Vorsprung vor Team Emirates GBR mit Steuermann Dylan Fletcher (75 Punkte) und den Black Foils (73 Punkte).
„Das sind die Teams mit America’s-Cup-Hintergrund und der meisten Erfahrung auf zwei foildenen Rümpfen“, erklärt der deutsche Fahrer Erik Kosegarten-Heil die Güte der Liga-Dominatoren. Doch hinter den großen Drei lauern die spanischen Titelverteidiger mit 70 Punkten als Tabellen-Vierte auf ihre Heimspiel-Chance – auch ohne America’s-Cup-Hintergrund. In der vergangenen Saison waren sie die Ersten, die mit ihrem Meistercoup die drei Jahre währende australische Dominanz im SailGP hatten brechen können.
Im Endspurt trennen Diego Botin, seinen Flügeltrimmer Flo Trittel, Strategin Nicole Van der Velden und ihr Team nur drei Punkte von Neuseeland auf Platz drei. Los Gallos sind auch ohne Cup-Expertise zur SailGP-Macht herangereift. „Die Spanier sind ein Sonderfall, sehr talentiert und seit vier Jahren als Team zusammen unterwegs“, erklärt der zweimalige 49er-Bronzemedaillen-Gewinner Erik Kosegarten-Heil. Er schätzt seinen langjährigen olympischen Wegbegleiter und Sparring-Partner Diego Botin sehr.
Über viele Jahre hatte Erik Kosegarten-Heil mit seinem Vorschoter Thomas Plößel und die Spanier Botin und Trittel im olympischen 49er gemeinsam trainiert. Wem Erik Kosegarten-Heil im schon an diesem Wochenende beginnenden SailGP-Showdown von Saison fünf die Daumen drückt? „Emotional zu 100 Prozent den Spaniern. Aber auch die Neuseeländer hätten es nach jahrelanger guter Arbeit und starken Leistungen in diesem Jahr mal verdient“, so der 36-Jährige in seiner erst zweiten Liga-Saison.
Diego Botin selbst weiß vor dem SailGP-Heimspiel in Cadiz: „Es ist ein Spiel, bei dem es auf Erfahrung und das richtige Verständnis ankommt. Die drei Teams vor uns kennen dieses Spiel gut. Ich bin sicher, sie werden ihre Karten gut ausspielen.“ Die eigenen Karten beschreibt Botin so: “Wir wollen Druck auf die anderen Teams ausüben, keine dummen Fehler machen und unsere Möglichkeiten nutzen.”
Wir werden Vollgas geben, wenn wir die Chance bekommen, diesen Platz im Grand Final zu besetzen.“ Diego Botin
Dass auch das spanische Team in Cádiz unter Druck stehe, räumte Botin freimütig ein. Der 31 Jahre alte Fahrer sagte: „Cádiz ist schon so lange im SailGP dabei, wir haben hier immer so viel Unterstützung. Also haben wir den Druck, dass wir gut sein wollen. Gleichzeitig haben wir auch die Kraft, die diese Stadt und die Fans uns geben.“
Im Gegensatz dazu wird der erwartete Wind den Teams im langjährigen andalusischen SailGP-Revier eher nicht so viel Kraft geben. Alles deutete am Vortag auf eine erneute Leichtwindprüfung, womöglich wieder mit Drei- oder Vier-Personen-Crews hin. In der kleinsten Konstellation hatten Erik Kosegarten-Heil und der deutsche Rennstall gerade den umjubelten ersten SailGP-Sieg des deutschen Rennstalls auf dem Genfersee eingefahren.
Als “schöne Momentaufnahme” hatte Kosegarten-Heil den Erfolg beschrieben, aber gleichzeitig gegen Ende der erst zweiten SailGP-Saison für Team Germany auch festgestellt: “Das ist noch nicht das, wo wir im Moment stehen. Es wird Stück für Stück besser, aber es ist noch ein langer Weg.”
Wohin der in Cádiz führen kann, wird das Wochenende zeigen. Das ZDF überträgt die Rennen im Livestream hier am Samstag und am Sonntag jeweils ab 15.30 Uhr. Kristin Recke kommentiert, Alexander Ruda ist als Reporter vor Ort.